Etwa 250 stationäre Hospize für Erwachsene verzeichnete der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband im April 2021. Keins davon steht im Landkreis Ebersberg. Zwar befindet sich an der dortigen Kreisklinik seit 2003 eine ständig gewachsene Palliativstation, die schon für viele Schwerstkranke, Sterbende und ihre Angehörige ein geschätzter Hafen in der höchst herausfordernden, allerletzten Lebensphase war. Aber eben keinen Ort, an dem sich Menschen Wochen oder sogar Monate auf das Unausweichliche vorbereiten können.
Den bietet seit dieser Woche die "Hospizinsel Glonn". Das ist wirklich ein Glück. Denn genau ein solcher Ort hat bisher gefehlt. Für alle Kranken, die von der Palliativstation entlassen werden oder bei deren Pflege zu Hause oder im Alters- und Pflegeheim sich herausstellt, dass die Schwere der Erkrankung und die Symptome eben doch eine Betreuung durch geschulte Palliativfachkräfte nötig machen. Ein Ort, an dem man in Ruhe und Würde sterben darf, aber vorher möglichst lange lebendig war. An dem die Menschen, die man dort "Gäste" nennt, einerseits angemessen medizinisch versorgt werden können. An dem dennoch Platz ist für alle Wünsche und Sehnsüchte, die auch Sterbenskranke noch haben dürfen.
Nicht jede und jeder von ihnen wird permanent bettlägerig sein. Dann braucht es einen Raum außerhalb des eigenen Zimmers, das Gefühl, noch in Bewegung bleiben zu können. Und selbst wenn jemand überwiegend im Bett liegt, kann er doch von Kunst- und Atemtherapie profitieren. Von den Treffen mit Ehrenamtlichen vom Hospizverein, die Zeit haben. Etwa für Gespräche, die man nicht mit Angehörigen führen möchte, weil sie zu schmerzhaft sind.
Und ja, man wird sicher viele Taschentücher brauchen auf dieser Insel. Fürs Weinen. Aber eben auch fürs Lachen. Das nämlich ist ein genauso wichtiger Teil einer ganzheitlichen Palliativversorgung. Wie für die Hospizbewegung steht der Gedanke im Vordergrund, dem Leben vielleicht nicht mehr Tage geben zu können, aber den Tagen mehr Leben.
Das ist dann möglich, wenn man auch dem "öffentlichen" Sterben wieder mehr Raum gibt. Orte schafft, an denen der Tod sichtbar präsent ist, ohne dabei die Lebenden zu erschrecken. An denen man offen über Ängste und Nöte, aber auch Hoffnungen und Wünsche sprechen kann. An denen alle Beteiligten in einer unglaublich herausfordernden Situation Entlastung finden.
Manch einer würde sich im Falle eines Lottogewinns eine Insel kaufen wollen. Für viele ist das ein Synonym für einen beschaulichen, vielleicht sogar wunderschönen Platz, an dem man endlich wieder durchatmen kann. Sich fallen lassen. Kraft finden, um auch das Schwere zu tragen. Gut, dass man im Landkreis eine Hospizinsel hat.