Süddeutsche Zeitung

Jahresrückblick 2023:Chronik Teil 4: Oktober bis Dezember

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Um die Zukunft eines lebenden und eines mechanischen Denkmals, um den Tausch von Lebenssäften und um 14 Jahre Wartezeit am Bahnhof geht es unter anderem im letzten Vierteljahr im Landkreis Ebersberg.

In Ebersberg sorgt man sich um die Friedenseiche. Der vor 150 Jahren gepflanzte Baum ist nicht mehr im besten Zustand. Mitte Oktober kommen Fachleute zur Untersuchung, unter anderem wird per Lastwagen am Baum gerüttelt. Gut sechs Wochen später geben sie Entwarnung: Die Eiche kann stehenbleiben, muss aber künftig besser gepflegt werden.

Der Vaterstettener Verein Notturno öffnet die Türen seines Nicht-Museums - des "Künstlerhaus Ritter" im Fuchsweg: Die Mitglieder haben das kreative Durcheinander dort geordnet und einen Ort des Schauens, Nachdenkens und der Begegnung aus diesem Genius Loci gemacht. Dort kann man fortan dem imaginären, weil bereits verstorbenen Hausherren begegnen, dem Maler Martin Ritter.

"Vote for Jazz!" Der Ebersberger Kunstverein belebt Ebersberg und Grafing kurz nach der Landtagswahl mit einem besonderen Projekt: Dort, wo vorher Politiker für sich warben, machen nun feinsinnige Fotos Lust auf die Konzerte des Jazzfestivals.

Offenbar Serienräuber überfallen zwischen dem 12. und dem 26. Oktober Tankstellen in Poing, Hohenlinden und Forstern Tankstellen, immer mit Messern bewaffnet. Ende November verhaftet die Polizei einen jungen Mann, der im Verdacht steht, einer der Räuber gewesen zu sein.

30 Jahre Ikebana-Schule feiert Ingrid Eichinger Mitte Oktober mit einer blumigen Ausstellung im Vaterstettener Rathaus. Die Baldhamerin darf den Künstlernamen "Suihaku" tragen, weil sie "Professor of Ikebana" ist. Sie hat alle Lehrprüfungen durchlaufen, in Japan wie in Deutschland. Bereits seit 50 Jahren ist die heute 79-Jährige auf dem Weg der Blumen unterwegs.

Eine besondere Werbeaktion bringt dem Roten Kreuz in Ebersberg Ende Oktober eine Rekordzahl an Blutspendern. Gregor Schlederer vom Grafinger Wildbräu und Julian Schweiger von der Markt Schwabener Schweiger-Brauerei spendieren allen Spendern einen Kasten Bier. Das scheint zu wirken: An zwei Tagen spenden 653 Personen Blut, deutlich mehr als bei vergangenen Spendenaktionen.

Ärger ums Radeln, beziehungsweise eben nicht mehr Radeln gibt es Ende Oktober in Poing: Die Gemeinde war bislang die einzige im Landkreis, die sich am Leihradprojekt der MVG beteiligt hatte, drei Stationen gibt es, die Gemeinde hat gut 75 000 Euro investiert. Doch vom übernächsten Jahr an läuft der Vertrag mit dem Anbieter aus, damit wird die Infrastruktur nutzlos.

In seiner Oktobersitzung führt der Poinger Gemeinderat ein sogenanntes Bürgerbudget ein. Jährlich stehen 10 000 Euro dafür zur Verfügung, entsprechende Verwendungszwecke können bei der Gemeinde vorgeschlagen werden.

Anfang November verstummen die Glocken in Ebersberg. Der Grund ist aber ein guter: Die wohl mehr als ein Vierteljahrtausend alte Kirchturmuhr wird - nachdem es immer wieder zu Ausfällen gekommen war - generalüberholt. Der Verschönerungs-Verein hat die Verantwortung für das Projekt und übernommen und die nötige Summe von 30 000 Euro vorgestreckt. Im Juni 2024, wenn Ebersberg den 70. Geburtstag der Stadterhebung feiert, soll die Uhr wieder einsatzbereit sein. Bis dahin hofft der Verein noch auf viele Spenden.

Eine finanzielle Zuwendung hat auch der Landkreis in Aussicht, wenn auch in ferner: Am 9. November urteilt das Finanzgericht, dass Ebersberg zumindest einen Teil der 23,5 Millionen Euro zurückerhält, welche man an die Stadt München zahlen musste, weil die Firmen im landkreiseigenen Gewerbestadel bei St. Hubertus in der Landeshauptstadt steuerpflichtig gewesen sein sollen. Offenbar ist ein Teil dieser Forderungen aus München bereits verjährt, um wie viel Geld es geht und wann es fließt, steht noch nicht fest.

Kunst gefällt nicht immer und allen, aber die "Kunstkritik", die Unbekannte Mitte Oktober in Poing äußern, ist selbst höchst kritikwürdig - vorsichtig ausgedrückt. Neben ein im City Center ausgestelltes Gemälde der Künstlerin Petra Hartmann, welches das Porträt einer afrikanischen Frau zeigt, wird ein Zettel mit rassistischen Sprüchen geklebt.

Ende November werden in Grafing Pläne für ein Bürgerwindrad konkret. Dieses soll bei Nettelkofen entstehen, gut 250 Meter hoch und von der Stadt betrieben werden. Finanziert werden soll es über Anteilsscheine, die zuerst in Grafing, dann auch außerhalb der Stadtgrenzen angeboten werden - allerdings wohl erst in einigen Jahren.

In Zorneding wird am 19. Dezember Premiere gefeiert: Die Deutsche Bahn stellt den Prototypen für etwas vor, das nichts weniger als die Nachhaltigkeit im Bahnhofsbau einleiten soll. Eröffnet wird das erste Empfangsgebäude, gefertigt komplett aus Holz und in Modulbauweise. Für Zorneding endet damit die bahnhofslose Zeit, fast auf den Tag genau vor 14 Jahren war das alte Empfangsgebäude ersatzlos abgerissen worden.

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