In der Ebersberger Stadtpfarrkirche:Große Werke

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Die Kinder und Jugendlichen geben einen musikalischen Rückblick auf die Aufführungen des vergangenen Jahres. (Foto: Christian Endt)

Anspruchsvolles Programm beim Saisonabschlusskonzert der "Cantores iuvenes Sti. Sebastiani"

Von Peter Kees, Ebersberg

Der Ebersberger Kirchenmusiker Markus Lugmayr tut etwas, das heute nicht mehr selbstverständlich ist: Er erarbeitet mit jungen Menschen große Werke des klassischen Repertoires. Wer bei ihm im Chor mitsingt, hat als Jugendlicher die Möglichkeit, zum Beispiel Mendelssohn-Bartholdys "Elias" mitaufzuführen oder eines der großen Bachoratorien. Am vergangenen Freitag gab der Chorleiter zusammen mit seinen "Cantores iuvenes Sti. Sebastiani" - der Kinder- und Jugendchor der Stadtpfarrkirche St. Sebastian -, unterstützt von einer kleinen Sängergruppe des großen Kirchenchors im Katholischen Pfarrheim in der Baldestraße einen musikalischen Rückblick auf die vergangene Saison.

Natürlich waren in diesem Eltern-Konzert Ausschnitte aus dem "Elias" und aus Bachs "Matthäuspassion" zu hören, Werke, die der Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler im Laufe des Jahres in Ebersbergs Pfarrkirche beeindruckend aufgeführt hatte. Nichts prägt einen Menschen mehr, als in jungen Jahren bei Aufführungen solcher großen Werke dabei zu sein - zumindest musikalisch. Während heute das junge Publikum in klassischen Konzerten immer mehr ausbleibt, Radiosender wie "Bayern Klassik" mit neuen Formaten das Programm "verjüngen", um junges Publikum zu gewinnen, setzt Lugmayr auf Bewährtes.

Ohne altbacken klingen zu wollen: Noch im frühen 20.Jahrhundert war es durchaus selbstverständlich, ein Instrument zu erlernen oder zu singen. Dabei ging es in erster Linie nicht um Leistung, sondern um das gemeinsame Musizieren, wie es übrigens auch in der Volksmusik üblich war. Natürlich lernen auch heute noch junge Menschen Instrumente oder nehmen Gesangsunterricht, doch hat sich der Kreis derer eher verdünnt. Hinzukommt, dass der Leistungsgedanke heute stärker Einzug auch in den Musikunterricht gehalten hat. In manchen Schulen muss man Probespielen, um im Schulorchester mitspielen zu dürfen.

Außerdem scheuen viele Lehrer das große Repertoire. Aber gerade das prägt, selbst wenn sich dabei nolens volens Fehler einschleichen. Doch eine Schule ist kein Konzertsaal. Auch Lugmayr hat Ansprüche, wie man seinen Konzerten entnehmen kann. Der Dank des Musikers an seine Mitstreiter am Ende des Konzertes vergangenen Freitag wurde prompt sehr herzlich erwidert: drei junge Sängerinnen ehrten begeistert sein Engagement.

Nun hat man mit ihm einen wunderbaren Stimmbildner. Lugmayr war einst als solcher bei den Tölzer Sängerknaben. Dort hat er ein eigenes System entwickelt, das er auf Kinder abstimmt und modifiziert. Stimmbildung sei keine esoterische Angelegenheit, sondern ein wichtiges Handwerk, erklärt er. Neben den mindestens einmal in der Woche stattfindenden Chorproben, erhalten seine Chormitglieder alle vierzehn Tage deshalb Stimmbildungsunterricht. Man lernt den Umgang mit der Stimme bei Lugmayr gewissermaßen von der Pike auf.

Im Konzert war das dann auch zu hören. Begleitet von Hans Orterer sangen die Jugendchöre Werke von Anton Bruckner, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johann Sebastian Bach und anderen. Dass man auch mal zum musikalischen Spaß griff, zum Beispiel mit dem Lied "Der Pudel", ein Wort, das sich so herrlich auf Nudel und Sprudel reimt, zeigt die Bandbreite mit der Lugmayr arbeitet. Wie köstlich strahlten bei jenem Lied vor allem die Augen der ganz keinen Sänger. Neben dem Chor durften auch Solisten auftreten, zum Beispiel Josef Preis oder ein Damen-Terzett mit Klavierbegleitung. Traditionell ist in dem seit Jahren stattfindenden Jahresabschlusskonzerten der Anfang sowie das Finale: Das geistliche Lied "Wohlauf und lasst uns singen all" kann gewissermaßen als Motto des Konzertes verstanden werden. Es wird immer zu Konzertbeginn gesungen. Zum Abschluss heißt es dann "Gott hat alles recht gemacht". Sowohl der bayerische als auch der religiöse Bezug dieses Chorsatzes darf bei einem bayerischen Kirchenmusiker wohl nicht fehlen. Man kann nur ermuntern, dort mitzusingen.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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