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Hobbymeteorologe Andreas Schumann verlässt Ende des Jahres Ebersberg. Er hofft aber, dass ein Gleichgesinnter seine Messstation übernimmt

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Hat es in der Nacht geregnet? Gestürmt? Oder gar geschneit? Ganz egal wie die Witterung ist - viele Menschen brauchen am Morgen als erstes Kaffee. Dann erst gehen die Augen weit genug auf, um aus dem Fenster zu schauen. Der Ebersberger Andreas Schumann tickt da anders: Sein erster Gang am Morgen geht zur Wetterstation, die er in seinem Garten aufgebaut hat. "Das Schönste daran sind die gemessenen Extreme", sagt Schumann. Wenn es besonders viel geregnet habe oder ein Temperaturhöchstpunkt gemessen wurde. Während er darüber spricht, merkt man ihm die Begeisterung über die Meteorologie deutlich an.

Doch Ende des Jahres muss er seine Wetterstation zurücklassen. Er zieht an den Tegernsee in eine Wohnung, da ist kein Platz für die Station. Obwohl sie nicht sehr groß ist. Sie besteht aus Regen- und Windmesser und einem Thermometer mit Feuchtemesser. Das sind kleine Geräte, die im Garten verteilt werden können. "Der Windmesser sollte etwa in einer Höhe von zehn Metern angebracht werden", erklärt Schumann. Er selbst habe ihn auf dem Dach montiert. Das sei ein geeigneter Platz. So kann der Messer nicht nur die Windgeschwindigkeit, sondern auch die Windrichtung bestimmen.

Alle fünf Minuten werden die Daten aktualisiert

"Der Regenmesser muss freistehend montiert sein", so Schumann weiter. Wird das Gerät unter einen Baum gestellt, verfälscht das Blätterdach das Ergebnis. Die Temperatur wird mit dem Thermometer im Schatten gemessen. "Allerdings habe ich noch ein zweites Thermometer in der Sonne befestigt", sagt Schumann. Er verrät, was dieser Trick bewirkt: "So kann ich auch die Sonnenscheindauer berechnen." Wenn die Sonne nicht scheint, zeigen beide Thermometer die gleiche Temperatur an. Die Zeit, zu der zwei unterschiedliche Temperaturen angezeigt werden, sagt aus, wie lange die Sonne an diesem Tag geschienen hat. Vor allem Menschen mit einer Solaranlage seien an diesen Daten interessiert. So wissen sie, ob der Ertrag ihrer Anlage der Sonnenscheindauer entspricht.

Von 2018 an kann der Hobbymeteorologe jedoch nicht mehr jeden Morgen auf das Wetter direkt vor der Haustüre schauen. Deshalb sucht er einen Nachfolger, der weiterhin die Webseite www.wetter-ebersberg.de mit Informationen füllt. "Eigentlich braucht es nur jemanden, der die Station in seinem Garten aufbaut und betreut." Die Arbeit als Wetterfrosch sei nicht sehr zeitraubend. Das meiste mache ein kleiner Rechner ganz automatisch. Er empfängt die Daten von den verschiedenen Messern und befüllt damit die Webseite. "Alle fünf Minuten werden die Daten aktualisiert", so Schumann. "Sie sind also sehr aktuell."

Viele Ebersberger nutzen die Informationen

An der Aktualität der Werte erfreuen sich viele Menschen in Ebersberg: "Ich bekomme oft Anrufe von Bürgern, die sagen, dass ihr erster Blick am Morgen auf meine Webseite gehe", erzählt Schumann. "Damit sie wissen, was sie anziehen sollen." Doch auch aus anderen Grünen ist die Webseite mit dem aktuellen Wetter nützlich: Bienenzüchtervereine beispielsweise informieren sich darüber, wann die Varroamilbe am besten bekämpft werden kann. Dies sei nämlich nur bei bestimmtem Wetter möglich. "Oft rufen auch Leute an, die einen Versicherungsschaden haben", sagt Schumann. Etwa einen Hagelschaden an Haus oder Auto. Die fragen, wann genau es gehagelt oder gestürmt hat.

Der Hobbymeteorologe freut sich, wenn seine Daten auch für andere Menschen interessant sind. Eigentlich hat Schumann Physik studiert. Doch die Meteorologen seien im gleichen Gebäude untergebracht gewesen, so habe er immer wieder schauen können, was dort gemacht wird. "Das Interesse war schon immer da", sagt Schumann. Aber zu Zeiten seines Studiums sei es noch nicht so einfach gewesen, eine eigene Wetterstation zu haben.

Angefangen hat alles mit einem Schulprojekt des Sohns

Doch als sein Sohn sich 2004 überlegt habe, was er als Abschlussprojekt für die Schule machen kann, sah Schumann eine Chance, seinen Traum doch noch zu erfüllen. Deshalb erwarben sie gemeinsam eine Wetterstation, die einzige im Stadtgebiet Ebersberg. Es gebe zwar zwei Stationen in der Gegend - davon eine in Halbing und eine in Osterseeon. Das Wetter unterscheide sich von Land zu Stadt jedoch oft. Deshalb empfanden Vater und Sohn es als gute Idee, eine Wetterstation im eigenen Garten aufzustellen. Der Sohn ist bereits vor einiger Zeit nach München gezogen, der Vater jedoch brennt noch immer für seine Station.

Diese ist in der Zwischenzeit jedoch schon etwas in die Jahre gekommen. "Einem Nachfolger würde ich deshalb empfehlen, eine neue Station zu kaufen", so Schumann. Allzu teuer sei das mittlerweile nicht mehr. Der kleine Rechner jedoch, der die Daten von den Messern empfängt und sie ins Internet lädt, kann von ihm übernommen werden. Außerdem erkläre er gerne, auf was geachtet werden muss. Kompliziert sei das nicht. "Man braucht keine großen Vorkenntnisse", so Schumann. "Aber ein Interesse an Meteorologie sollte natürlich da sein."

Wer eine Wetterstation aufbauen und die Internetseite www.wetter-ebersberg.de aktuell halten möchte, meldet sich bei Andreas Schumann unter (08092)85 30 62 oder info@wetter-ebersberg.de.

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Quelle:
SZ vom 23.08.2017
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