Hungernde Kinder:Nur Milch mit etwas Zucker

Die Markt Schwabener Initiative "Offenes Haus" um Bettina Ismair entdeckt immer wieder Notfälle

kmp

Hungernde Kinder: Bettina Ismair hat die Initiative "Offenes Haus - offenes Herz" vor zwölf Jahren gegründet, nachdem sie von der Not von Flüchtlingen erfahren hatte.

Bettina Ismair hat die Initiative "Offenes Haus - offenes Herz" vor zwölf Jahren gegründet, nachdem sie von der Not von Flüchtlingen erfahren hatte.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

- Vor drei Wochen erst ist Bettina Ismair für die von ihr vor elf Jahren gegründete Initiative "Offenes Haus - offenes Herz" mit dem oberbayerischen Integrationspreis ausgezeichnet worden. Doch dafür, dass die Markt Schwabenerin und immer um die 20 andere Familien überhaupt helfen können, wenn ausländische Familien ganz neu in der Gemeinde ankommen, braucht es nicht nur Engagement und Nächstenliebe, sondern immer auch Geld. Wie groß die Not ist, erfahren die Mitglieder der Initiative oft erst durch die Kinder, die einmal in der Woche eine deutsche Familie besuchen, um dort Hausaufgaben zu machen und zu spielen, vor allem aber, um die Sprache zu lernen und das Lebensgefühl in ihrer neuen Heimat kennenzulernen. Mit der großzügigen Unterstützung der SZ-Leser und deren Spenden an den Adventskalender für gute Werke konnte Bettina Ismair vier Familien helfen, die in große Not geraten waren.

Beispielhaft dafür, wie groß die Sorgen manchmal sind, ist eine Familie aus Angola mit drei Kindern. Der Vater ist infolge einer schweren Krankheit querschnittsgelähmt, die Mutter versucht, die Familie mit Putzjobs über Wasser zu halten. In diesem Jahr benötigte die Familie neue Pässe, die nur nach persönlicher Vorstellung bei der angolanischen Botschaft in Berlin ausgestellt werden - Kostenpunkt neben dem Geld für die Fahrkarten: 500 Euro. Als nach einigen Monaten die Pässe noch immer nicht da waren, rief die Frau in der Botschaft an, wo man ihr erklärte, das nie ein Antrag gestellt worden sei, sie müsse nochmals kommen. Das habe erneut 800 Euro gekostet, erzählt Bettina Ismair. Wenig später habe die Taufpatin der jüngsten Tocher die Familie besucht und festgestellt, dass sie nichts mehr zum Essen hatten. "Die Mutter gab den Kindern offenbar nur noch etwas Milch mit Zucker", berichtet die Markt Schwabenerin erschüttert. "So etwas gibt es in unserem reichen Landkreis Ebersberg!"

Einspringen konnte die Initiative aber auch bei der Beschaffung von Möbeln oder einer Waschmaschine - und immer wieder bei der Bezahlung von Schulmaterial, einer Klassenfahrt oder einfach nur warmer Winterkleidung.

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