Wandern im Landkreis Ebersberg:Spaziergänge – nicht nur an Ostern

Lesezeit: 4 Min.

Bewegung und frische Luft gefällig? Eine Wanderung zur Semptquelle in Markt Schwaben ist einer der Vorschläge des Wanderfachmanns Jochen Hoepner.
Bewegung und frische Luft gefällig? Eine Wanderung zur Semptquelle in Markt Schwaben ist einer der Vorschläge des Wanderfachmanns Jochen Hoepner. (Foto: Christian Endt)

Eine Runde im Forst, ein Spaziergang zu besonderer Architektur in Poing oder ein Besuch bei den Semptquellen: Jochen Hoepner, Experte für Rad- und Wandertouren im Landkreis Ebersberg, hat  vielfältige Routen für einen Frühlingsausflug konzipiert.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Wer sich im Landkreis Ebersberg am besten auskennt, wenn es um Rad- und Wanderwege geht, ist ausgerechnet ein „Nordlicht“. Denn Jochen Hoepner stammt ursprünglich aus Laboe – gut 900 Kilometer entfernt von Baldham, wo er seit rund 40 Jahren mit seiner Familie wohnt. Am liebsten erkundet der sportliche 78-Jährige die Gegend per Fahrrad oder zu Fuß. An diesem Hobby lässt Hoepner seit 2016 auch andere Menschen teilhaben, hat er doch seitdem diverse Rad- und Wanderführer auf den Markt gebracht – erhältlich in allen Buchhandlungen im Landkreis.

Für die Süddeutsche Zeitung hat er daraus drei Strecken ausgewählt oder sogar extra konzipiert und ist vor der Beschreibung der Route jede noch einmal abgefahren, um sicherzugehen, dass alle Markierungen noch an Ort und Stelle sind. Dabei herausgekommen sind drei Routen unterschiedlicher Länge: eine in Poing, die zweite in Markt Schwaben und Nummer drei im Ebersberger Forst. Sie sind perfekt für einen Spaziergang über die Feiertage - aber nicht nur dann.

Jochen Hoepner aus Baldham ist gern in der Natur unterwegs - entweder auf dem Fahrrad oder zu Fuß.
Jochen Hoepner aus Baldham ist gern in der Natur unterwegs - entweder auf dem Fahrrad oder zu Fuß. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

SZ-Oster-Wanderung 1: Poing. 5,2 Kilometer, circa eindreiviertel Stunde, leichte Wanderung.

S-Bahnhof – Wildbienenhotel -Streuobstwiese – Reuter Park – Kirche Seliger Pater Rupert Mayer.

Mit dem Auto: Parkgarage am Einkaufszentrum neben der S-Bahn Station (Parkzeitbeschränkung beachten).

Start und Ende der Wanderung: Fußgängerunterführung S-Bahn-Station Poing

Über Bahnhof- und Hauptstraße rechts in die Anzinger Straße. Nach der Gaststätte auf der linken Seite erst in die vierte Straße rechts (Prielmayer Straße), dann in die erste links (Pfarrhofweg) abbiegen. Ab dort geradeaus auf dem Feldweg bis zum Wildbienenhaus des lokalen Imkervereins. Zehn verschiedene Schautafeln zeigen sehr anschaulich das Thema „Bienen und ihr Lebensraum“.

Gleich dahinter liegt eine Streuobstwiese, je nach Jahreszeit mit herrlicher Blütenpracht oder einer Überfülle an Äpfeln und Birnen. Vorbei an kleinen Waldabschnitten und weiten Ackerflächen geht es entlang breiter Getreidefelder, auf denen sich in den Spätsommermonaten hohe Maisfelder ausbreiten. Besonders unter blauem Himmel und bei klarer Sicht besticht der weite Panoramablick nach Süden auf die Voralpenkette.

Ein Idyll mitten im alten Ortszentrum: der Poinger Reuterpark.
Ein Idyll mitten im alten Ortszentrum: der Poinger Reuterpark. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Im Reuterpark gibt es lehrreiche Schilder zu verschiedene Baumarten.
Im Reuterpark gibt es lehrreiche Schilder zu verschiedene Baumarten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

An der ersten Abzweigung nach rechts führt der Weg am Waldrand leicht abwärts durch einen kleinen Graben. Am Ende, dem Fuß einer Rissmoräne, geht es an der Gabelung nach rechts entlang der Leite Richtung Poing. Dann dem steilen Treppensteig folgen. Etwas oberhalb führt links ein breiter Weg zum Reuterpark, seit 1989 im Besitz der Gemeinde. Fünf Jahre später wurde das verwilderte Gelände, das früher zu einer Villa gehörte, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ein Baumlehrpfad informiert über das Artenspektrum.

