Süddeutsche Zeitung

Im Landkreis Ebersberg:Werte neu verhandeln

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Die "Wochen der Toleranz" starten am Donnerstag mit dem Thema "Frauen während Corona"

Die nun startenden "Wochen der Toleranz 2021" wollen ein besonderes Zeichen setzen: Die Kooperationspartner wollen in diesem Jahr die Corona-Krise, die die Menschen seit zwanzig Monaten begleitet, dazu nutzen, um Werte wie Gerechtigkeit, Leistung und Würde in den Blick zu nehmen und neu zu verhandeln. Die vier Wochen werden gestaltet vom Kreisbildungswerk Ebersberg, den Volkshochschulen im Landkreis, der Caritas, dem Aktionsbündnis Bunt statt braun, dem Kreisjugendring, dem Frauennotruf, der Partnerschaft für Demokratie und anderen.

Sehr konkret wird es schon bei der Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 28. Oktober, im Alten Speicher im Ebersberger Klosterbauhof, wenn ab 19 Uhr Franziska Schutzbach, Soziologin und Geschlechterforscherin, und die Kulturwissenschaftlerin und Ethnologin Susanne Schmitt das drängende, aber auch brisante Thema "Frauen während Corona" aufgreifen. Im Rahmen eines Expertinnengesprächs und einer Lesung beschäftigen sich die beiden Genderbewegten näher mit der "Erschöpfung der Frau" und sprechen sich deutlich "wider die weibliche Verfügbarkeit" aus.

"Denn gerade die allgegenwärtigen Verfügbarkeitserwartungen sind es, die die Frauen in die totale Erschöpfung treiben", so Schutzbach. Die Geschlechterforscherin betrachtet schonungslos die Situation der Frau, die sich durch die Corona-Pandemie in vielen Bereichen verschärft habe. Schutzbach beschreibt dabei ein System, "das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt". Frauen würden nicht einfach als Menschen betrachtet, so die Genderforscherin, "von ihnen wird erwartet, dass sie gebende Menschen sind". Diese Sicht führe aber zu einer gesellschaftlichen Schieflage, der man sich widersetzen müsse, und aus dem Widerstand "entwickelt sich eine treibende Kraft für neue Arbeits- und Lebensweisen, die die Welt verändern kann", so die Wissenschaftlerin.

In die gleiche Richtung blickt die professionelle Märchenerzählerin Silvia Hein - nur in einem anderen, eher zauberhaften Gewand. Während ihrer Ausbildung in humanistischer Psychologie und als Heilpraktikerin in Psychotherapie und der intensiven Beschäftigung mit Märchen, Mythen und Träumen habe sie sich ein tiefes Verständnis der Bilder- und Symbolsprache erworben. Sie verstehe sich als Begleiterin und als Dolmetscherin der Märchenwelt und dem weißen Land der Seele, so Hein.

Musikalisch umrahmt wird der Abend von den Musikern der inklusiven Band des Einrichtungsverbundes Steinhöring, die vor Kurzem mit dem Kulturpreis "Grüner Wanniger" ausgezeichnet wurden.

Bei der Veranstaltung im Alten Speicher gelten die 3-G-Regeln. Es wird um verbindliche Anmeldung per E-Mail info@kbw-ebersberg.de oder unter (08092) 85 07 90 gebeten. Anmeldeschluss ist an diesem Mittwoch, 27. Oktober. Die Veranstaltung wird auch per Livestream ausgestrahlt. Dank der Unterstützung durch die Partnerschaft für Demokratie, den Landkreis Ebersberg, die Katholische Erwachsenenbildung München und Freising und die Kreissparkasse ist der Eintritt frei.

Das gesamte Programm und alle Infos zu den "Wochen der Toleranz" gibt es unter https://www.kbw-ebersberg.de

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Quelle:
SZ vom 27.10.2021 / sz
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