Import aus dem Osten:Hoffnungsträger gesucht

Bei der Landratswahl im April ist der Grafinger Unternehmer Ernst Böhm knapp unterlegen. Nun wird er erneut als Kandidat der SPD gehandelt - im Nachbarlandkreis München.

Von Martin Mühlfenzl

Import aus dem Osten: Ernst Böhm selbst will sich erst Mitte September zu seinen Plänen äußern.

Ernst Böhm selbst will sich erst Mitte September zu seinen Plänen äußern.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Gerüchte sind hartnäckig. Und sie haben die Eigenschaft zu wabern. Aus dem Landkreis Ebersberg hat es eine Vermutung in den Kreis München geschafft, die sich nicht so recht verflüchtigen will. Die SPD München-Land soll sich um eine Bewerbung von Ernst Böhm als Münchner Landratskandidat bemühen - und der Umworbene dem Angebot wohlwollend gegenüberstehen. Jener Ernst Böhm, der bei der außerplanmäßigen Landratswahl in Ebersberg im April als Kandidat der SPD den CSU-Favoriten und Vaterstettener Bürgermeister Robert Niedergesäß an den Rand einer Niederlage brachte und mit nur 801 Stimmen Differenz unterlag.

Dass nicht nur in Kreisen der Ebersberger und Münchner SPD, sondern auch bei der Vaterstettener CSU kolportiert wird, der Unternehmer aus Grafing stehe für eine Kandidatur bereit, hat vor allem eine Ursache: Das mögliche Szenario wird von den Genossen nicht dementiert - weder in München noch in Ebersberg. Die Vorsitzende der SPD München-Land und Generalsekretärin der Landespartei, Natascha Kohnen, verweist vielmehr auf den Fahrplan der Genossen: "Wir entscheiden nach der Landtags- und Bundestagswahl. So lange müssen sich alle gedulden." Eine Kandidatur Ernst Böhms aber schließt sie nicht explizit aus, sondern fügt vielsagend hinzu: "Wir haben viele tolle Kandidaten. Und aus dieser Riege fähiger Kandidaten werden wir unseren Bewerber auswählen." Ein kräftiges Dementi klingt freilich anders.

Die Landratswahl im Kreis München im März 2014 ist für die SPD von besonderer Bedeutung. Schließlich gilt es einen Posten zu verteidigen, den sie erstmals 2008 erobern konnte. Damals setzte sich die Neubiberger Bürgermeisterin Johanna Rumschöttel überraschend in der Stichwahl gegen Heiner Janik durch und versetzte die Christsozialen in eine lange anhaltende Schockstarre. Davon hat sich die Mehrheitsfraktion im Kreistag aber erholt; die CSU hat sich längst auf einen Landratskandidaten geeinigt und setzt die SPD unter Druck: Gräfelfings Bürgermeister Christoph Göbel wird für die CSU ins Rennen gehen. Die Sozialdemokraten hingegen wissen nur eines mit Gewissheit: Johanna Rumschöttel wird ein Opfer der für Bürgermeister und Landräte in Bayern geltenden Altersgrenze von 65 Jahren und darf nicht noch einmal kandidieren. Die Galionsfigur der SPD im Kreis tritt ab. Doch wer folgt ihr nach?

Kohnen selbst schließt ihre Kandidatur aus - die Generalsekretärin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Landtag hat landespolitische Ambitionen. Der Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Dietrich Heyne, hat mehrmals erfolglos für das Amt kandidiert und dürfte aus Altersgründen ohnehin nicht mehr antreten. Die SPD-Bürgermeister im Kreis stehen ebenfalls nicht für eine Kandidatur zur Verfügung. Ein Bewerber, der nicht aus dem direkten Umfeld der Fraktion und des Vorstandes kommt, wird daher auch von Kohnen nicht ausgeschlossen: "Auch das wird diskutiert."

Dass angesichts dieser Argumentation der Grafinger Ernst Böhm in den Münchner Fokus gerät, ist nicht überraschend. Sein Ergebnis bei der außerplanmäßigen Ebersberger Landratswahl im April, die aufgrund des Rücktritts des erkrankten Amtsinhabers Gottlieb Fauth (CSU) nötig geworden war, ließ nicht nur die Genossen staunen: Mit enormem Aufwand - auch finanzieller Art - erreichte der Bauunternehmer ein Ergebnis, das selbst die größten Optimisten oder gar Pessimisten nicht für möglich gehalten hatten. "Dass Ernst dadurch natürlich auch für andere interessant wird, ist doch vollkommen verständlich", sagt daher Albert Hingerl, Poinger Bürgermeister und Fraktionssprecher der Ebersberger SPD im Kreistag. Nicht erst seit dem angekündigten Rückzug des Grafinger Bürgermeisters Rudolf Heiler gilt Böhm als aussichtsreicher Kandidat für dessen Nachfolge. "Er hat gezeigt, was er kann - und ist daher bekannt und gefragt", sagt Hingerl. Avancen aus München aber erteilt er eine Absage: "Für uns ist es wichtig, Ernst bei uns zu behalten. Es ist mein Wunsch und der meiner Partei, dass er auf der Kreistagsliste kandidiert."

Der mögliche Kandidat selbst will sich nicht an Spekulationen beteiligen, schließt aber auch nichts aus: "Ich sage bis 15. September nichts zu meiner beruflichen Zukunft." Solange genieße er den Sommer mit seiner Familie. "Und danach regelt sich alles von selbst."

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