Internet in Vaterstetten:Selbermachen statt warten

Glasfaserausbau in Zorneding, 2019

Die Gemeinde Vaterstetten will mehr Glasfaserleitungen und verlegt diese künftig selber.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstetten will Glasfasernetz bauen - das gefällt nicht allen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Großgemeinde ist in Vielem ein Sonderfall im Landkreis: Sie hat ihre eigene Bauaufsicht, ihr eigenes Wertstoff-Sammelsystem und bald vielleicht auch ihr eigenes Glasfasernetz. Zumindest hat der Sonderausschuss des Gemeinderates nun die Voraussetzungen dafür geschaffen, mit großer Mehrheit votierte das Gremium dafür, beim Internetausbau auf das sogenannte Betreibermodell zu setzen, bei dem die Gemeinde selbst die Leitungen verlegt und später verpachtet. Nicht alle im Ausschuss halten dies indes für die beste Lösung, die SPD stimmte gegen den Antrag der Verwaltung, die Genossen halten das finanzielle Risiko für zu hoch.

Die Kosten für den Ausbau sind in der Tat erheblich, gut 25 Millionen Euro, so die Schätzung der Verwaltung, werde man für ein flächendeckendes Glasfasernetz in allen Gemeindeteilen ausgeben müssen. Was nicht nur in Krisenzeiten eine gewaltige Summe für die Gemeinde darstellt. Allerdings würde diese nicht auf einmal sondern entsprechend der Ausbauschritte fällig, zudem könne man großzügige Fördermittel in Anspruch nehmen, führt die Verwaltung aus. Bis zu 80 Prozent der Kosten könne man so zurückerhalten, so dass am Ende lediglich fünf Millionen Euro aus dem Gemeindehaushalt zu begleichen wären.

Bei der SPD sieht man dennoch erhebliche finanzielle Unklarheiten, wie Fraktionssprecher Sepp Mittermeier warnte. Er rechnete vor, dass, sollte das neue Netz irgendwann rentabel für die Gemeinde sein, man eine Anschlussquote von 50 Prozent erreichen müsse. Was angesichts des geringen Interesses der Vaterstettener an der bislang letzten Glasfaser-Initiative im Jahr 2019 unwahrscheinlich sei. Damals hatten nur gut vier Prozent Interesse an einem solchen Anschluss bekundet. Zudem könne man als Gemeinde hier wenig Einfluss nehmen, da man das Netz ja nur baue, nicht aber betreibe. Den Betrieb müsse man ausschreiben, ob und wie viele Hausanschlüsse dann gebaut würden, hänge davon ab, welche Firma den Zuschlag erhalte. Laut Mittermeier sei es darum durchaus möglich, dass etwa die Telekom das Netz pachte, es aber brachliegen lasse, um sich nicht selber Konkurrenz zu machen.

Für Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) ein eher unwahrscheinliches Szenario: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wenn das Netz vor der Tür liegt, der Betreiber keinen anschließt, obwohl er Pacht dafür zahlt." Einen privatwirtschaftlichen Ausbau des Netzes, wie ihn die SPD fordert, habe man außerdem bereits versucht, auf die Markterkundung habe sich aber keiner gemeldet. Darum müsse eben jetzt die Gemeinde aktiv werden, so Spitzauer: "Ich würde mich nicht um das Thema kümmern, wenn ich den Eindruck hätte, dass es privatwirtschaftlich funktioniert."

Dies ist auch die Einschätzung des überwiegenden Teils der Gemeinderatsmitglieder. Man habe dazu bereits "diverse Fragenkataloge" bearbeitet, sagte David Göhler (Grüne), dabei sei er zu dem Schluss gekommen "es ist sehr sinnvoll, wenn es in Gemeindehand ist". Denn "Internet gehört wie Strom und Wasser zur Grundversorgung". Dass der Ausbau viel Geld kostet, bereite auch ihm Sorgen, sagte Klaus Willenberg (FDP), zumal in der aktuell schwierigen Lage. Trotzdem werde er für das Betreibermodell stimmen, denn "die Zeit drängt, ein flächendeckendes Angebot ist von elementarer Wichtigkeit für den Standort Vaterstetten". Er regte noch an, in den Antrag den Satz aufzunehmen, dass der Gemeinderat regelmäßig über den Fortgang des Projekts zu informieren ist und dass das Gremium das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung zur Abstimmung vorgelegt bekommt.

Dass es in Eigenleistung schneller geht mit dem Ausbau, bezweifelte Mittermeier, "wir werden nicht in ein oder zwei Jahren ein Netz kriegen". Außerdem sei es nicht richtig, dass keine Firmen den Netzausbau übernehmen wollten, sowohl Ropa-Echtschnell, die im vorvergangenen Jahr bereits Anschlussteilnehmer gesucht hat, wie auch Avacomm, die in Parsdorf bereits ein Breitbandnetz betreiben, seien grundsätzlich interessiert.

Was die Mehrheit indes nicht überzeugte: Bei den drei Gegenstimmen der SPD-Fraktion wurde der Antrag mit der FDP-Ergänzung beschlossen. Ein Änderungsantrag der SPD, auf keinen Fall dort auszubauen, wo es bereits Glasfaserleitungen gibt - wie eben etwa in einigen Teilen der nördlichen Ortschaften - fand keine Mehrheit.

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