In der Klosterschule:Kaleidoskop einer Leidenschaft

19 kreative Mitglieder des Glonner Kulturvereins zeigen ihre Werke. Eröffnet wird die Ausstellung mit einer Vernissage an diesem Freitag

Von Anja Blum

Miteinander unterschiedlich sein - so könnte das Motto der Mitgliederausstellung des Glonner Kulturvereins lauten. Zwar hat die Schau in der ehemaligen Klosterschule, also das Miteinander, schon Tradition, doch neuerdings sind die Verantwortlichen bemüht, darüber hinaus noch mehr Gemeinsamkeit zu schaffen, durch einen Stammtisch zum Beispiel. Und da habe sich jüngst gezeigt, erzählt Anne Mainz, dass schon der jeweilige Bezug der Ausstellenden zu Glonn sehr verschieden sei: Manche stammen aus der Gemeinde, kennen vielleicht sogar die heutige Galerie noch aus ihrer eigenen Schulzeit, manche sind einst weg- oder zugezogen, wieder andere durch Freunde auf den Ort gestoßen.

Aber nicht nur in diesem Sinne, sondern auch bei seiner Mitgliederausstellung lebt der Glonner Verein die Vielseitigkeit: "Wir wollen eine Plattform sein, auf der sich jeder nach seinen eigenen Vorstellungen präsentieren kann", erklärt Johanna Schneider. Hier gehe es nicht darum, Kunst zu bewerten, sondern um jene Leidenschaft für Kreativität, die sie letztlich alle eine. Insofern sind die Ausstellungen, an denen sich traditionell rund 20 Mitglieder beteiligen, stets thematisch völlig frei gehalten. Und auch über die Art der Hängung - dicht oder luftig, viele kleine oder wenige große Bilder - kann jede und jeder selbst entscheiden. "Wir sprechen vorab nur gemeinsam ab, wer welchen Platz bekommt", sagt Schneider, "das war's." Denn dieses Procedere habe sich sehr bewährt, von "Gerangel" keine Spur.

Zwei Wochenenden lang zeigen sich die kreativen Mitglieder des Kulturvereins nun wieder von ihrer Schokoladenseite, eröffnet wird die Schau an diesem Freitag, 29. November, um 19 Uhr. Gleich im Eingangsbereich der Galerie mit historischem Charme empfängt den Besucher eine edle Holzskulptur von Angelina Adam-Kolbeck. Im ehemaligen Kapellenbereich dann geben sich hochrangige Politiker die Ehre - als spitzfindige Karikaturen aus Ton, erschaffen von Rüdiger Thorwarth. Ein Humorist, dem nichts Allzumenschliches fremd zu sein scheint. Großformatige Bilder mit deutlichem Pinselstrich von Waldtraud Fichter und etwas kleinere von Anni Widmann füllen die Kapelle mit Schwung. Beide Malerinnen lassen ihre Motive - Blumen, Landschaften, Menschen, Tiere - zwar erkennen, verfremden sie aber durch dynamische Gestaltung. Auch die Tafelbilder von Arthur Schneid entfalten ihre Wirkung bereits aus der Ferne - feingliedrig und doch Raumtiefe schaffend. Schneids aktuelles Thema heißt "Big Data", inspiriert durch die "formale Schönheit" von Hard- und Software, Platinen und Datenströmen setzt er sich mit der Digitalisierung auseinander: Seine pointillistische Malerei ist ein starkes Gegengewicht zur Maschine als Künstler.

Ebenfalls Ölbilder zeigen Klaus Pudwell und Richard Salobir, beide finden Inspiration in der Natur. Egal, ob verschneite Winterlandschaft oder toskanischer Sommer. Zart-filigran und trotzdem flott wirken die grafischen Werke von Evelyn Filep, die in der Klosterschule regelmäßig Zeichenkurse gibt. Passend dazu: allerhand Aquarelle von Helene Wedekind, Johanna Anton und Gerlinde Back - sensibel und doch ausdrucksstark. Naturmotive wie Blüten oder Gräser gibt es zu sehen, aber auch Landschaften und Stadtszenen. Mal eher fein konturiert, mal eher flüchtig-fließend.

Weitere Arbeiten in Acryl präsentiert Bernadette Möllmann, abstrakte, kraftvolle Bilder mit starken Farbkontrasten, zum Beispiel strahlt hier intensives Rot neben tiefem Blau. Ebenfalls gegenstandslos arbeitet Johanna Bell-Hartl, die ihre großformatigen Bilder der informellen Malerei zuordnet. Hier sticht vor allem der pastose Auftrag ins Auge, die Acrylfarben sind gespachtelt, gekämmt, getupft. So entstehen leuchtende Gefühlswelten, einfach zum Wegträumen! Auch Ursula Grieshaber schätzt die Malerei mit Acryl, bei der sich im Malprozess eine lebendige Dynamik ergibt. Das Ergebnis sind wohlkomponierte Farbräusche. Mit durchdachtem Bildaufbau hingegen beginnt Johanna Schneider. Ihre expressiven Porträts in Acryl hat sie in mehreren Schichten aufbaut, einer anmutigen Schönen kann man hier ebenso begegnen wie einer Kuh oder einer Katze. Gemein ist den Bildern eine starke Emotionalität: "Mir ist vor allem der Ausdruck in den Augen wichtig, dass da ein Gefühl vermittelt wird", erklärt Schneider. Ihre junge Frau zum Beispiel blickt den Betrachter kühl-herausfordernd an, einmal ist sie mit breitem Pinsel bunt gestaltet, daneben hängt eine vorgezeichnete, fast monochrome Version in Schwarz-Grün - und jedes der beiden Bilder wirkt ganz für sich.

Jules Samlan, in der Region bekannt als "König von Togo", begeistert wieder mit farbenfrohen Bildern, inspiriert von seiner Heimat Afrika: Ausgelassene Tänzer in diversen Variationen kann man hier bestaunen, oder eine trinkende Raubkatze. Anne Mainz wiederum präsentiert Collagen aus Bienenwachs und Transparentpapier, mehrschichtig aufgebaut vermitteln sie eine ganz besondere Tiefe. Skizzen aus dem Landschaftsbau verwebt Mainz hier mit freien Gestaltungen, man kann Mauern und stilisierte Bäume entdecken, aber auch Buchstaben oder eine Schnecke.

In der Klosterschule: Richard Salobir schuf einen herrlichen Mafiosi.

Richard Salobir schuf einen herrlichen Mafiosi.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Ganz neu dabei beim Kulturverein ist Gabi Cramer Schaepe, die Glonnerin zeigt Mandalas aus Naturmaterialien: Sie hat Blüten, Blätter, Zweige, Steine, Beeren und vieles andere kreisförmig drapiert und fotografiert. Mit "Unendlichkeit und Begrenztheit" setzt sich Helmut Kirchlechner in seiner Serie "Loop" auseinander, deren Idee beim Ausprobieren alter Stifte entstanden ist: Die Zeichnungen zeigen "Urknäuel", runde Gebilde aus tausenden Kreisen, angesiedelt irgendwo zwischen Himmelskörper und Fingerabdruck, zwischen Makro- und Mikrokosmos. Einander ähnlich, aber doch verschieden. Ganz so wie die Aussteller des Glonner Kulturvereins.

Mitgliederausstellung des Kulturvereins Glonn in der Klosterschule: Vernissage an diesem Freitag, 29. November, um 19 Uhr, geöffnet samstags und sonntags, 30. November/ 1. Dezember und 7./8. Dezember, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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