Süddeutsche Zeitung

Hohenlindener Neubau:Kritik an der Kirche

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Neues Pfarrheim erzürnt erneut den Gemeinderat

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Das neue Pfarrheim an der Pfarrer-Andrä-Straße mit seinem markant geschwungenen Blechdach über der Holzfassade ist ein Blickfang geworden. Der moderne Bau neben Pfarrkirche, Rathaus und Grundschule wird am Sonntag, 1. September, eingeweiht. Nach dem Gottesdienst, der um 10.15 Uhr in der Pfarrkirche beginnt, feiert die Kirchengemeinde die Eröffnung mit einem Stehempfang.

Das neue Pfarrheim wurde unter der Regie der Pfarrkirchenstiftung Sankt Josef und des Kirchenpflegers Josef Gallenberger sowie des Pfarrers Christoph Stürzer vom Isener Büro Rieger/Lohmann Architekten konzipiert. Die Planung war wegen der Hanglage und den besonderen Herausforderungen des Hochwasserschutzes sowie der gewünschten Barrierefreiheit schwierig und zunächst auch im Gemeinderat wegen der als Sprungschanze titulierten wellenförmigen Dachform umstritten. Inzwischen ist das Pfarrheim mit den Außenanlagen fertig, die anfänglichen Wogen glätteten sich.

In der Sitzung Ende Juni stimmte der Gemeinderat auf Antrag der Pfarrkirchenstiftung sogar einem gemeindlichen Zuschuss von 50 000 Euro für 90 Stühle, Tische, Schränke zu. Vor diesem Hintergrund war überraschend, als nun der Zweite Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) während der jüngsten Gemeinderatsitzung kurz vor der Einweihung Kritik an den Umständen des Möbelkaufs übte: "Ich bin sehr enttäuscht", sagte Riedl. Er habe erfahren, dass vor der Zuschussentscheidung im Juni von der Kirchenstiftung bereits Aufträge für den Kauf von Möbel erteilt wurden: "Die Kirche hat doch genügend Geld und ist nicht notleidend." Vom bereits erteilten Auftrag für den Kauf der Möbel für den Saal sei im Juni nie die Rede gewesen, es sei der Eindruck entstanden, es liege lediglich die Kostenschätzung vor - und die Kirchenstiftung sei zur Möbel-Finanzierung und Bestellung auf die Hilfe der Gemeinde und von Sponsoren angewiesen.

Riedl sei Ende Juni davon ausgegangen, dass es lediglich die vom Kirchenpfleger genannte Kostenschätzung für die Gesamtmöblierung gegeben habe. Als er nun von der Bestellung der Grundmöblierung nachträglich erfahren habe, sei er erstaunt gewesen. "Als Gegenleistung für das Entgegenkommen erwarte ich nichts anderes, als ehrlich behandelt zu werden", sagte Riedl. Um Misstrauen und den Vorwurf des "unehrlichen Vorgehens" auszuräumen, beantragte er bei der Gemeindeverwaltung die Prüfung der Belege für den Möbelkauf der Pfarrkirchenstiftung.

Kirchenpfleger Gallenberger konnte die Kritik nicht nachvollziehen: "Mich verwundert, dass das thematisieret wurde, denn die Pfarrei hatte einen Zuschussantrag gestellt und eine geschätzte Summe für die Gesamtkosten genannt, weil noch nicht alles bestellt und geliefert ist." Es sei richtig, dass zum Zeitpunkt des Zuschussantrages bereits Aufträge für die Grundmöblierung des 80 Quadratmeter großen Pfarrsaales vergeben waren, dies hänge aber mit den monatelangen Lieferzeiten zusammen und sei kein taktisches oder unehrliches Verhalten gegenüber dem Gemeinderat im Hinblick auf den Zuschuss gewesen. Das Erzbistum zahle nur für den Bau, aber nicht für die Möbel des Pfarrheims, dafür müsse durch Eigenmittel oder Spendenaufrufe die Pfarrei sorgen. Neben der Grundmöblierung seien Bestellungen für Stühle, Tische und Schränke im Jugend- und Seniorenräumen und Küchen offen gewesen - deshalb habe er dem Gemeinderat die Gesamt-Kostenschätzung von 90 000 Euro im Juni genannt: "Das ist alles belegbar." Zudem halte sich die Pfarrei an die Bedingung des Gemeinderats, "dass wir kein Zuschussgeld für Büromöbel verwenden dürfen". Die Pfarrei sei für den Zuschuss dankbar, ohne diese Hilfe "hätten wir die Finanzierung nicht so leicht stemmen können und auf Rücklagen zurückgreifen müssen". Die Gemeinde könne nach dem Abriss des alten Pfarrheims und den Neubau auf das "gelungene Pilotprojekt stolz sein".

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SZ vom 06.08.2019
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