„Jung und gut“, „beeindruckend und wegweisend“, „vielversprechend kuratiert, angenehm bunt und vielfältig“: Das Festival „EBE-Jazz“ findet in überregionalen Medien ein wahrlich positives Echo. Sehr zur Freude der ehrenamtlichen Macher natürlich. „Wir werden gesehen“, sagt Frank Haschler, strahlt übers ganze Gesicht und erzählt, dass man das nicht nur an den wohlwollenden Berichten ablesen könne.
Sondern auch an den deutlich zunehmenden Angeboten seitens der Künstleragenturen oder an einer Studie zu den rund 1800 Musikfestivals in Deutschland: „Die nämlich zeigt, dass wir uns überhaupt nicht verstecken müssen.“ Ein Ergebnis etwa laute, dass ein Drittel der Festivals von Konkurs bedroht sei – was auf EBE-Jazz eben nicht zutreffe. „Ja, es wird immer schwieriger mit den Fördergeldern, aber wir haben einen guten Leumund“, erklärt Haschler.
Dieser Erfolg ist kein Wunder: Bereits bei der Premiere 2015 gelang es, Stars wie Chris Potter oder Ron Carter für EBE-Jazz zu gewinnen. Seitdem findet das Festival alle zwei Jahre statt und ist ein Magnet für Musikliebhaber aus der Region. Nun also geht die große Jazz-Sause in Ebersberg und Grafing bereits in die sechste Runde. An zehn Tagen, zwischen Freitag, 10. Oktober, und Sonntag, 19. Oktober, finden an sieben Spielstätten 18 Veranstaltungen statt. Hochklassige Konzerte natürlich, aber auch ein Musiktheater für Kinder, experimentelle Performances, Kinoabende, vibrierende Sessions und mehr. Denn den Machern von der IG Jazz ist es wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Das Festival solle ein Erlebnis sein für Jung und Alt, für Musik- und Jazzliebhaber, aber auch für Neulinge sein. „Von mitreißendem Swing über südamerikanische Rhythmen und funkige Beats bis hin zu Poesie – für jeden Geschmack ist etwas dabei“, heißt es in der Ankündigung. Dargeboten wird das abwechslungsreiche Programm von internationalen Stars, Nachwuchstalenten und lokalen Größen. Mit seinem Anspruch, Jazz erlebbar und zugänglich zu machen, schafft EBE-Jazz eine Plattform für musikalische Begegnungen, kreative Entdeckungen und gesellschaftlichen Austausch.
Wie bereits in den Vorjahren werden sowohl die Stadthalle und die Bücherei in Grafing als auch das Alte Kino, der Alte Speicher, die Galerie des Kunstvereins, die Musikschule und das Café Mala in Ebersberg bespielt. Das Eröffnungskonzert bringt die österreichische Kultband Shake Stew nach Grafing, im Gepäck hat sie Funk-Afro-Jazz-Rock und hypnotische Beats. Tags darauf steht ein Geburtstagskonzert für Hildegard Knef auf dem Programm: Madeleine Joёl & The Hildeguards präsentieren die Klassiker in anspruchsvollen und zeitgemäßen Arrangements. Beschlossen wird das erste Wochenende von der lokalen EBE-Jazz-Big-Band, die sich diesmal der „Funky Side of Jazz“ widmet.

Danach zieht das Festival hinüber nach Ebersberg, wo die französische Sängerin Camille Bertault ihr Album „Bonjour Mon Amour“ vorstellt. Laut Ankündigung vereint es Gesang, Jazz-Improvisation, Theater, Poesie, Slam und elektronische Texturen, die Texte seien bissig, roh, prägnant, melancholisch und witzig. Mut zu neuer Größe beweist EBE-Jazz dann mit einem Konzert der NDR Big Band und ToyToy: Das Projekt mixt Jazz mit Hip-Hop und urbanen Grooves. „Das bedeutet, dass 30 Leute mit zwei großen Lastern zu uns kommen – aber es geht!“, freut sich Haschler.
Der Höhepunkt des Festivals indes ist ein Doppelkonzert, in dem das Weltspitzentrio Mare Nostrum auf die Förderpreisgewinnerin 2025 des Bayerischen Jazzverbands trifft, Teresa Luna. Geboren im pulsierenden Buenos Aires, aufgewachsen zwischen den Wäldern und Wiesen Bayerns, lebt sie heute in Berlin – und trägt all diese Orte in ihrer Stimme. Gemeinsam mit ihrer Band schafft Luna Konzerterlebnisse, die Geschichten erzählen – von Aufbruch, Begegnung und Zugehörigkeit. Mare Nostrum wiederum ist eine prägende Erscheinung des „Sound of Europe“: Der sardische Trompeter Paolo Fresu, der französische Akkordeonist Richard Galliano und der schwedische Pianist Jan Lundgren erschaffen Miniaturen aus nordischer Melancholie und mediterraner Lebensfreude.

Das Jubiläum „100 Jahre Oscar Peterson“ wird begangen mit einer musikalischen Lesung von Musikjournalist Marcus A. Woelfle und dem Max Neissendorfer Trio sowie tags darauf mit einem Film, der die Geschichte der musikalischen Legende erzählt. Ebenfalls sehenswert ist die Dokumentation „Soundtrack To A Coup d’Etat“ über die Jazz-Aktivitäten der CIA im postkolonialen Kongo.
Zum Programm gehört außerdem ein Improvisationsworkshop der Musikschule Ebersberger Land – der gekrönt wird von einem Auftritt des Trios Three and a Half, das sich aus den Genres Hip-Hop, Rock, Pop, Drum and Bass, Techno und weiteren zeitgenössischen Stilrichtungen bedient. Ein Hörvergnügen der besonderen Art bietet auch das Trio Mach, denn dieses bewegt sich in einem außerordentlich breiten Spektrum: von Groove bis Geräusch, von Tonalität bis Atonalität, von Rock bis Jazz und Neuer Musik.
Paul Brändle und Andreas Dombert sind zwei Jazzgitarristen von internationalem Rang – und haben nun zum Duo zusammengefunden. Gemeinsam präsentieren sie „The Art of Jazz Guitar(s)“. Mit Magnus Dauner & Band können Kinder ab fünf Jahren spielerisch die Welt des Rhythmus entdecken. Den krönenden Abschluss bildet das Projekt „Kimuntu“: Eine sechsköpfige Band um den aus dem Kongo stammenden Sänger und Pianisten Guy-El Mabiala wird einen Aufruf zum Humanismus gestalten und so das Festivalpublikum mit einer kraftvollen Botschaft entlassen.
EBE-Jazz: Alle Infos zum Programm sowie Karten gibt es unter kultur-in-ebersberg.de sowie unter ebe-jazz.de. Tickets sind außerdem unter (08092) 255 92 05 oder persönlich in der Vorverkaufsstelle im Foyer des Alten Speichers erhältlich. Ein Festivalpass kostet 160 Euro.

