Energiewende im Landkreis Ebersberg:Wo sollen in Hohenlinden Windräder stehen?

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Hohenlindens Bürgermeister Ludwig Maurer informiert im Wendlandhaus über die Entwicklung bei der Windkraftplanung in seiner Gemeinde. (Foto: Christian Endt)

In der Gemeinde beschäftigt man sich derzeit mit geplanten Standorten, dazu gab es nun eine Infoveranstaltung.

Von Philipp Schmitt, Hohenelinden

Wie soll die Gemeinde Hohenlinden mit dem Bau von Windkraftanlagen umgehen? Dazu fand am Donnerstag das „Bürgerforum Windkraft“ im Wendlandhaus statt: „Wir wollen Informationen im offenen Bürgerdialog weitergeben“, sagte dazu Ludwig Maurer (ÜWH). Der Bürgermeister berichtete bei der gemeindlichen Veranstaltung über den Sachstand.

Bis Ende März muss die Gemeinde eine Stellungnahme im Anhörungsverfahren zum im Regionalplan-Entwurf vom Planungsverband (PV) vorgesehenen Vorranggebiet im Süden Hohenlindens abgeben. Am 24. Februar steht das Thema „Vorrangflächen-Cluster“ auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Das Gremium hat sich bereits 2024 für eine Reduzierung der Vorrangflächen ausgesprochen. Auch hier gibt es Befürworter und Kritiker, letztere stören sich vor allem an der Optik der Anlagen.

Interessierte Bürger sollen sich durch Genossenschaftsmodelle an den Anlagen beteiligen können

„Wir werden Windkraftanlagen nicht verhindern können, sind nicht dagegen, aber wir wollen nicht benachteiligt werden und unsere Forderung nach Flächenreduzierung aufrechterhalten“, sagte nun der Gemeindechef. Mit der Realisierung von Anlagen im Forst – im Dreieck zwischen Hohenlinden, Ebersberg und Steinhöring – rechne Maurer wegen der komplexen Materie erst „in vielen Jahren“. Umweltausschuss und Gemeinderat hat sich mit dem Thema bereits intensiv beschäftigt. Johannes Rumpfinger (Grüne) wies auf die Bedeutung der Windkraft hin. Mögliche Standorte müssten geprüft werden. An Finanzierung und Betrieb sollten interessierte Bürger durch Genossenschaftsmodelle beteiligt werden. Wertschöpfung sollte nicht aus der Region abfließen. Ein Zusammenspiel mit Investoren wäre denkbar, sagte der Dritte Bürgermeister.

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Vor der Debatte im Bürgersaal zu Vorrangflächen im Ebersberger Forst schilderte der via Internet zugeschaltete Experte Ralf Deuerling die Sachlage. Das Planungsbüro „Energievision Franken“ hatte die Machbarkeitsstudie für die Gemeinde erstellt. Mit drei (statt fünf) Windkraftanlagen könnte jährlich der Strombedarf von etwa 13000 Haushalten gedeckt werden. Die Gemeinde würde überversorgt, klimaneutral und bei der Stromversorgung autark, auch wenn wegen Wärmepumpen und E-Autos der Stromverbrauch nach oben schnellen könnte. Durch neue Windräder dürfe aber die Infrastruktur nicht beeinträchtigt werden (Radaranlagen der Deutschen Flugsicherung (DFS), des Militärs (Bundeswehr) und eine Wetterstation bei Isen). Anwohner sind vor Lärm und Schatten zu schützen.

Die Gemeinde Hohenlinden könnte pro Windrad jährlich 20.000 Euro einnehmen

Aufgrund der Topographie und der Prognosen im Energie- und Windatlas Bayern werde im geplanten Gebiet im Süden der Gemeinde – in Richtung Hügelkette bis Isen – die höchste Windgeschwindigkeit erwartet. Durchschnittlich sei dort mit bis zu 5,8 Meter pro Sekunde Wind zu rechnen – meist aus westlicher oder östlicher Richtung. Wind wehe dort aber nicht so konstant wie an der Nordseeküste, sagte Deuerling auf Anfrage eines Teilnehmers. SPD-Gemeinderätin Judith Ortenburg (SPD) hatte eine Frage zu Abständen zwischen den Windkraftanlagen: „Was wäre, falls Ebersberg vor uns eine Anlage Nahe unserer Gemeindegrenze bauen würde, müssten unsere Standorte dann wegrücken?“  Deuerling entgegnete, dass „ein Spielraum“ eingeplant werden sollte. Verwirbelungen könnten sonst die Standsicherheit der Windkraftanlagen gefährden. Deshalb seien vor genauen Standortplanungen keine pauschalen Aussagen von der DFS oder der Bundeswehr zu möglichen Störungen des Radars zu erwarten: „Da können ein paar Meter hin oder her viel ausmachen.“

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Nach Untersuchungen des Planungsbüros sei der Abstand zur Wohnbebauung angemessen. In Hohenlinden wären Windräder auch bei ungünstiger Windrichtung wohl nicht zu hören. Nur einige Häuser Richtung Steinhöring müssten genauer unter die Lupe genommen werden. Geprüft werden müsste zudem der Schlagschatten der Rotorblätter. Auch beim Schattenwurf würde es aber wohl keine größeren Probleme geben, hieß es. Bei der Finanzierung seien Genossenschafts-Modelle und Bürgerbeteiligungen denkbar. Auch regionale Sparkassen und Raiffeisenbanken könnten durch Öko-Festgelder beitragen. Am Ertrag der Windräder würden Gemeinden im Umkreis von 2,5 Kilometer nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz beteiligt: Hohenlinden könnte jährlich mit etwa 20.000 Euro rechnen, hieß es.

Gemeindechef Maurer fügte an, dass die Gemeinde potenziell betroffene Grundeigentümer informieren wolle. Die Gemeinde könnte Deuerling zufolge einen Flächenpool mit Grundbesitzern im Vorranggebiet bilden. Nach dem Anhörungsverfahren und der Stellungnahme könne die Gemeinde gegen die später rechtsverbindliche Planung des Vorranggebiets im Forst aber nichts mehr machen, sagte der Teamleiter für Klimakonzepte bei der Energievision Franken.

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