Wer kennt es nicht, das Märchen "Hänsel und Gretel", aufgeschrieben von den Gebrüdern Grimm mitten im 19. Jahrhundert. Wer könnte sie nicht auswendig mitsprechen die Geschichte der beiden Geschwister, die von ihren armen Eltern in den Wald geschickt wurden, weil die nicht in der Lage waren, ausreichend Essen für ihre Kinder heranzuschaffen. Ein bisschen anders erzählt es Engelbert Humperdinck in seinem Märchenspiel in drei Akten, einer spätromantischen Oper. Nicht der Vater ist es hier, der die Kinder bewusst in den Wald führt, um sie dort endgültig auszusetzen, sondern die Mutter, die sie im Zorn davonjagt - allerdings nur zum Beerensuchen. Sie sollen schon wiederkehren am Abend, und als sie das nicht tun, läuft das Besenbinderpaar los, um die Kleinen zu suchen.
Karin Wick, Gesangslehrerin in Forstinning und 15 Jahre lang als Mezzosopran Mitglied des Chors der Staatsoper, hat den Part der Mutter selbst übernommen. Mit Verve und Temperament wirbelt sie über die Bühne des Hohenlindener Wendlandhauses und fegt die beiden jugendlichen Darsteller mit Macht von den Brettern, beziehungsweise in den Wald hinaus. Dass die Nachwuchsstimmen, Sophia Hees mit ihrem kräftigen Mezzo-Sopran als Hänsel und Theresa Gantner mit schillerndem Sopran nicht umsonst mehrmals Preisträger bei Jugend musiziert waren, beweisen sie dabei eindrücklich. Verstärkt wird das Duo von der wunderbaren Josephine, die mit ihren 14 Jahren das Sandmännchen und das Taumännchen in einer Doppelrolle so charmant und überzeugend ausfüllt, dass man sich wünscht, sie hätte einen längeren Part zu singen.
Seit etlichen Jahren schon hat die Wahl-Forstinningerin Karin Wick es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Schützlingen ein bis zweimal im Jahr eine Bühne zu bieten, mit einem Jahres- und einem Neujahrskonzert in der Regel. Die Zauberflöte hatte fürs vergangene Jahr auf dem Programm gestanden und ist nun auf dieses Jahr verschoben worden. Unterstützt von Mitgliedern des Münchner Staatstheaters präsentiert das Forstinninger-Solisten-Ensemble am Sonntag, 14. November, einen großen Querschnitt aus der Mozart-Oper. Karin Wick hat dabei nicht nur Leitung und Regie, sondern ist auch für die Einstudierung der Stimmen und Rollen verantwortlich, die technische Leitung übernimmt Bariton Christian Krause, der in der Humperdinck-Oper auch den mitreißenden Peter Besenbinder, den Vater der beiden Kinder gegeben hat. Als Gastsänger kommen vom Staatstheater am Gärtnerplatz Tenor Adrian Sandu in der Rolle des Tamino und als Pamina die Sopranistin Petra Nyncke nach Hohenlinden.
Ein Erfolgserlebnis will Karin Wick ihren Schülern mit den regelmäßigen Aufführungen verschaffen, mit Selbstbewusstsein sollen sie auf der Bühne stehen. In Hohenlinden konnten die Zuschauer, darunter Bürgermeister Ludwig Maurer, sich schon mal davon überzeugen, dass ihnen das gelungen ist. Die Geschichte nahm im Übrigen hier den bekannten Verlauf. Die Hexe (Petra Frantz, Sopran) landete im großen Ofen des wie die Seite eines alten Märchenbuchs gestalteten Bühnenbilds. Dass die Eltern ihre Kinder im Wald wiederfinden ist dem Libretto von Engelbert Humperdincks Schwester Adelheid Wette zu verdanken, die schönen Kostüme der Aufführung, die am Sonntag, 12. Dezember, noch einmal im Wendlandhaus in Hohenlinden gespielt wird, stammen vom Kostümverleih Katharina und Helene Hörndl aus Forstinning. Die für Forstinning am Sonntag, 28. November, geplante Aufführung entfällt wegen des gleichzeitig stattfindenden Christkindlmarkts.
Die "Zauberflöte" wird am Sonntag, 14. November, im Wendlandhaus Hohenlinden zu hören und zu sehen, Hänsel und Gretel noch einmal am Sonntag, 12. Dezember, ebenfalls im Wendlandhaus. Beide Veranstaltungen beginnen um 15 Uhr. Kartenvorverkauf bei Post/Blumen Weinberger, Hohenlinden, Ebersberger Straße 28 und Post Schreibwaren & mehr in Forstinning, Mühldorfer Straße 24.