Demo vor Söder-Auftritt:"Das passt nicht zusammen"

Bayerisches Transitzentrum

Eine Aufnahme aus dem bisherigen bayerischen Transitzentrum in Manching bei Ingolstadt. Tobias Vorburg (nicht im Foto) kritisiert diese Form der Unterbringung. Der 28-Jährige ist einer der Sprecher des neugegründeten Vereins "Seite an Seite", der aus dem Markt Schwabener Helferkreis hervorging. Der Markt Schwabener Gemeinderat ist im Kreisvorstand der Ebersberger Grünen.

(Foto: dpa)

Vor der Kundgebung in Markt Schwaben gegen Markus Söders Asylpolitik spricht Tobias Vorburg über Massen-Ankerzentren, Integration und Sicherheit.

Interview von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kommt am Montag, 11. Juni, zu einer Wahlkampfveranstaltung nach Markt Schwaben. Bevor es um 19 Uhr im Schweiger Bräu los geht, ruft der Asylhelferverein "Seite an Seite" zur Demo gegen Söders geplante Ankerzentren auf, die sich um "Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung beziehungsweise Rückführung" von Flüchtlingen kümmern sollen. Initiator Tobias Vorburg aus Markt Schwaben spricht vorab über Massenunterkünfte, Integration und Sicherheit.

SZ: Herr Vorburg, wer spricht denn da im Hintergrund?

Tobias Vorburg: Meine Tochter, wir sind gerade zuhause.

Kommt sie am Montag zur Demo mit?

Sie war bei Kundgebungen in München, Pliening und Poing dabei. Mit bald fünf Jahren versteht sie, worum es dabei geht. Ob sie mitkommt, weiß sie noch nicht. Ich will keine Rebellin aus ihr machen.

In Pliening war eine AfD-Veranstaltung der Anlass, In Poing demonstrierten 300 Menschen gegen die Abschiebung nach Afghanistan. Womit rechnen Sie?

Schwer zu sagen, wir hoffen auf möglichst viele Leute auch außerhalb des Landkreises. Unser neuer Verein "Seite an Seite" bietet ja mittlerweile Asylhelfern und Flüchtlingen aus ganz Bayern Hilfestellung.

Was für ein Programm ist zu erwarten?

Wir planen zwei Kundgebungen. Los geht's um 17 Uhr auf dem Schlossplatz, wo wir uns aufstellen. Von dort ziehen wir später zum Schweiger Bräu. Es kommen Redner, darunter ein Sprecher vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Außerdem läuft eine Anfrage für einen Kirchenvertreter.

Worum geht es Ihnen bei der Demo?

Wir kritisieren die Aussagen der CSU, schneller abschieben zu wollen. Die derzeitigen Abschiebe-Hindernisse sind im Rechtsstaat verankert, die legt nicht die CSU fest. Der neuste Asylplan Söders mit den Ankerzentren ist aus Sicht unseres Vereins menschenunwürdig. Dagegen wollen wir ein Zeichen setzten.

Die CSU will in allen sieben Bezirken Bayerns Massenunterkünfte für je um die 1500 Geflüchtete schaffen. Was genau kritisieren Sie daran?

Ich arbeite seit drei Jahren mit Asylbewerbern und glaube, ein umfassendes Bild davon zu haben, dass diese Art der Unterbringung widersinnig ist.

Woran lässt sich das festmachen?

Egal, ob bei uns in Markt Schwaben in der Turnhalle oder in den Traglufthallen in Pliening und Poing: Das enge Zusammenleben und die fehlende Tagesstruktur zermürbt die Menschen und schürt Konflikte bei den verschiedenen Kulturen und teils traumatisierten Menschen. Das ist Ghettoisierung und verhöhnt jegliche Integrationsbemühungen. Und auch die CSU selbst.

Warum das?

Mit dem neuen Polizeigesetz will Söder Bayern sicherer machen. Gleichzeitig zieht man sich mit Massenlagern Konfliktherde heran. Das passt nicht zusammen.

Von der CSU heißt es, man wolle es den Neuankömmlingen bewusst nicht so schön machen, um andere vor der Flucht nach Bayern abzuschrecken. Schlüssig?

Ich habe Flüchtlinge in Südafrika getroffen und vor der libyschen Küste mit einer Crew halb verdurstete Familien aus Schlauchbooten geholt. Manche fliehen vor Krieg. Andere vor Hunger und Armut. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Wer so eine Reise auf sich nimmt, riskiert sehr viel und hat fast immer einen guten Grund dafür. Den interessiert nicht, wie genau er in Bayern empfangen wird. Der kommt so oder so. Der will einfach nur überleben.

Was bringt so eine Demo eigentlich?

Zu glauben, dass sie deswegen die Asylpolitik ändern, wäre blauäugig. Aber: Wir können unsere Meinung kundtun. Mit Plakaten und Trommeln. Pfeifen werden wir nicht, wir wollen die andere Veranstaltung nicht stören. Jeder hat das Recht zu reden.

Die Demo beginnt am Montag um 17 Uhr am Markt Schwabener Schlossplatz und zieht zum Schweiger Bräu. Dort spricht von 19 Uhr an Markus Söder.

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