Hotels für Krabbler:Geburtstagsgeschenk für die grüne Lunge

Hotels für Krabbler: Helmut Sloim von der ARGE "Am Bergfeld" und Poings Bürgermeister Albert Hingerl mit einem der 25 Insektenhotels, die im Bergfeldpark aufgestellt werden.

Helmut Sloim von der ARGE "Am Bergfeld" und Poings Bürgermeister Albert Hingerl mit einem der 25 Insektenhotels, die im Bergfeldpark aufgestellt werden.

(Foto: Christian Endt)

Seit 25 Jahre gibt es in Poing den Bergfeldpark, wo jetzt auch Insekten Urlaub machen können

Von Amelie Hörger, Poing

Einen eigenen Swimmingpool haben die Hotels nicht. Auch die Eingangstür, ein kleiner Schlitz, ist nicht wirklich geeignet um große Gepäckstücke ins Innere zu transportieren und mit seinen drei Stockwerken gleicht das Anwesen wohl eher einer kuscheligen Pension. Doch dieser Urlaubspalast in Poing ist nicht für Menschen gedacht, sondern ein Erholungsort für die Natur, genauer für Bienen, Käfer, Schmetterlinge und allem was noch so kreucht und fleucht. Willkommen in 25 brandneuen Insektenhotels. Es ist sozusagen gleich eine ganze Kette, die im Poinger Bergfeldpark aufmacht hat.

Anlass für den Bau der kleinen Häuschen ist die Feier des 25-jährigen Bestehens des Parks, der "grünen Lunge Poings", wie Helmut Sloim, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Poing "Am Bergfeld" den idyllischen Fleck bezeichnet. Vom damaligen Bürgermeister Rainer Lauterbach und dem Landschaftsarchitekten Karl Kagerer ins Leben gerufen, erstreckt sich der Park im Herzen der Stadt inzwischen über 26 Hektar Land, eine Tatsache auf die Lauterbachs Amtsnachfolger Albert Hingerl (SPD) besonders stolz ist. "Der Bergfeldpark ist entstanden, als hier noch kein Haus war", sagt er und weist daraufhin, dass der Poinger Gemeinderat angesichts der stetig steigenden Einwohnerzahl der Kommune schon damals in größeren Dimensionen gedacht hat.

Über seinem Kopf hängt an einem Baum bereits das erste Hotel. Ob sich die schaulustigen Insekten wohl mit Hilfe eines Handtuches eine der länglichen Röhren im zweiten Stock des Gebäudes reserviert haben um von dort das Geschehen zu betrachten? Im Erdgeschoss können Bienen und Konsorten in einem Meer aus Tannenzapfen baden und im Dachgeschoss, kurz bevor es hinauf, auf das mit Rinde bedeckte Dach geht, liegen ein paar Holzsplitter bereit, wie sie normalerweise zum Grillen verwendet werden. Vielleicht entsteht hier ja einmal die hoteleigene Sauna.

Während sich hoch oben am Baum die entspannten Urlaubsgedanken der Insekten ansiedeln, spricht Hingerl weiter, von der immer noch anhaltenden Qualität des Parks und der geplanten Erweiterung des Geländes durch die Wohngebiete W7 und W8. In Poings "Nervensystem" wie Hingerl den Park liebevoll nennt, gibt es neben einem Badeweiher auch Spielplätze und einen Trimm-dich-Pfad. Zwar würde man genau auf die ökologischen Auswirkungen der Grünanlage achten, doch vornehmlich diene der Park der Freizeitgestaltung der Bürger, sagt Landschaftsarchitekt Max Bauer.

Nun ist er aber mehr denn je auch ein Ort der Erholung für Insekten. Wer könnte das besser wissen, als der Vorsitzende des Imkervereins Anzing-Poing Michael Irl. Mit schnellen Worten erklärt er die Bedeutung lokaler Blumenwiesen für die Bienenzucht. Viele Bienen hätten schlichtweg nur einen Flugradius von ein bis zwei Kilometer bevor ihnen "der Saft ausgeht", so der Imker. Deswegen seien die Magerrasenflächen im Norden, die als Ausgleichsflächen geschafften wurde, mit ihrem vielfältigen Blütenreichtum auch so entscheidend.

Doch nicht ausschließlich für die Insekten sieht Irl den Bergfeldpark als idealen Lebens- und Erholungsraum. Auch er selbst empfinde ihn als einen "Energiespender", wenn er nach einem langen Arbeitstag durch den Park schlendere. "Ohne Grün und ohne Blumen wären wir in der Stadt und das wäre nicht lebenswert", konstatiert der Imker-Vorsitzende und lacht. Eine "blühende Oase in einer hoch technisierten Welt" sei der Bergfeldpark, da sind sich alle Anwesenden einig. Ein Ort, an dem bald auch eine Hotelkette aus 25 Einzelbauten, die in den kommenden Wochen in der Grünanlage verteilt werden, seinen Platz finden wird.

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