Jubiläum:Wie ein zweites Zuhause

Jubiläum: Gründungsmitglieder und Aktive des Familienzentrums Poings trafen sich zum Rückblick auf 30 Jahre Vereinsgeschichte. Inzwischen gibt es auch ein solches Zentrum in Brasilien, bald auch eines in Polen.

Gründungsmitglieder und Aktive des Familienzentrums Poings trafen sich zum Rückblick auf 30 Jahre Vereinsgeschichte. Inzwischen gibt es auch ein solches Zentrum in Brasilien, bald auch eines in Polen.

(Foto: Christian Endt)

Das Familienzentrum Poing feiert sein 30-jähriges Bestehen mit Gründungsmitgliedern und Aktiven. Jedes Jahr kommen rund 8000 Menschen für ein Programm von Kasperltheater bis Capoeira-Kursen ins Bürgerhaus

Von Anna Horst

Es ist ein Ort, der Eltern und Kindern seit 30 Jahren Zuflucht bietet. Bereits seit dem Jahr 1988 empfängt das Familienzentrum Poing jeden, der dorthin kommt. Dieses Jahr feiert das Zentrum sein Jubiläum. Ein guter Grund also für viele Ehemalige, Aktive und Gründungsmitglieder, wieder zusammenzukommen und bei einem Nachmittagskaffee von den vergangenen 30 Jahren zu erzählen.

Begonnen hat alles mit dem Verein "Kinderspiel", der im November 1988 gegründet wurde. "Poing war damals schon Zuzugsgebiet und viele neue Familien sind hierher gezogen", erzählt Susanne Knott, Mitglied des heutigen Vorstands. "Es gab aber viel zu wenig Möglichkeiten für Kinder und ihre Eltern sich kennenzulernen und auszutauschen." Auch habe es großen Bedarf bei der Kinderbetreuung gegeben. Um diese Nachfrage zu erfüllen, bot der Verein Spielgruppen und Ferienspielaktionen an. Organisiert wurde alles von den Eltern selbst auf ehrenamtlicher Basis.

Ab 1994 fanden gemeinsame Aktionen mit dem Poinger Kommunikationszentrum statt, der Neubürgern die Integration in die Gemeinde erleichtern wollte. Als sich die beiden Vereine nur ein Jahr später zusammenschlossen, war das Familienzentrum Poing geboren.

Doch eine entscheidende Sache hatte bis dahin immer gefehlt: eigene Räumlichkeiten, die dem Zentrum Platz boten für viele neue Angebote wie den Miniclub, das Kasperltheater, Bastelnachmittage und den offenen Treff. Die Lösung kam nach langem Suchen in Form eines Baucontainers, der 1995 gekauft wurde. "Wir haben den Container dann in Eigenregie umgebaut. Das Engagement der Mitglieder war unglaublich, alle haben sich vom Spaß anstecken lassen und mitgeholfen", schwärmt Renate Stein, die schon bei der Gründung des Vereins in dessen Vorstand war. Als Standort für das neue Zentrum diente ein Grundstück der evangelischen Kirche an der Gebrüder- Asam-Straße.

Unterdessen riss der Zustrom von jungen Familien nicht ab: Hatte Poing 1988 noch knapp 7000 Einwohner, waren es im Jahr 2000 bereits über 11 000. "Wir sind mit der Gemeinde in vielen kleinen Schritten mitgewachsen. Unser Angebot wurde immer größer, weshalb wir auch erstmals für Verwaltung und Finanzen professionelle Angestellte hatten", erzählt Stein. Kochtreffs, Werkstattabende und Faschingsbälle wurden erstmals angeboten. Zwischenzeitlich gab es bis zu sieben verschiedene Standorte im gesamten Ortsgebiet.

2009 zog das Familienzentrum deshalb in die Räumlichkeiten im Bürgerhaus um. Dort fanden viele Familien nicht nur einen Treffpunkt sondern ein zweites Zuhause. "Ich war damals gerade erst hierher gezogen, und traf eine Mitarbeiterin des Familienzentrums auf der Straße. Sie hat mir erzählt, dass man hier auch Deutsch lernen kann, und seitdem bin ich regelmäßig mit meiner Tochter hier", erzählt Jie Xing.

Die Deutschkurse sind nur eines von vielen neuen Angeboten, die dem Gesellschaftswandel der letzten Jahre entgegen kommen sollen. Inzwischen ist das Familienzentrum Träger zweier Kitas, es gibt zwei Miniclubs zur Vorbereitung auf den Kindergarten, einen Hort und viele weitere Angebote für Kinder. Außerdem vermittelt das Zentrum Patenschaften für Asylbewerber, bietet in Zusammenarbeit mit der AWO ein Seniorencafé an, organisiert Workshops, Basare und noch vieles mehr. "Das Familienzentrum hat sich mit der Gesellschaft gewandelt. Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Menschen hier im Ort, sind aber immer bei unserem Motto - Familien helfen Familien - geblieben", sagt Knott. Ihre Kollegin Ceylin Freund ergänzt: "Die Bereitschaft zum Mithelfen ist nach wie vor sehr groß. Die Mitglieder sind unglaublich engagiert und jeder setzt sich für den anderen ein." Ihre eigene Tochter, mit der sie anfangs immer ins Zentrum kam, passt dort inzwischen selbst auf Kinder anderer Mütter auf.

Doch nicht nur in Poing haben die Familien offenbar das Bedürfnis nach einem Begegnungsort: Renate Stein ist bereits vor einigen Jahren nach Argentinien ausgewandert und hat dort ebenfalls ein Familienzentrum eröffnet. "Das Konzept kommt überall auf der Welt gut an. In Südamerika aber ist die Lage von jungen Familien noch mal eine ganz andere als hier. Beinahe 90 Prozent der Geburten werden dort als Kaiserschnitt durchgeführt - einfach weil es schneller geht", erzählt Stein den Ehrenamtlichen aus Poing. Eine soziale Einrichtung, in der die Mütter sich über ihre Erfahrungen austauschen können, sei daher umso wichtiger.

Auch Monika Nowicka, ein langjähriges Mitglied des Zentrums in Poing, möchte das Konzept "Familien helfen Familien" im Ausland umsetzen. Sie wird bald nach Polen ziehen und plant, dort ebenfalls einen Treffpunkt für Familien einzurichten.

In Poing profitieren schon jetzt bis zu 8000 Besucher im Jahr vom Familienzentrum. "Wir sind eine verlässliche Größe im Ort geworden", betont Knott. "Das Familienzentrum ist immer da und alle Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion, können zu uns kommen."

Sein 30. Jubiläum feiert das Familienzentrum am Freitag, 30. November im Katholischen Pfarrheim, Schulstraße 29 c in Poing.

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