Immer mehr Ebersberger arbeitslos:Quote steigt auf 2,4 Prozent

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise machen sich auch im Landkreis bemerkbar

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Folgen der nahezu vollständigen Stilllegung der Wirtschaft haben nun auch den Arbeitsmarkt im Landkreis Ebersberg erreicht. Ende April waren bei der auch für Ebersberg zuständigen Arbeitsagentur Freising 3213 Landkreisbürger als arbeitssuchend gemeldet, das sind 355 Personen oder 12,4 Prozent mehr als im März. Anspruch auf Arbeitslosengeld haben aktuell 1945 Ebersberger, damit liegt die Quote bei 2,4 Prozent, im Vormonat hatte sie noch bei 1,9 gelegen.

Auch im Vergleich mit den vergangenen Jahren ist die Arbeitslosigkeit in diesem April deutlich gestiegen. So waren vor einem Jahr noch 1,8 Prozent der Landkreisbürger arbeitslos gemeldet, Ende April 2018 lag die Quote bei 1,9 Prozent, genau wie im April des Vorjahres. Ebenfalls ungewöhnlich ist die Entwicklung, weil in allen anderen Jahren im Frühjahr normalerweise die Arbeitslosenzahlen sinken oder zumindest stagnieren. So war es beispielsweise vor elf Jahren auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise. Damals lagen die Arbeitslosenzahlen im April mit 3,1 Prozent zwar deutlich über dem aktuellen Wert, dieser blieb allerdings in den Frühjahrsmonaten nahezu gleich.

Betroffen sind Fachkräfte und Ungelernte gleichermaßen

Dass die Werte, zumindest bislang, nicht diejenigen der Jahre 2009 und Folgende erreicht haben, liegt wohl daran, dass viele Firmen zunächst versuchen, mit Kurzarbeit durch die Krise zu kommen. Wie hoch die Zahl der Arbeitnehmer ist, die derzeit auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten müssen, könne man noch nicht absehen, heißt es bei der Freisinger Agentur. Dies könne "erst nach Vorliegen des konkreten Antrags auf Kurzarbeit und der darin aufgeführten tatsächlichen Mitarbeiterzahlen beurteilt werden", so Nikolaus Windisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur. Sicher ist bisher allerdings, dass dort im März und April mehr als 3000 Anzeigen auf Kurzarbeitergeld aus den Landkreisen Ebersberg, Erding, Freising und Dachau eingegangen sind. Diese Vorstufe eines Antrages werde aber "oft auch vorsorglich gestellt" darum die Unklarheit über die tatsächlichen Zahlen.

Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind laut Statistik Personen unter 25 Jahren und Ausländer, hier hat die Arbeitslosigkeit um 32,5 beziehungsweise 38,6 Prozent zugenommen. Deutlich unter dem Durchschnitt von 28,2 Prozent ist der Zuwachs bei den über 55-Jährigen mit lediglich 16,7 Prozent. Die stärksten Zuwächse seien laut Windisch aus den Bereichen Handel und Tourismus sowie dem Verarbeitenden Gewerbe zu vermelden. "Dabei spielt auch die Qualifikation keine entscheidende Rolle. Sowohl die Arbeitslosigkeit von Fachkräften und Akademikern als auch von Menschen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung ist prozentual ähnlich stark gestiegen."

In den Nachbarlandkreisen zeigt sich ein ähnliches Bild. In Erding stieg die Quote wie in Ebersberg von 1,9 auf 2,4 Prozent, in Freising und Dachau liegt sie Stand Ende April bei 2,7 Prozent, jeweils ein Anstieg um 0,6 Prozentpunkte. Der Durchschnitt aller vier Landkreise liegt derzeit bei 2,6 Prozent, Ende März waren es noch zwei Prozent gewesen.

Gleichzeitig verzeichnet die Arbeitsagentur einen Rückgang bei offenen Stellen. Im April waren insgesamt 4356 Stellen gemeldet, das sind 15 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Landkreis beträgt der Wert sogar 19 Prozent, aktuell werden 1324 neue Mitarbeiter gesucht, 211 weniger als im April 2019.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: