Im Gemeinderat Vaterstetten:Die nächste Standortdebatte

Ein Gutachten hält 17 Flächen in der Gemeindegeeignet für Windräder - die größte liegt im Parsdorfer Hart

Lars Brunckhorst

Gut möglich, dass der Tag kommt, an dem sich die Menschen in Purfing wünschen werden, der Vaterstettener Gemeinderat hätte im November 2011 dem geplanten Windpark im Ebersberger Forst zugestimmt statt die Entscheidung zu vertagen (siehe Seite 1). Denn was sich auf der anderen Seite des Dorfes abzeichnet, muss auf die Windparkgegner noch viel bedrohlicher wirken als die sechs Rotoren zwischen Anzing und Zorneding: Von den insgesamt 17 möglichen Flächen für Windkraftanlagen, welche das Nürnberger Fachbüro TB Markert in der Gemeinde Vaterstetten gefunden hat, liegt die mit Abstand größte im Westen Purfings, im sogenannten Parsdorfer Hart. Das Wäldchen ist groß genug, damit hier bis zu 25 Rotoren entstehen können, wie Landschaftsarchitekt Peter Markert bei der Vorstellung seines Gutachtens am Donnerstagabend im Gemeinderat sagte, der rund 50 Bürger im Lichthof des Rathauses folgten. Auch wenn dieses Potential kaum je ausgenutzt werden dürfte, wie sich der Experte zugleich bemühte zu versichern - die Standorte im Hart lägen deutlich näher zu Purfing als der aktuell geplante Windpark im Forst. Dieser ist in einer Entfernung von mindestens tausend Metern zu den nächsten Häusern vorgesehen, die Politik will den Abstand aus Rücksicht auf die Anwohner sogar um weitere 500 bis 1000 Meter vergrößern. Dagegen haben die Nürnberger Gutachter bei ihrer Suche nach sogenannten Konzentrationsflächen für Windräder nur die üblichen Radien gezogen: 800 Meter um Wohngebiete, 500 Meter um Mischgebiete und 300 Meter um Gewerbegebiete. Sämtliche größeren Abstände würden von den Gerichten als "Verhinderungsplanung" gewertet, begründet Markert das Vorgehen. Weil bei der Ausweisung von Konzentrationsflächen außerdem Rücksicht auf Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, Stromleitungen und Richtfunktrassen genommen werden muss sowie auf Freizeiteinrichtungen und Landschaftsschutzgebiete, fallen alle anderen 16 möglichen Standorte im Vaterstettener Gemeindegebiet vergleichsweise klein aus (siehe Grafik). Welche davon letztlich für Windräder zur Verfügung gestellt werden sollen, muss der Gemeinderat abwägen und in seinem Flächennutzungsplan festlegen. Dabei handelt es sich in allen Flächen lediglich um "potentiell konfliktarme Gebiete", wie der Gutachter betonte. Ob gegen bestimmte Flächen stärkere Gründe sprechen, etwa der Artenschutz, müsse im Einzelfall untersucht werden. Markert rechnet damit, dass am Ende etwa acht Prozent an geeigneten Flächen übrig bleiben - "konzentriert westlich von Purfing". Wenn Vaterstetten hier Standorte ausweisen sollte und die Politik ihr Versprechen einhalten will, dass Purfing nicht in die Zange genommen werden dürfe, dann müsste sich der Vaterstettener Gemeinderat am Ende also gegen den Windpark im Forst aussprechen. Purfing wäre damit vom Regen in die Traufe gekommen. Vorerst aber hat der Gemeinderat nur beschlossen, die Ergebnisse des Gutachtens Bürgern und Nachbargemeinden zugänglich zu machen. Anschließend soll in einer Bürgerversammlung die Standortfrage erörtert werden. Die Änderung des Flächennutzungsplans zur Ausweisung von Konzentrationsflächen soll dem Beschluss zufolge "zeitnah" erfolgen.

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