Inklusion im Landkreis:Eine Frage der Prioriät

Es hat drei Jahre gedauert, bis es zu einem tragfähigen Beschluss für eine mobile behindertengerechte Toilette gekommen ist - so etwas muss schneller gehen

Kommentar Von Johanna Feckl

Warum sind ganze drei Jahre vergangen, bis dieser Beschluss gefallen ist? Zunächst: Der Plan für einen mobilen behindertengerechten Toilettenwagen für den Landkreis ist toll! Die Hauptlast soll nun nicht mehr eine einzelne Kommune im Landkreis tragen, sondern der Einrichtungsverbund Steinhöring. Er wird Eigentümer, Verwalter eine auf den Verleih von Toilettenwagen spezialisierte Firma. Der Landkreis fungiert als Zuschussgeber, und dann braucht es noch ein paar Spenden. Der eigentliche Clou an diesem - neuen - Plan ist jedoch, dass nun herkömmliche und behindertengerechte Toiletten in einem Wagen zusammengefasst werden. Also: Wer den Wagen mietet, bekommt automatisch auch immer ein Stückchen Inklusion dazu. Ja, keine Frage: Diese Variante ist der viel bessere Plan. Ursprünglich war ja ein Toilettenwagen mit ausschließlich einer behindertengerechten Toilette vorgesehen.

Um das Vorhaben umzusetzen aber, hat es mehr als drei Jahre gebraucht. Zum ersten Mal wurde das Thema in einer lange zurückliegenden ULV-Sitzung behandelt, der ursprüngliche Beschluss fiel im Oktober 2017. Mehr als drei Jahre? Und dann ist der Toilettenwagen ja noch immer nicht Realität, erst einmal braucht es die fehlenden 6000 Euro Spenden, bevor er angeschafft werden kann. Es wird also frühestens im Jahr 2021 tatsächlich möglich sein, ihn auszuleihen. Wenn Inklusion weiterhin in diesem Tempo fortschreitet, na dann Gute Nacht.

Ja, einen behindertengerechten Toilettenwagen anzuschaffen, ist eine freiwillige Leistung des Landkreises. Dass diese den Pflichtaufgaben hintanstehen muss und nicht den ersten Punkt auf der To-Do-Liste darstellt, ist auf den ersten Blick nachvollziehbar. Aber auch bei freiwilligen Leistungen ist es möglich, zu priorisieren. Dass ein solch langer Zeitraum vergehen muss, ehe es überhaupt zu einem Plan kommt, und es wohl noch ein wenig mehr Zeit braucht, bis der auch realisiert wird, - das spricht definitiv nicht dafür, dass dem Thema Inklusion hohe Priorität beigemessen wird. Genau das aber hätte geschehen sollen. Wenn der Landkreis es ernst damit meint, die UN-Behindertenrechtskonvention im Rahmen seiner Möglichkeiten umzusetzen, wie es auf der Website des Landratsamts heißt, dann müssen solche Prozesse schneller vonstatten gehen. Der Landkreis würde gut daran tun, sich nicht auf dem Erfolg der Inklusionsprojekte ausruhen, die es bereits gibt.

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