Jubiläum:Bewegte Geschichte

Katina Bogea - Griechin aus dem Landkreis.

Anlaufstelle für Feinschmecker: Katina Bogea bietet auf dem Wochenmarkt Oliven und andere Produkte aus Griechenland an.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Samstag feiert der Grafinger Wochenmarkt auf dem Hans-Eham-Platz sein 25-jähriges Bestehen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die erste Rückmeldung war niederschmetternd. "Keine nachhaltige Chance", urteilte der Genossenschaftsverband. Geprüft hatte er das Konzept der Ebersberger Bio-Erzeuger-Genossenschaft. Mit dem Zusammenschluss wollten Hans Huss, Günter Baumgartner und Olaf Rautenberg eine Plattform schaffen für den lokalen Vertrieb von lokalen Produkten. Obwohl etwa 100 Genossen Anteile zeichneten, blieb den drei Aktiven vom Bund Naturschutz (BN) nichts anderes übrig, als die Idee wieder zu begraben. Umso erfolgreicher sollte die zweite Idee werden, der Grafinger Wochenmarkt. Am Samstagvormittag wird dessen 25-jähriges Bestehen auf dem Hans-Eham-Platz gefeiert.

Sinn und Zweck des Wochenmarkts sind natürlich schnell erklärt. Lebensmittel müssten nicht durch die halbe Welt transportiert werden, umreißt Rautenberg. "Nirgendwo geht es im Lebensmittelhandel transparenter zu, als auf einem Wochenmarkt." Die Hände hinter dem Verkaufstisch sind jene, die den Brotteig kneteten, das Gemüse hochzogen, die Kräuter schnitten oder das Vieh schlachteten.

Natürlich stecke auch eine ökonomische Erwägung hinter dem Markt: Einmal verdienten sich die Fieranten ein wichtiges Zubrot, erläutert Rautenberg, der noch immer als BN-Kreisvorsitzender tätig ist. Andererseits bleibe Geld in der Region, statt in Bilanzen von großen Lebensmittelketten zu fließen. Der Auftakt für den Markt fiel sogar mit den Feierlichkeiten der neuen Grafinger und St. Marcelliner Städtepartnerschaft zusammen. Am 3. Juli 1993 stehen neben den Fieranten aus dem Umland auch solche aus Südostfrankreich auf dem Grafinger Hans-Eham-Platz. Walnüsse und St. Marcelliner Käse liegen zum Beispiel auf ihren Tischen.

Tatsächlich gelingt es dem Markt, sich zu etablieren - auch wenn nicht immer alles ganz reibungslos läuft. Denn freilich sind auch lokale Fieranten Unternehmer. "Wenn es um neue Marktstände mit ähnlichem Sortiment ging, dann drohten auch mal welche mit dem Umzug", erinnert sich Rautenberg. Echte Überzeugungsarbeit sei dann nötig gewesen, ausgerechnet aufeinem marktliberalen Grundsatz, der da laute "Konkurrenz belebt das Geschäft".

Wirklich kritisch wurde es für den Markt nur einmal. Im Jahr 2007 hatte der Eigentümer einiger Parkplätze dem BN kurzfristig die Nutzungsrechte entzogen. Zuerst sprang Pfarrer Axel Kajnath ein und gewährte dem Markt sprichwörtlich Kirchenasyl auf dem Vorplatz der nebenan gelegenen evangelischen Kirche. Dann rief ihn Christian Hartmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Grafinger Autohauses, zu sich auf die andere Straßenseite hinüber. Schließlich erlaubte der Stadtrat dem Markt den Umzug auf die Westseite des Hans-Eham-Platzes. "Der neue Platz ist sogar fast noch besser als der alte", lautete bei der Wiedereröffnungsfeier das Urteil von Besuchern und Lokalpolitikern. Der Wind pfeife weniger und im Sommer stünden die Marktstände im Schatten.

Mittlerweile in Eigenverantwortung der Händler und vom Bauernverband organisiert, feiert der Wochenmarkt an diesem Samstag erneut, und zwar zwischen 10 Uhr und 12.30 Uhr. Und der Vormittag wird auch musikalisch: Eine Abordnung der Stadtkapelle wird spielen. Zudem ist ein Quiz rund um saisonale und regionale Produkte vorbereitet.

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