Wie ein funkelnder Kristall soll die Kirche Seliger Pater Rupert Mayer wirken. Im Volksmund heißt sie wegen ihrer Form "Sprungschanze Gottes".
Wie ein funkelnder Kristall soll die Kirche Seliger Pater Rupert Mayer wirken. Im Volksmund heißt sie wegen ihrer Form "Sprungschanze Gottes". (Foto: Christian Endt)

Verlässt man den Park nach rechts, stößt man nach der Rathausstraße auf den Endbachweg. Durch die S-Bahn-Unterführung am Friedhof vorbei erreicht man die Kreuzung an der Plieninger Straße. Zwischen Hauptstraße und dem Sportgelände führt der Weg über die Fußgängerbrücke. Nach dem Passieren des Schulgeländes gelangt man zur Kirche Seliger Pater Rupert Mayer, ausgezeichnet mit dem Architekturpreis Große Nike.

Seliger Pater Rupert Mayer
:Magischer Kirchenraum

Das Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer zieht mit seinem Baustil alle Blicke auf sich. Im Mai wurde das Gebäude mit dem renommierten Architekturpreis Große Nike ausgezeichnet. Das vom Münchner Architekturbüro Meck entworfene Ensemble zeige ...

Das mit 15 000 weißen, dreidimensionalen Kacheln bedeckte Bauwerk wird auch als „Sprungschanze Gottes“ bezeichnet. Der schönste Blick bietet sich von dem an der nordwestlichen Seite gelegenen kleinen Weiher. In Richtung Süden erreicht man dann schon nach kurzer Zeit wieder den Ausgangspunkt.

SZ-Oster-Wanderung 2: Markt Schwaben Semptquelle. 7,3 Kilometer, circa zwei Stunden, leichte Wanderung

Sportzentrum – Badeweiher mit Spielplatz – Kressiermühle – Semptquelle – Wolfmühle.

Parkplatz: Sportzentrum Markt Schwaben, Bürgermeister-Haller-Weg 2, Markt Schwaben.

Idyllisch eingebettet zwischen Forstinning und Markt Schwaben führt die Wanderung nahe der Anzinger Sempt durch das Schwabener Moos. Vom Parkplatz aus geht es in nördlicher Richtung über den Graf-Rathold-Weg und die Lindenstraße an der Abzweigung Lodererstraße auf einem breiten Feldweg nach rechts in Richtung der Anzinger Sempt. Direkt nach dem zweiten kleinen Weiher auf der linken Seite, noch vor der kleinen Semptbrücke, am Verbotsschild für Reiter dem schmalen Pfad folgen. Hier ist Lebensraum und Nahrungsgebiet für viele Wildtiere. Vor allem die Storchenpaare sind während der Brutzeit auf die Ruhe in den Mooswiesen angewiesen, um genügend Futter für ihre Jungen zu finden.

Naturschutz im Landkreis Ebersberg
:Radeln zum Storch

Im Landkreis Ebersberg sind wieder alle drei Horste besetzt. Der Landesbund für Vogelschutz hat eine Tour entworfen, bei der man sogar vier Nester sehen kann.

Von Wieland Bögel

Nächster Stopp: Kressiermühle. Zum 900-jährigen Bestehen wurde hier ein 3,6 Tonnen schwerer Findling aufgestellt. Nach einer kleinen Linkskurve führt ein idyllischer Trampelpfad in südöstlicher Richtung bis zur Semptquelle nahe der Schautafel zum historischen Rundweg. Kurz vorher winkt ein herrlicher Blick von einer Bank aus am Quellweiher. Ein sehr schmaler Weg führt durch die Anlage des Poinger Fischervereins „Die Schnürlwascher“; deutlich breiter ist der Feldweg zur Hauptstraße St. 2080 und weiter südlich vorbei an der Köppelmühle. Bis 1920 war sie Mahl- und Sägmühle, heute wird dort eine Fischzucht betrieben.

Die Wolfmühle bietet einen schönen Hofladen, außerdem gibt es immer wieder Kulturveranstaltungen.
Die Wolfmühle bietet einen schönen Hofladen, außerdem gibt es immer wieder Kulturveranstaltungen. (Foto: Christian Endt)
Eine Tafel bietet Informationen über den Flugzeugabsturz, der sich hier zugetragen hat.
Eine Tafel bietet Informationen über den Flugzeugabsturz, der sich hier zugetragen hat. (Foto: Christian Endt)

Rechterhand liegt die Wolfmühle. Ebenfalls rechts ist an der Hauptstraße eine Schautafel angebracht. Sie dokumentiert den Absturz eines amerikanischen Aufklärungsflugzeugs, bei dem am 22. Mai 1962 alle Insassen aus bis heute ungeklärten Ursachen starben.

