Initiative aus Poing:Schüler daheim testen

Lesezeit: 3 min

Diana Mihic ist Elternbeiratsvorsitzende. (Foto: Privat)

Diana Mihic aus Poing hat eine Online-Petition gestartet

Interview von Johanna Feckl

Die Elternbeiratsvorsitzende der Poinger Karl-Sittler-Grundschule Diana Mihic hat eine Online-Petition gestartet. Das Ziel: Das bayerische Kultusministerium soll Schülerinnen und Schülern erlauben, Corona-Selbsttests zu Hause vor dem Schulbesuch durchzuführen - geplant ist, dass die Tests unter Aufsicht einer Lehrkraft in den Schulen stattfinden müssen. Im Gespräch mit der SZ erklärt die 40-jährige Poingerin, wieso sie und alle übrigen Elternbeiratsmitglieder diese Möglichkeit gerade bei Grundschülern für wichtig halten.

SZ: Frau Mihic, sollte der Fokus bei dem Thema rund um Selbsttests für Schülerinnen und Schüler nicht eher darauf liegen, dass überhaupt ein Test gemacht wird und nicht wo er gemacht wird?

Diana Mihic: An sich schon. Wir sind auch sehr froh, dass die Regierung die Selbsttests an die Schulen verteilt und sie kostenlos zur Verfügung stellt. Aber viele der Kinder reagieren empfindlich, sollten sie in der Schule positiv getestet werden - manche haben durch Corona Angehörige verloren und dann stehen sie da alleine ohne Eltern mit einem positiven Testergebnis. Ganz zu schweigen davon, dass das betroffene Kind zuvor mit den Mitschülern noch zusammen im Bus saß oder vor der Schule geratscht hat. Außerdem bekommt die gesamte Klasse mit, wer positiv getestet wurde. Wenn die Tests zu Hause durchgeführt werden, dann kann das vor einer "Hey, du bist ja positiv"-Ausgrenzung bewahren.

Laut den aktuellen Plänen sollen die Kinder unter Anleitung einer Lehrkraft den Test durchführen - Helfen ist nicht erlaubt. Halten Sie das für realistisch?

Für den Großteil der Kinder würde das vielleicht sogar möglich sein. Aber es werden sich auch welche finden, die das Stäbchen zu tief oder zu wenig in die Nase stecken. Die Frage ist also, wie korrekt die Kinder die Tests in der Schule durchführen und dementsprechend wie sicher die Ergebnisse sind. Unter Anleitung eines Elternteils ist das unserer Ansicht nach definitiv besser zu bewerkstelligen.

Einige der bisherigen Petitionsunterstützer betonen die Mehrbelastung der Lehrkräfte. Wie beurteilen Sie diesen Aspekt?

Viele Eltern sind verunsichert: Die Lehrkräfte bekommen keine offizielle ärztliche Anleitung - und dann sollen sie aber schauen, dass 25 Siebenjährige alles richtig machen. Und es ist auch Unterrichtszeit, die verloren geht. Etwa 30 Minuten pro Testung und das zweimal die Woche.

Angenommen, das Kultusministerium schwenkt um und erlaubt Selbsttests zu Hause: Was ist mit "Querdenker"-Eltern? Die werden ihre Kinder wohl eher ohne Test in die Schule schicken.

Im Moment sind die Tests sowieso freiwillig. Das heißt, Eltern müssen zuvor ihre Einwilligung erklären. Viele der Querdenker werden ihre Einwilligung vermutlich ohnehin nicht geben - die erreichen wir also so oder so nicht. Viele Eltern halten Tests aber eigentlich für eine gute Sache, sie wollen sie aber zu Hause mit ihren Kindern durchführen, vor allem mit den ganz Kleinen. Unter den aktuellen Umständen haben sie den Tests nicht zugestimmt. Die würde man erreichen, wenn das Kultusministerium Heimtests erlaubt.

Sie selbst sind Mutter von drei Schulkindern, zwei davon besuchen die Grundschule. Haben Sie bei der Einwilligungserklärung "Ja" oder "Nein" angekreuzt?

Ich habe eingewilligt - es gibt durchaus einige Eltern, die das getan haben, sich aber trotzdem sehr freuen würden, wenn die Tests zu Hause erlaubt wären. Meine Kinder etwa haben auch klar gesagt, dass sie die Tests lieber daheim machen möchten - wir sprechen viel darüber. Und ich habe auch mit Eltern gesprochen, deren Kinder geweint haben und sich überhaupt nicht vorstellen können, sich alleine in der Schule zu testen. Ich denke, die meisten Kinder machen schon mit, die machen ja generell viel weniger Tam-tam als wir Erwachsenen, zum Beispiel beim Maskentragen. Aber wenn sie die Wahl hätten, würden sich wohl die meisten zu Hause testen.

Haben Sie Hoffnung, dass die Petition ihr Ziel erreicht?

Hoffnung habe ich auf jeden Fall. Aber es ist schwierig für uns, mit der Petition die notwendige Reichweite in ganz Bayern zu bekommen - wir wollen ja alle Eltern erreichen und die, die unserer Meinung sind, als Unterstützer gewinnen.

Link zur Online-Petition: openpetition.de/petition/online/durchfuehrung-der-schnelltests-fuer-schueler-zuhause#petition-main

© SZ vom 27.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: