Süddeutsche Zeitung

Jahr der Biene:Alle lieben Maja

2018 ist das Jahr der Biene. Höchste Zeit, um die Honiglieferanten und andere Insekten zu schützen. Deshalb ist der Landkreis Ebersberg als erster zum bundesweiten Bündnis "Deutschland summt!" beigetreten

Von Violetta Meier, Ebersberg

"Wenn wir's machen, dann machen wir es gescheit!", sagte Landrat Robert Niedergesäß. Die rund 90 anwesenden Vertreter der Landkreisgemeinden, der Landwirtschaft, der Gartenbau- und Imkervereine und noch viele weitere bekundeten nachdrücklich ihre Zustimmung. Der Donnerstagnachmittag im Ebersberger Landratsamt stand ganz im Zeichen des besorgniserregenden Bienen- und Insektensterbens. Auch deshalb wird das Jahr 2018 zum Jahr der Biene erklärt. Eine dringend benötigte Aufmerksamkeit, denn der Insektenbestand ist mittlerweile um 80 Prozent geschrumpft. "Davon sind auch die Vögel und die ganze Biodiversität betroffen", mahnte Richard Straub, Kreisvorsitzender im Landesbund für Vogelschutz.

Der Landkreis Ebersberg ist nun der erste Landkreis in Deutschland, der der Initiative der Stiftung Mensch und Umwelt "Deutschland summt!" beitritt. Die Initiative ist im Jahr 2010 in Berlin gegründet worden. Wie der Name schon verrät, geht es dem Bündnis um Bienen - oder genauer gesagt um die Bereitstellung von deren Lebensräumen.

"Unsere Initiative besteht aus drei Säulen: Dem nachhaltigen Konsum, der biologischen Vielfalt und der Vernetzung von Akteuren", erklärte Cornelius Hemmer von "Deutschland summt!" Vision der Initiative sei, dass immer mehr Menschen den Schutz der biologischen Vielfalt als ihre Aufgabe anerkennen. Dazu versuche die Initiative Impulse zu setzen, sei es über Werbemaßnahmen, Informationskampagnen für die Bevölkerung oder der Mobilisierung möglichst vieler Regionen.

Doch wie sieht der genaue Plan im Landkreis Ebersberg für die Zukunft aus? "Viele Gemeinden haben uns schon ihre Projektvorschläge zukommen lassen. Wir wollen viele Aktionen starten und das Netzwerk mit den anderen Städten nachhaltig stärken", erklärte der Landrat. Der Einsatz für die Bienen soll aber weit über das Jahr 2018 hinausgehen. "Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, dass es den Bienen langfristig besser geht", unterstreicht Niedergesäß. Wie das funktionieren kann, erklärte die Zornedinger Biologin und Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutz, Roswitha Holzmann. "Es müssen in erster Linie Blühstreifen angelegt werden. Außerdem sollte immer ein kleiner Rest vom Altgras stehen bleiben, damit dieses einen Platz zum Überwintern bieten kann," rät Holzmann.

Auch für Balduin Koczynski war spätestens nach dem großen Bienensterben im Jahr 2008 klar: Es muss etwas getan werden! Er wurde Hobbyimker im Bienenzuchtverein Markt Schwaben. "Für die Reduktion der Arten gibt es viele Faktoren. So verdrängt zum Beispiel das sich rasant vermehrende Springkraut die heimische Vegetation. Außerdem führt es zu Erosionsgefahr an Bachläufen und die Flüsse verschlammen", berichtete er. Das wiederum wirke sich auf Fische aus. Daher bepflanzten die Markt Schwabener Bienenzüchter einige Flächen neu, "mit bienenfreundlichen Gewächsen". Dafür haben die Imker Grund gepachtet, auf dem sie eine Schauimkerei planen und einen öffentlichen Bauerngarten anlegen wollen.

Die Notwendigkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, betonte auch Katharina Binsteiner, die Bereichsleiterin Landwirtschaft am Ebersberger Landwirtschaftsamt. Das Wichtigste sei die Anlage von Grün- und Blühflächen, auch und vor allem in der Landwirtschaft "Wir müssen die Landwirte ins Boot bekommen", erklärte Binsteiner. Die Umstellung sei für die Landwirte nicht ganz einfach, jedoch stelle es bei ausreichender vorheriger Informierung absolut kein Problem dar, bienentaugliches Saatgut zu verwenden. Der Kreisobmann des Bauernverbandes, der Zornedinger Biobauer Franz Lenz unterstrich die Bereitschaft der Landwirte, hier mitzuhelfen.

Insgesamt zeige sich der Landkreis Ebersberg aber durchaus schon insektenfreundlich, lobte Lukas Stange vom Ebersberger Museum "Wald und Umwelt". So seien bisher 9,4 Hektar Ausgleichsflächen aufgewertet worden und 2,9 Hektar stünden in nächster Zeit an. Im innerstädtischen Bereich seien schon an 18 Standorten 4000 Quadratmeter aufgewertet worden.

"Wir möchten einen Impuls an andere Landkreise weitergeben", sagte der Landrat. Es soll ein Netzwerk für Biodiversität und Naturschutz aufgebaut werden. Laut Cornelius Hemmer von "Deutschland summt!" der richtige Weg. "Es handelt sich um ein Netzwerk der Zusammenarbeit", sagte Hemmer. Dazu gehörten die Menschen in der Stadt, die Imker und die Gärtner. Die unglaubliche Resonanz messe den Projekten noch einmal zusätzliche Bedeutung bei, man müsse die Bekanntheit nutzen.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2017
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