Innovation:Vaterstetten: BMW plant Forschungseinrichtung zur E-Mobilität

VGP-Park Parsdorf Baufortschritt

Die Halle für den BMW-Standort in Vaterstetten sind nahezu fertig, das östliche Drittel wird nun für eine Pilotanlage für die Produktion von Akkus für Elektroautos umgerüstet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Autobauer in Parsdorf probt die Serienproduktion von Batteriezellen der nächsten Generation.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In Parsdorf entsteht eine Pilotanlage von BMW zur Produktion neuartiger Batteriezellen für Elektroautos. Dies teilten Vertreter des Autobauers am Donnerstag im Vaterstettener Gemeinderat mit. Die Halle, in der die Modell-Fabrik einmal den Betrieb aufnehmen soll, ist bereits zu großen Teilen fertig, bisher war dort aber lediglich ein Logistikzentrum des Autobauers geplant. Nun soll ein Drittel der insgesamt rund 40 000 Quadratmeter großen Halle für die Forschungseinrichtung ausgestattet werden, etwa 150 Mitarbeiter sollen am Standort einmal arbeiten.

Wie Jörg Hoffmann, Leiter der Abteilung Batteriezelle und Brennstoffzelle, nun im Gemeinderat erläuterte - das Gremium hatte über eine Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplanes zu entscheiden - werde die Einrichtung in Parsdorf gewissermaßen die Fortsetzung eines im vergangenen Jahr begonnenen Projektes sein. Im Herbst war in München das Kompetenzzentrum Batteriezelle eröffnet worden, quasi die Pilotanlage für die Pilotanlage.

Dort werden neuartige Batteriezellen erforscht, rund 100 Stück davon stecken in einem Elektroauto, erläuterte Hoffmann, der eines der etwa taschenbuchgroßen Elemente mitgebracht hatte. In der Fortentwicklung dieser Bauteile sieht man bei BMW großes Potenzial. Zwar seien in den vergangenen Jahren die Zellen immer leistungsfähiger und auch günstiger geworden, allerdings hätten sich beide Entwicklungen etwas abgeflacht.

Und genau da setzt die Strategie von BMW hinter dem Kompetenzzentrum und seiner größeren Variante in Parsdorf an. Der Autobauer will nicht nur die Entwicklung der Batteriezellen selbst, sondern auch deren Produktion voranbringen, so Hoffmann. Die Einrichtung in München und bald auch die in Parsdorf ist daher eine voll funktionsfähige Batteriefabrik, nur in etwas kleinerem Maßstab als die Fertigungsstraßen, die für die Ausstattung etwa einer Fahrzeugreihe von E-Autos nötig wären. Das bedeutet, dass dort von der Verarbeitung der Rohstoffe - unter anderem Nickel, Mangan und Kobalt - bis zum Test der funktionsfähigen Zellen alles stattfinden wird.

Ziel ist, die in München und Parsdorf gewonnenen Erkenntnisse auf die spätere Großfertigung zu übertragen. Denn zwar kauft BMW die Zellen aktuell bei anderen Herstellern, hauptsächlich in Asien, ein, was wohl auch in Zukunft so bleiben werde, so Hoffmann. Allerdings solle das technische Wissen sowohl zum Produkt als auch zu dessen Herstellung selbst entwickelt werden. Die Produzenten würden ihre Fertigungseinrichtungen für die Serienherstellung der Batteriezellen dann quasi nach den Vorgaben von BMW aufbauen.

Ob man mittel- bis langfristig auch eigene Batteriewerke in Europa bauen und betreiben will, ließ Hoffmann offen, schloss es aber auch ausdrücklich nicht aus: "Die Anlage in Parsdorf kann einen Beitrag leisten, damit wir diese Entscheidung überhaupt treffen können." Derzeit sei dies nämlich nicht möglich, so Hoffmann auf Nachfrage von SPD-Gemeinderat Sepp Mittermeier, eben da die Erfahrungen mit der Produktion fehlten.

Diese werden in der Startphase zunächst etwa 50 Mitarbeiter in Parsdorf sammeln. Dazu wird die Modell-Fabrik anfangs im Zweischichtbetrieb von 6 bis 20 Uhr gefahren. Geplant ist aber, dass das Werk in einigen Jahren rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb produziert, dann werden in Parsdorf etwa 150 Mitarbeiter oder etwas mehr tätig sein. Bei diesen handele es sich um hochqualifizierte Leute, betonte Hoffmann, wie im Kompetenzzentrum München würden auch in Parsdorf hauptsächlich Ingenieure und Techniker arbeiten.

Damit dies möglich ist, sind aber neben den Änderungen an Flächennutzungs- und Bebauungsplan auch einige an der Halle selbst nötig. Diese werde zwar nicht größer, allerdings sind einige An- und Auf bauten erforderlich. Da es auch Büros für die Entwickler geben wird, werde auch die Fassade Richtung Gruber Straße etwas anders aussehen, bisher waren dort keine Fenster eingeplant. Weitaus umfangreicher dürfte allerdings der Umbau innerhalb der Halle sein. Denn damit dort überhaupt Batterien hergestellt werden dürfen, sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig.

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Stunden pro Tag sollen in Parsdorf in einigen Jahren Batteriezellen produziert werden. In der ersten Phase ist ein Betrieb mit 50 Mitarbeitern von 6 bis 20 Uhr geplant. Wenn das Werk voll ausgelastet ist, werden am Standort etwa 150 Ingenieure und Techniker in drei Schichten rund um die Uhr arbeiten. Dazu werden jeden Tag fünf Sattelschlepper und 25 Kleintransporter Rohstoffe anliefern und fertige Batteriezellen abholen. Gut 500 Megawattstunden Strom wird die Batteriefabrik pro Jahr dann verbrauchen.

Wie Hoffmann auf Nachfrage von CSU-Gemeinderat Albert Wirth, früher Feuerwehrkommandant von Parsdorf, erläuterte, "haben wir toxische Stoffe", darum werde der Produktionsbereich auch entsprechend ausgerüstet. Das betrifft zum einen die Lagerung der Ausgangsmaterialien als auch die Halle selbst. Diese soll als sogenannter F90-Raum ausgelegt werden, was bedeutet, dass Wände, Decken und Tragelemente mindestens 90 Minuten lang einem Brand standhalten.

Diese Anforderungen bestimmen auch den Zeitrahmen für die Inbetriebnahme der Pilotanlage. Laut Vaterstettens Bauamtsleiterin Brigitte Littke ist eben wegen der dort verarbeiteten Materialien ein Immissionsschutzverfahren Teil der Änderung des Bebauungsplanes. Die Erstellung des entsprechenden Gutachtens, welche Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen konkret benötigt werden, soll etwa sieben Monate dauern. Der aktuelle Feuerwehrkommandant von Parsdorf, Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), gab sich zuversichtlich, dass am Ende ein sicherer Produktionsstandort entsteht.

Auch im Gemeinderat gab es nur Zustimmung. Benedikt Weber (CSU), nannte es "einen Sechser im Lotto", Klaus Willenberg (FDP) lobte, "endlich kommen Innovation und Technologie in die Gemeinde". Ohne weitere Diskussion und ohne Gegenstimmen wurde die Änderung der Pläne auf den Weg gebracht.

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