Süddeutsche Zeitung

In Grub:Poing plant neues Gewerbegebiet

Auf einem elf Hektar großen Areal an der Grenze zu Vaterstetten möchte sich ein Modeversand ansiedeln. Das Unternehmen will 450 Arbeitsplätze in der Gemeinde schaffen

Von Barbara Mooser

Der Modeversandhändler Schustermann und Borenstein will sich in Poing ansiedeln. Dazu weist die Gemeinde extra ein neues Gewerbegebiet nahe dem Kreisel an der Parsdorfer Straße aus. Derzeit gehört das knapp elf Hektar große Areal noch zum Staatsgut Grub, die Verhandlungen über den Verkauf sollen aber schon weit gediehen sein. Schustermann und Borenstein wird mehrere Verwaltungs- und Lagerstandorte, die derzeit vorwiegend im Münchner Osten sowie an der Ingolstädter Straße in der Landeshauptstadt selbst angesiedelt sind, in Poing zusammenziehen. Die Läden und Outlets bleiben von der Umstrukturierung unberührt. Etwa 450 Mitarbeiter werden künftig an dem neuen Standort beschäftigt sein.

Bereits seit gut vier Jahren ist das Unternehmen auf der Suche nach einem neuen Firmensitz, wie Geschäftsführer Daniel Schustermann und Immobilienverwalter Kai Spallek am Freitag bei einem Pressegespräch im Poinger Rathaus erläuterten. Für Schustermann und Borenstein sei der nun gefundene Standort an der S-Bahn und nahe an der Autobahn ideal. Auch aus "Verpflichtung gegenüber unseren Mitarbeitern, die teilweise seit 40 Jahren bei uns angestellt sind", habe man nahe an München bleiben wollen. Erste Kontaktaufnahmen mit der Gemeinde Poing gab es bereits Ende 2011. Der Gemeinderat beschäftigt sich seit einem Jahr mit dem Thema und hat sich im Oktober 2012 auch schon bei einem Besuch am Standort in Dornach ein Bild von dem Unternehmen gemacht. Fast einhellig steht das Gremium nun hinter dem Projekt: Am Donnerstagabend sprach sich nur FDP-Gemeinderat Wolfgang Spieth gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans und die Änderung des Flächennutzungsplans aus. Die Vorteile für Poing müssten klarer dargestellt werden, wenn schon eine derart große Fläche "zur Betonierung freigegeben werde", so seine Forderung. Nicht nachvollziehbar waren seine Argumente für den Rest der Gemeinderäte. Es bestehe die "Hoffnung und Aussicht", dass die Firma in Poing Gewerbesteuer zahle, sagte etwa Rainer Koch (SPD). Überdies seien doch auch 450 Arbeitsplätze in der Gemeinde ein nicht zu übersehender Vorteil. Nach Angaben Schustermanns werden neben Verwaltungspersonal auch viele kreative Berufe an dem neuen Standort in Poing angesiedelt sein: Grafikdesigner, Artdirektoren, das eigene Online-Magazin und die Texter beispielsweise. Dazu werden auch "deutlich über 20 Fotostudios" eingerichtet, in denen die verkauften Kollektionen ins richtige Licht gerückt werden. Ein Outlet-Center oder eine Verkaufsstelle wird es hingegen nicht geben. Ohnehin kann nicht jeder Kunde des Unternehmens werden. Wer in den Läden einkauft, muss eine Berechtigungskarte besitzen; das Onlineangebot "Best Secret" ist ein exklusiver Shoppingclub, zu dem man nur durch Empfehlung anderer Mitglieder Zutritt erhält. Die Zahl der Kunden ist streng limitiert. Verkauft wird Designermode zu deutlich reduzierten Preisen.

Mehrere Gemeinderäte unterstrichen, die Ansiedlung sei "verträglich", die Verkehrsbelastung unerheblich. Erschlossen werden soll das Areal über die Parsdorfer Straße, ein Ausbau der Zufahrtsstraßen ist derzeit nicht geplant. Schustermann unterstrich, es werde keinerlei Kundenverkehr geben. Nach einer Einschätzung von Verkehrsgutachter Harald Kurzak werden etwa 265 der Mitarbeiter mit dem Auto kommen. Dazu geht Kurzak von 35 Lkw pro Tag aus, die Ware bringen oder abholen. "Die verkehrlichen Auswirkungen des Bebauungsplangebietes auf die Nachbargemeinden Vaterstetten, Pliening und Kirchheim sind äußerst marginal und liegen unterhalb der täglichen Schwankungsbreite der Straßenbelastungen", urteilt Kurzak.

Das Areal, das nun für die Firmenansiedlung genutzt werden soll, war bisher nicht als Gewerbegebiet vorgesehen. Statt dessen hatten Poing und Vaterstetten auf dem Areal gegenüber eigentlich ein interkommunales Gewerbegebiet geplant. Daraus ist bisher allerdings nichts geworden - statt dessen hat Vaterstetten in Parsdorf das eigene, bei den Nachbargemeinden sehr umstrittene, Gewerbegebiet vorangetrieben.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2013
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