In der Scheune:Mit Farbe und Ton

In der Scheune: Können Zebras aufeinander stehen? Stefan Kleinhanns hat es ausprobiert. Seine Frau Michaela Schulte hat sich auf Frauenporträts spezialisiert.

Können Zebras aufeinander stehen? Stefan Kleinhanns hat es ausprobiert. Seine Frau Michaela Schulte hat sich auf Frauenporträts spezialisiert.

(Foto: Christian Endt)

Das Künstlerpaar Michaela Schulte und Stefan Kleinhanns stellt in Neuhardsberg bei Steinhöring seine Werke aus

Von Theresa Parstorfer, Steinhöring

Wie die Zebras aufeinander gekommen sind, weiß Stefan Kleinhanns nicht. Drei an der Zahl sind es, auf einer mannshohen, in verwaschenem Weiß grundierten Leinwand. Sie hängt in einer großen Scheune in Neuhardsberg bei Steinhöring. Kleinhanns und seine Frau Michaela Schulte sind Künstler, seit 25 Jahren stellen sie jeden Sommer unter eben diesen alten Dachbalken aus. Früher haben sie auch hier gewohnt, immer wieder kommen sie gerne auf den Hof, um ihre Bilder zu zeigen. Durch die beiden geöffneten Scheunentore weht eine angenehme Brise, treibt ein loses Blatt Papier vor sich her, als Kleinhanns beschreibt, was er an Zebras so faszinierend findet.

Schwarz-weiß, schwarz-weiß. Das unterste Zebra am größten, das oberste am kleinsten, stehen sie aufeinander wie die Bremer Stadtmusikanten. Tiere sind wiederkehrendes Motiv auf Kleinhanns Bildern. Mal ist es ein Schwan in den Armen eines Tierpflegers, mal ein Vogelstrauß als Reittier eines schnauzbärtigen Mannes. Dieses Pärchen blickt dem Betrachter entgegen, als wäre es überrascht, sich in dieser Situation wiederzufinden. "Bedenkenträger (beide)" heißt das Gemälde deshalb. Eine gewisse Ironie bringt Kleinhanns ebenso gerne auf Leinwand wie Tiere. Oft wisse er am Anfang selber noch nicht genau, was die Geschichte in einem Bild sein wird, wenn er anfängt, es zu malen. Oft ist es ein Bild oder ein altes Foto, das ihn inspiriert, die Geschichte hinter einer Situation malerisch zu ergründen.

Diese Herangehensweise haben die beiden Künstler gemeinsam. Schulte sitzt halb auf einer Tischkante, oft lächelt sie, wenn Kleinhanns seine Bilder beschreibt. Die meisten der Werke, die sie selbst im vergangenen Jahr gemalt hat, zeigen Frauen. Klare Porträts, starke Farben. Rot, blau, violett. Warum sie stets Frauen gemalt hat, kann Schulte so aus dem Stand gar nicht sagen. Nachdenklich blickt sie auf ein Gemälde, das in dunklen Rottönen gehalten ist. Die darauf abgebildete junge Frau blickt mit einem schwer zu lesenden Gesichtsausdruck zurück. "Das ist ein großes Thema", sagt Schulte, auf den Punkt gebracht habe sie das für sich selbst allerdings noch nie so richtig.

Während ihr Partner sich auf Malerei konzentriert, schafft Schulte auch Kunst aus Keramik. Vor den Leinwänden stehen deshalb immer wieder weiße Sockel mit runden, eckigen, stets vasenartigen Skulpturen. Unglasiert, aber mit Formen und leicht farbig bedruckt und eingelassen. "Das mache ich so nebenher", sagt Schulte. Nicht gedreht, sondern geschichtet sind alle dieser Gefäße. So dass jede denkbare Form möglich wird.

Schulte beschreibt ihren Stil als "kontrolliert". Eigentlich sei sie eine sehr kontrollierte Künstlerin. Deshalb suche sie immer wieder die Herausforderung, sich durch eine neue Technik selbst überraschen zu lassen. Eine Serie aus Porträts und auch Landschaftsbildern hat sie deshalb mit Wachs übergossen. "Das ist immer total spannend, weil man nicht sagen kann, wie das Ergebnis wird", sagt sie. Manchmal funktioniere es auch gar nicht. Wenn das Wachs zu heiß ist etwa und deshalb Blasen wirft - oder wenn es zu kalt ist und nicht richtig verläuft.

Kleinhanns lässt sich eher von sich selbst überraschen. Ob Zebras aufeinander stehen können, das wusste er zum Beispiel am Anfang jenes Bildes noch nicht. Oder was mit Glenn Gould passiert, wenn er ihm auf einer Leinwand eine "neue Geschichte" geben würde. Selbst spielt Kleinhanns zwar nicht Klavier, aber diesen Virtuosen bewundert er schon lange. "Einmal habe ich ihn schon gemalt, wie er sich die Hände wäscht", sagt er. In diesem Jahr ist ein kleines Bild vertreten, auf dem Gould, in der für ihn typischen über die Tastatur gekauerten Haltung mit dem Instrument zu verschmelzen scheint.

Zwei Streifen hat der Klavierspieler auf den Wangen. Einen schwarzen und einen weißen. Wieder schwarz-weiß, wie die Zebras. "Eine Einheit", wollte Kleinhanns durch diese Gesichtsbemalung ausdrücken. Der Maler legt seine Handflächen aneinander. Eine Einheit zwischen Musik, Instrument und Mensch. Wie eine Fabel, eine Parabel, die für etwas Größeres stehen kann.

Die Ausstellung von Michaela Schulte und Stefan Kleinhanns in Neuhardsberg, Steinhöring, eröffnet am Samstag, 21. Juli, um 18 Uhr, und ist am 22., 28. und 29. Juli jeweils von 15 bis 19 Uhr zu sehen

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