Kurz vor dem Ziel erkennt man bei einem kleinen Schwenk nach rechts auf der linken Seite schemenhaft den Badeweiher. Weiter geht es auf dem Weg nach links über die Brücke am Schwarzgraben. Nach dem Queren des Sportplatzgeländes erreicht man den direkten Weg zum Badeweiher und den Ausgangspunkt.

Diese Fontäne gibt es am Badesee im Markt Schwabener Sportpark.
Diese Fontäne gibt es am Badesee im Markt Schwabener Sportpark. (Foto: Christian Endt)

SZ-Oster-Wanderung 3: Ebersberger Forst nahe Anzing, Nonnenstein. 4,5 Kilometer, circa 1,2  Stunden, leichte Wanderung.

Nonnenstein – Sauschütt – Friedensbuche – Kapelle.

Parkplatz: Obelfing, Ende der Parkstraße (Tennisparadies Sepp Maier), Wanderparkplatz Obelfing.

Gut zu wissen: In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Ebersberger Forst schachbrettartig in circa 450 mal 450 Meter große Quadrate, sogenannte „Geräumte“, eingeteilt. Das dadurch entstandene Wegegitternetz wurde mit Namen versehen, die sich in den meisten Fällen an nahegelegene Ortschaften anlehnen.

Vom Parkplatz geht es parallel zur Forststraße (Anzinger-Geräumt) auf dem wesentlich schmaleren Weg in südöstlicher Richtung. Biegt man bei der Gabelung links auf die Angerer-Geräumt, erreicht man sehr schnell den Nonnenstein, eine mannshohe Sandsteinsäule. Sie erinnert an die verheerende Katastrophe, bei der zwischen 1889 und 1892 rund zwei Drittel des Baumbestandes durch Raupenfraß vernichtet wurden.

Nach der Restaurierung des Nonnensteins wurde hier eine Edelkastanie gepflanzt (von links): Bernhard Winter (Bündnis Wald), Kathrin Alte (Bürgermeisterin von Anzing), Georg Schuder (Verschönerungsverein Ebersberg), Iris Laner (Bündnis Wald), Heinz Utschig (Leiter Bayrische Staatsforsten), Thomas Warg (Kreisheimatpfleger).
Nach der Restaurierung des Nonnensteins wurde hier eine Edelkastanie gepflanzt (von links): Bernhard Winter (Bündnis Wald), Kathrin Alte (Bürgermeisterin von Anzing), Georg Schuder (Verschönerungsverein Ebersberg), Iris Laner (Bündnis Wald), Heinz Utschig (Leiter Bayrische Staatsforsten), Thomas Warg (Kreisheimatpfleger). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Erst weiter geradeaus auf der Angerer-Geräumt, dann an der ersten großen Kreuzung nach rechts abbiegen und die Forststraße nach St. Hubertus überqueren. Danach erreicht man in südlicher Richtung die Anzinger Sauschütt. Der Weg nach links verläuft in Richtung „Forsthaus Hubertus“, doch für die vorliegende Tour geht es auf dem schmalen Waldpfad nach rechts Richtung „Obelfing/Anzing“.

Die Blutbuche oder „Friedensbuche“ bei der Kapelle „zu unserer lieben Frau im Wald“ wurde  am 8. Mai 1945 von Hauptforstwart Ludwig Neissendorfer gepflanzt.
Die Blutbuche oder „Friedensbuche“ bei der Kapelle „zu unserer lieben Frau im Wald“ wurde  am 8. Mai 1945 von Hauptforstwart Ludwig Neissendorfer gepflanzt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wenige Meter weiter steht im ehemaligen Wirtsgarten der Sauschütt neben einer Holzbank ein Gedenkstein. Er erinnert an die Pflanzung einer Blutbuche als Friedensbuche, verbunden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Direkt daneben bietet die „Kapelle zu unserer Lieben Frau im Wald“ die Möglichkeit, eine kleine Besinnungspause einzulegen.

Auf einem schmalen Pfad in nordwestlicher Richtung, gesäumt von abwechslungsreicher Waldlandschaft, werden „Unterasbach- und Oberasbach-Geräumt“ gequert, bis bei „Berger Geräumt“ rechter Hand der Ausgangspunkt wieder erreicht ist.

Jochen Hoepner: Die schönsten Rad- und Wandertouren, überarbeitete 3. Auflage, VLG Verlag Softcover, 189 Seiten, 15 Euro.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Liebe zu Hühnern
:Rosa und das grüne Ei

Ein Mädchen aus Grafing bei München pflegt eine ganz spezielle Beziehung zu Hühnern, die farbige Eier legen, auch mal kuscheln oder ein Hinkebein simulieren. Eine Geschichte über den Wert des Lebens - nicht nur an Ostern.

SZ PlusVon Anja Blum und Christian Endt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: