Innovative Konzepte:Aus Vaterstetten ins Silicon Valley

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Vier Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums beteiligen sich am Wettbewerb "Jugend gründet". Mit digitalen Plattformen wollen sie Nachbarschaftshilfe vereinfachen

Von Tobias Schweitzer, Vaterstetten

Fragt man Vincent Clifford und Leopold Kindermann nach ihren Vorbildern, erhält man schnell eine Antwort: Elon Musk, der Gründer des Bezahldienstes Paypal und der Elektroautomarke Tesla, oder Steve Jobs, lange führender Kopf von Apple, werden genannt. Was früher bei Teenagern in diesem Alter vielleicht mal Fußballprofis oder Nobelpreisträger waren, sind heute Unternehmer. Die beiden 18-Jährigen besuchen derzeit noch das Humboldt-Gymnasium in Vaterstetten, stecken mitten im Abiturstress. Und als sei das nicht genug befinden sie sich auch noch in der Endphase eines anspruchsvollen Wettbewerbs.

Chiara Nadenau. (Foto: Privat)

"Jugend forscht" oder "Jugend musiziert", davon hat fast jeder schon gehört. Doch schon seit 2003 gibt es eine etwas unbekanntere Version des Wettbewerbformats zur Förderung unternehmerischer und marktwirtschaftlicher Kompetenzen bei Jugendlichen: "Jugend gründet" heißt der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und von der Porsche AG maßgeblich finanzierte Wettbewerb.

Im Fall der beiden Vaterstettener Nachwuchsgründer führten die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in der Schule dazu, dass ihr schulpraktisches Seminar nicht wie gewohnt ablaufen konnte und sie sich alternativ für eine Beteiligung an "Jugend gründet" entschieden. Die Projektidee der beiden stand schnell fest: Eine digitale Plattform zur Organisation uneigennütziger Hilfe und zur Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts sollte es werden. "Gerade in Zeiten, in denen viele auf Hilfe anderer angewiesen sind, war es uns ein Anliegen ein Medium zu schaffen, mit dem man sich gegenseitig helfen kann", erläutert Vincent Clifford. Drei Wochen haben sie gemeinsam am sogenannten Businessplan geschrieben: Wen wollen wir mit unserem Projekt erreichen? Wie kann man sinnvoll vorgehen? Wie sieht es mit dem Budget aus? All das musste geklärt werden, bis das Projekt "Hands oN. Every individual is the community" wettbewerbsreif war. Realisiert wurde es bisher allerdings noch nicht - dies geschieht mit etwas Glück im Sommer nach dem Abitur, wenn Vincent und Leopold wieder mehr Zeit für solche Angelegenheiten haben.

Viktoria Köhler. (Foto: Privat)

Und die beiden angehenden Abiturienten sind nicht die einzigen aus dem Landkreis Ebersberg, die an dem Wettbewerb teilnehmen. Das Humboldt Gymnasium in Vaterstetten kann sich glücklich schätzen, ist es doch gleich zwei Mal bei "Jugend gründet" vertreten. Auch Chiara Nadenau und Viktoria Köhler, beide 16 Jahre alt, haben es in die Endphase von "Jugend gründet" geschafft. Familiäre Erlebnisse waren es, die die beiden dazu bewogen, ihr Projekt ebenfalls dem Thema gegenseitiger Hilfe zu widmen: Chiaras Opa lebt allein zuhause und ihm fehlte zunehmend die Beschäftigung in seinem Rentner-Dasein. Mit der digitalen Plattform, die die beiden Jungunternehmerinnen entwickelt haben, soll eine Möglichkeit geschaffen werden, dass Rentner Familien bei alltäglichen Besorgungen und Aufgaben helfen.

Leopold Kindermann (links) und Vincent Clifford. (Foto: Privat)

Am vergangenen Donnerstag durften sie ihr Projekt "HEO - Help each other" bei einem sogenannten Pitch-Event den Jury-Mitgliedern vorstellen. "Natürlich waren wir aufgeregt, aber zum Glück ist alles so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben", berichtet Chiara Nadenau. Das digitale Format habe da vielleicht sogar etwas Aufregung genommen. Von ihrem eigenen Erfolg beim Wettbewerb waren sie durchaus überrascht, berichten die beiden übereinstimmend. Schließlich haben auch sie das Ganze "nur" im Rahmen ihres Schulseminars geplant und dazu noch in einer Zeit, in der man sich nicht wirklich begegnen konnte, um sich auszutauschen und die Planungen voranzubringen.

Auch wenn beide Teams bei den Pitch-Events am vergangenen Dienstag und Donnerstag keinen der vorderen drei Plätze einnehmen konnten, ist der Wettbewerb für sie noch lange nicht zu Ende. Auf die Entwicklung der Businesspläne und die Pitch-Events folgt noch das virtuelle Planspiel im Mai, bei dem die Teams noch einige Punkte hinzugewinnen können. Und außerdem: Die Erfahrungen, die sie bisher gemacht haben und die Rückmeldung der Jury-Mitglieder sind für sie schon jetzt ein großer Gewinn. Erst beim Bundesfinale im Juni wird sich dann zeigen, ob sie die begehrte Reise ins Silicon Valley, der Hauptpreis des Wettbewerbs, antreten dürfen. Noch ist alles offen.

© SZ vom 22.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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