Interview:Adieu, Disco-Partys!

Wasserburg Club Leonhard  Kneipenfestival und Kuahgartn: Peter Höfner

Peter Höfner, 50, ist von Beginn an bei dem heute siebenköpfigen Team dabei.

(Foto: Veranstalter/oh)

Bereits zum vierten Mal steigt das Wasserburger Kneipenfestival

Von Johanna Feckl

Vier Locations, elf Acts und rund 500 Gäste - da ist eines sicher: Die Wasserburger Altstadt wird an diesem Samstagabend beben. Denn dann pilgern die Besucherinnen und Besucher des vierten Wasserburger Kneipenfestivals zwischen der Schranne, dem Roten Turm, dem Café Central und dem Kino Utopia umher, um ihrer Leidenschaft für Livemusik zu frönen. Veranstalter ist das Team des Club Leonhard, das bis 2012 in der gleichnamigen Wirtschaft regelmäßig legendäre Konzerte organisiert hat. Peter Höfner, 50, ist von Beginn an bei dem heute siebenköpfigen Team dabei.

SZ: Herr Höfner, das vierte Wasserburger Kneipenfestival ist ausverkauft, wie schon im vergangenen Jahr. Das Event scheint sehr begehrt zu sein...

Peter Höfner: Ja, es wird ziemlich gut angenommen. Das freut uns schon sehr, vor allem, weil nicht nur Leute aus Wasserburg kommen - ich entdecke immer wieder neue Gesichter. Heuer präsentiert wieder Puls (das junge Radioprogramm des BR) das Festival, und die Werbung im Radio hören dann natürlich junge Leute von überall her. Die denken sich dann offenbar, dass so ein Ausflug in eine kleine Stadt wie Wasserburg doch auch mal schön ist - und kommen.

War Ihnen denn schon vor vier Jahren klar, dass das Kneipenfestival keine einmalige Sache bleiben würde?

Damals haben wir alle gesagt: "Schauen wir mal." Eigentlich ist das für uns ja ein Nullsummenspiel. Für Wasserburger Verhältnisse sind die Tickets mit knapp 26 Euro zwar schon teuer, aber davon müssen wir die Gagen für die Musiker und die Bühnentechnik bezahlen, die Einnahmen der Getränke bleiben bei den Wirten - da bleibt im Grunde nichts mehr übrig. Wir machen das aus Spaß an der Freude. Und wenn die Locations weiterhin mitmachen und Leute kommen, dann gibts das Festival bestimmt noch eine ganze Weile.

Neben dem Kneipenfestival veranstaltet der Club Leonhard das Kuahgartn-Open-Air, bis 2012 gab es im gleichnamigen Wirtshaus in Babensham regelmäßig Konzerte. Das ist ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass Sie und Ihre Kollegen noch andere Berufe haben...

Wir alle sind Livemusik-Fans. Damals haben wir gesagt, dass wir in der Region etwas auf die Beine stellen müssen - damit die Jugend nicht immer nur auf Disco-Partys gehen muss. Bis heute erzählen uns Leute, dass die alten Club-Leonhard-Zeiten ihre frühen Zwanziger geprägt haben. Deshalb machen wir das: Es ist schön, dass wir offenbar Menschen musikalisch und sozial beeinflussen können. Vielleicht wird's in diesem Jahr so etwas ähnliches wie das Kneipenfestival nochmal geben... aber eigentlich darf ich ja noch nichts verraten (lacht).

Unter den Line-Ups waren schon viele bekannte Namen: "Roger & Schu" von "Blumentopf", "Monaco F", "Voodoo Jürgens", "Granada", "Schlachthofbronx"; nun kommt mit "BBou" ein Urgestein des Boarisch-Rap. Wie schaffen Sie es, dass solche Künstler ins kleine und abgeschiedene Wasserburg kommen?

Das Problem ist gar nicht die Lage der Stadt, sondern - wenn überhaupt - die Kapazität der Locations. Dadurch fallen manche Bands von vornherein raus. Denn so manche Gage ist bei knapp 500 Tickets, die wir beim Kneipenfestival als Kontingent haben, nicht mehr finanzierbar. Aber von den Künstlern, die zu uns kommen, sagen uns viele, dass die Atmosphäre bei uns im Vergleich zu Clubs in München viel besser ist, die sind geflasht und genießen es: die kleine Bühne, keine Absperrungen, die gute Stimmung.

In "Nino aus Berlin" spielt wieder eine Kultfigur des Austropop. Warum so viel Österreich?

Auf dem Land kann man Radioprogramme wie Zündfunk oder M94.5 nicht empfangen. Und wenn man im Auto unterwegs ist, tut man sich ohne Digitalradio auch schwer, Puls zu hören. FM4 hingegen hören viele junge Leute bei uns. Da bietet es sich an, auch österreichische Bands unter den Acts zu haben.

Auf wen freuen Sie sich besonders?

Brutal freue ich mich auf Swango. Die kommen mit Steppplatte statt Schlagzeug: Den Beat macht ein Tänzer. Das ist schon was Besonderes. Und ich freue mich auf Paul Plut und seinen speziellen Sound. Der macht düsteren Country-Blues-Rock - nennen wir es mal Todescountry (lacht). Er bringt Visuals mit und spielt im Kino Utopia. Dort geht es etwas ruhiger zu und es ist schön zum Entspannen. Das finde ich super!

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