Dass es den Igeln nicht gut ging, das war klar zu erkennen. Das in Forstinning gefundene Tier zeigte Zittern, Kopfwackeln, konnte nicht mehr richtig laufen und war tagsüber unterwegs. Es wurde in einem Garten gefunden, dann zur Igelstation gebracht, wo es starb. Zwei weitere kranke Igel wurden in Ebersberg und Hergolding tagsüber von Spaziergängern entdeckt. Auch diese Tiere waren tagsüber unterwegs, zeigten unkoordinierte Bewegungen, konnten nicht mehr richtig laufen und fressen. Sie wurden von ihrem Leid erlöst und zur Untersuchung gebracht – ebenso wie der Forstinninger Igel. Bei allen drei Tieren war letztlich der Befund derselbe: Sie waren am Bornavirus erkrankt.
Dieses Virus kann auch für Menschen lebensbedrohend sein, zwei Menschen waren vor einigen Jahren in Maitenbeth im Landkreis Mühldorf, nicht weit von der Ebersberger Landkreisgrenze entfernt, daran gestorben. Nachdem das Virus nun auch im Landkreis Ebersberg nachgewiesen wurde, hat das Gesundheitsamt sicherheitshalber davor gewarnt und zur Einhaltung einfacher Sicherheitsmaßnahmen aufgefordert. Das Virus trete nicht häufig auf, entsprechend selten infiziere sich ein Mensch damit. Passiere es doch, könne das Virus eine Gehirnhautentzündung auslösen, die meist tödlich verlaufe, teilte die Behörde in der vergangenen Woche mit.
Vor allem Spitzmäuse gelten als Überträger der Krankheit – entsprechend sollte man die Tiere selbst und ihre Ausscheidungen meiden. Bringt beispielsweise eine Katze eine solche Maus als „Geschenk“ an das Herrchen oder Frauchen mit, sollte man die Maus nur mit Handschuhen anfassen und sicherheitshalber eine Maske tragen. Auch das Kuscheln mit der Katze sollte man eine Weile vermeiden – schließlich könnte die Katze noch infektiöse Geweberückstände der Maus an Maul oder Pfoten aufweisen, darauf weist das Friedrich-Loeffler-Institut hin. Nachgewiesen sei eine Übertragung über diesen Weg bisher aber nicht: „Da das Bornavirus begrenzt umweltstabil ist und Katzen zudem sehr reinliche Tiere sind, würde die in der Theorie angenommene Infektiosität maximal einige Stunden andauern.“ Anstecken können sich auch Katzen mit dem Virus, sie gelten aber ebenso wie der Mensch als sogenannter Fehl- oder Endwirt. „Das heißt, infizierte Katzen scheiden das Virus selbst nicht aus und sind somit nicht ansteckend“, heißt es in der Handreichung des Friedrich-Loeffler-Instituts.
Tierschutz in Ebersberg:„Es gab lange genug freundliche Appelle“
Der Bund Naturschutz fordert ein Nachtfahrverbot für Mähroboter in allen Kommunen des Landkreises. Wieso die Maßnahme nötig ist? Aus Mitleid mit den leidenden Igeln.
Auch andere Tiere können sich anstecken – im Landkreis Ebersberg waren möglicherweise auch Pferde betroffen, einen tatsächlichen Nachweis gab es laut Veterinäramt allerdings nicht. Die erkrankten Tiere seien nicht offiziell dem Veterinäramt gemeldet worden, sie hätten zwar neurologische Symptome gezeigt, „der zur offiziellen Meldung als Tierseuche notwendige Erregernachweis wurde jedoch nicht erbracht“, teilt die Behörde mit. Sollten Pferde sich mit dem Virus infizieren, würden auch sie aufgrund einer Hirnhautentzündung neurologische Symptome wie diverse Verhaltensstörungen, Apathie zudem gegebenenfalls Fieber zeigen. „Die Symptome können aber auch von anderen Erkrankungen herrühren, weshalb bei bemerkten Veränderungen irgendwelcher Art immer ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte“, so das Veterinäramt.
Ob auch der Igel ein Fehlwirt ist oder möglicherweise doch die Krankheit selbst übertragen kann, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Dennoch sollte die Tatsache, dass im Landkreis Igel betroffen waren, nicht zur Folge haben, dass sich aus Angst niemand mehr um die Tiere kümmert. „Die Igel sind auf unsere Hilfe angewiesen. Sie sind inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten angekommen. Es wäre schlimm, wenn niemand mehr Igel päppeln würde“, heißt es aus dem Veterinäramt. Es sei jedoch ratsam mit einer Igelauffangstation oder Päppelstation Kontakt aufzunehmen, um sich über den richtigen Umgang mit den Igeln zu vergewissern – schon dem Igel zuliebe, um das Richtige zu füttern. Igel sollten aufgrund von diversem sonstigen Erreger- und Parasitenbefall sowieso nur mit Handschuhen angefasst werden. „Eine Behandlung von Igeln darf nur in Rücksprache mit igelkundigen Tierärzten und Igelauffangstationen erfolgen. Basishygiene mit Händewaschen sollte Grundbedingung sein. Kranke Igel gehören in die Hände von Fachleuten, diese sollen laut LGL neben Handschuhen auch Feinstaubmasken tragen“, so der Rat aus der Ebersberger Behörde. Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen seien Übertragungen von Infektionserregern beherrschbar und stellten beim Igel kein anderes Risiko als bei sonstigen Wildtieren dar.