In Vaterstetten:Feldbetten im Festsaal

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Feuer im Keller des Vaterstettener GSD-Seniorenwohnparks löst Freitagnacht Großalarm aus. Rettungskräfte und Pflegepersonal können 39 Bewohner unverletzt in Sicherheit bringen

Karin Kampwerth

Ein Kellerbrand in einem Trakt für betreutes Wohnen im Vaterstettener GSD-Seniorenwohnpark hat Freitagnacht für ein Großaufgebot von Feuerwehr und Rettungskräften gesorgt. Alle 39 Bewohner, von denen die meisten bereits in ihren Appartements schliefen, konnten jedoch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Sie verbrachten den Rest der Nacht auf Feldbetten im Festsaal, der sich im Hauptgebäude der Einrichtung befindet.

Noch am Sonntag sind die Auswirkungen des Brandes zu spüren. Es riecht nach Qualm, vor allem aber ist die Wasserversorgung der Appartements unterbrochen. "Wir haben am Samstag umgehend zahlreiche Träger mit stillem Wasser zu den Bewohnern gebracht", erzählt Hausleiter Sebastian Rokita. Denn offenbar durch das Feuer war die Hauptwasserleitung im Keller des betroffenen Traktes geborsten. Das habe einerseits wie eine Sprinkleranlage funktioniert und möglicherweise Schlimmeres verhindert", glaubt Rokita. Andererseits funktionierten nun aber weder Toilettenspülungen, noch Duschen oder Wasserhähne. Die Senioren könnten jedoch im Haupthaus duschen oder auch die Toiletten benutzen. Wer Hilfe benötige, könne Personal aus dem Pflegebereich hinzurufen. An diesem Montag, so hofft Rokita, könne die Wasserversorgung aber wohl wieder hergestellt werden.

Die Einschränkungen mögen zwar unangenehm sein, für den Hausleiter ist aber das Wichtigste, dass niemand verletzt wurde. "Gottseidank ist niemand zu Schaden gekommen." Das sei dem schnellen Eingriffen der Rettungskräfte, aber auch dem umsichtigen Handeln der Nachtwachen zu verdanken. Er selber war kurz vor Mitternacht vom Hausmeister informiert worden. "Ich wohne in München", erzählt Rokita. Sofort habe er ein Taxi gerufen und sei nach Vaterstetten gefahren. Bei seinem Eintreffen sei die Evakuierung des Gebäudetraktes, an dem - wie am ganzen Haus - viel Holz verbaut worden ist, schon in vollem Gang gewesen. "Die Nachtschwestern haben ihre Kolleginnen angerufen und alle sind gleich herbeigeeilt, um zu helfen", erzählt Rokita.

Beeindruckt ist er von der Diszipliniertheit der Bewohner, die den Anweisungen der Rettungskräfte in großer Ruhe nachgekommen seien und ihre Appartements umgehend verlassen hätten, obwohl sie weder ihre Wertsachen noch andere persönliche Gegenstände mitnehmen durften. Rokita glaubt, dass das an der Generation der Senioren liege, von denen die meisten die Schrecken des Zweiten Weltkrieges noch erlebt haben. "Ich möchte nicht wissen, wie wir in einer solchen Situation einmal reagieren, wenn wir so alt sind", sagt Rokita voller Respekt.

Der Hausleiter würdigte den Einsatz der Rettungskräfte. Das Feuer war laut Polizeibericht bereits nach einer halben Stunde unter Kontrolle. Nicht viel länger habe es gedauert, bis die Helfer Feldbetten im Festsaal des Haupthauses aufgebaut hatten, berichtet Rokita. Bis alle betroffenen Bewohner dort aber zur Ruhe gekommen seien, sei es 2.30 Uhr geworden. Rokita hatte mit vier weiteren Pflegerinnen die Nachtwache übernommen. "Wir haben geholfen, wenn jemand auf die Toilette musste", erzählt er. Schließlich seien die Feldbetten eher niedrig und die wenigsten könnten aus eigener Kraft aufstehen. Angehörige hätte man aber erst von 7.30 Uhr am Samstagmorgen an informiert. "Wir wollten keine Panik verbreiten, weil wir ja wussten, dass es allen gesundheitlich gut geht ", sagt Rokita.

Das Feuer hat bei ihm Erinnerungen an einen Brand im Jahr 2006 ausgelöst. Damals war durch einen technischen Defekt das Zimmer einer 84-jährigen Frau im Pflegetrakt der Einrichtung vollständig ausgebrannt, die Bewohnerin wurde dabei tödlich verletzt. Vermutlich ein technischer Defekt ist auch Ursache des Feuers von Freitagnacht. Die Ermittlungen der Brandfahnder dauern aber noch an.

© SZ vom 16.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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