In Poing und Markt Schwaben:Schritt für Schritt

In Poing und Markt Schwaben: Bereits 2008 stellte Poings Bürgermeister Albert Hingerl einen Hybrid für den Gemeindefuhrpark in Dienst, weitere E-Autos sollen nun folgen.

Bereits 2008 stellte Poings Bürgermeister Albert Hingerl einen Hybrid für den Gemeindefuhrpark in Dienst, weitere E-Autos sollen nun folgen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinderäte beider Kommunen treffen Beschlüsse, um dem Klimawandel vor Ort entgegenzuwirken. Über eine Sitzungswoche mit Grenzen und Chancen der lokalen Energiewende

Von Korbinian Eisenberger, Poing/Markt Schwaben

Im allgegenwärtigen Thema dieser Zeit haben zwei Gemeinden im Landkreis Ebersberg jeweils einen Schritt für die lokale Energiewende getan. Die Gemeinderäte in Poing und im benachbarten Markt Schwaben haben diese Woche Beschlüsse gefasst, die dem Klimawandel konkret vor Ort entgegenwirken sollen. In Markt Schwaben wird nach einer knappen Entscheidung am Dienstagabend künftig jeder Gemeinderats-Beschluss auf seine Auswirkungen für die Klimaziele überprüft. In Poing, wo dies bereits praktiziert wird, legte der Gemeinderat am Donnerstagabend fest, den gemeindeeigenen Fuhrpark auf nachhaltige Antriebe umzustellen.

Für das Zukunftsklima im Landkreis Ebersberg ist die 42. Kalenderwoche des Jahres 2019 erfolgreicher verlaufen als KW 41. Vergangene Woche verhinderte der Vaterstettener Gemeinderat noch Windräder im Ortsgebiet. Diese Woche machen Poing und Markt Schwaben nun kleine Schritte in die andere Richtung. Die Debatten in beiden Gremien zeigten, wie Kommunen sich der Energiewende lokal annähern - mit Chancen und Grenzen.

In Poing sollen künftig sämtliche Fahrzeuge des Bauhofs, der Gemeindeverwaltung, der Feuerwehr und alle anderen von der Gemeinde finanzierten Wagen umgestellt werden. Etwa auf Elektro, Brennstoffzelle oder regenerativ hergestellte Gase. Allerdings nicht zu jedem Preis, auch das ist im Beschluss deutlich vermerkt. So sollen in jedem "Einzelfall die gesamte Ökobilanz und die Kosten" geprüft werden. Es müsse geklärt werden, welche Antriebsart geeignet ist, ob sich die Umrüstung eines Fahrzeugs lohnt oder ob eine Neuanschaffung sinnvoller ist. Sprich: Es soll abgewogen werden zwischen der guten Tat für den Klimaschutz und der finanziellen Machbarkeit. Der Vorschlag kam von der Grünen-Fraktion, Poings Gemeinderat votierte einstimmig dafür.

Dem vorangegangen war eine hitzige Debatte über einen Antrag mit ähnlichem Ansinnen. Die SPD-Fraktion hatte vorgeschlagen, zugunsten der Energiewende eine "Klima-Task-Force" zu gründen und mit Vertretern der Fraktionen, der Verwaltung und mit externen Spezialisten zu besetzen. Die weiteren Forderungen im SPD-Antrag: Ein lokaler Ratgeber für plastikfreies Leben in Poing, eine Sperre für den Zukauf von Gemeindefahrzeugen ohne alternative Antriebe - oder etwa Sonnenkollektoren auf sämtlichen gemeindlichen Neubauten. Dieser Antrag fiel im Gemeinderat mit sechs zu 16 Stimmen durch, die anderen Fraktionen bezeichneten ihn als zu allgemein, zu unkonkret und zu wenig differenziert. Hauptkritiker Bernhard Slawik (Freie Wähler) äußerte weitere Zweifel: "Wir haben bereits einen Energie- und Umweltbeirat, der Vorschläge zu diesen Themen macht", sagte er. Beim Antrag der Grünen zur Umrüstung des örtlichen Fuhrparks stimmten schließlich alle Fraktionen mit ja. Insgesamt hat die Gemeinde Poing 49 Fahrzeuge im Einsatz, davon 31 mit Dieselantrieb, vier mit Benzinmotor, eines mit Hybridantrieb und zwei Elektro-Fahrzeuge. Hinzu kommen elf Fahrräder, davon drei mit E-Antrieb.

In Markt Schwaben ging es diese Woche um eine Frage, die sich immer mehr Kommunen und Landkreise in Bayern stellen: Grüne, SPD und CSU stellten den gemeinsamen Antrag, dass Markt Schwaben sich zur "Klimaschutzzone" erklären möge. Konkret fordert der Antrag, dass künftig unter jedem Beschluss zwei Zeilen über dessen Folgen zum Ankreuzen stehen. Genauer: "Auswirkungen auf Emissionen von Treibhausgasen - ja oder nein" und "Eindämmung bzw. Abschwächung des Klimawandels - ja oder nein".

In einer hitzigen Debatte wurde deutlich, dass keineswegs die komplette Markt Schwabener CSU-Fraktion hinter diesem Antrag steht, genauer gesagt nur Heinrich Schmidt und Anja Zwittlinger-Fritz, die den Antrag als "Beitrag zur ständigen Sensibilisierung" bezeichneten. Kritik aus der eigenen Fraktion kam von Hermann Bogenrieder, der erklärte, dass er von dem Ankreuzen nichts halte, ähnlich äußerten sich sein CSU-Kollege Georg Holley. Sascha Hertel von der Wählergruppe Zukunft Markt Schwaben bezeichnete den Schritt als "Wahlkampf". Die Gegenreden: Rita Stiegler (SPD) appellierte an die Verantwortung des Gremiums. Der Antrag leiste, "dass wir uns jetzt jedes mal ernsthaft mit der Klimafrage beschäftigen müssen", sagte sie. Der Dritte Bürgermeister Joachim Weikel (Grüne) ergänzte: "Wir können vor Ort mithelfen, den Klimawandel zu beeinflussen." Mit dem Votum von Grünen und SPD sowie je zwei Stimmen von CSU und Freien Wählern reichte es am Ende zu einer knappen Mehrheit von elf zu neun.

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