Süddeutsche Zeitung

Hohenlinden:Hoffnung für Julia

Für die 14-Jährige aus Hohenlinden ist ein genetischer Zwilling gefunden worden, der ihr Stammzellen spenden kann

Von Alexandra Leuthner, Hohenlinden

Richtig gute Nachrichten kommen an diesem Wochenende aus Hohenlinden. Für die leukämiekranke 14-jährige Julia (SZ berichtete) ist ein Stammzellenspender gefunden worden. Was die Facebook-Seite "Alle für Eine", die sich um Hilfe für die an Blutkrebs erkrankte Schülerin bemüht, am Freitag vermeldete, bestätigte Alois Fruth, Vorsitzender der Elterninitiative Intern 3 im Haunerschen Kinderspital München. Julias Mutter habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass sich ein Kandidat gefunden habe, bei dem neun von zehn Merkmalen mit den Gewebeeigenschaften von Julia übereinstimmen. Mehrere Chemotherapien, die das Mädchen ertragen musste, konnten ihrer Krankheit bisher nicht beikommen. Nun richtete sich die Hoffnung der Familie darauf, in einem genetischen Zwilling einen Stammzellenspender zu finden.

Am vergangenen Sonntag hatte in der Heimatgemeinde des Mädchens eine Typisierungsaktion stattgefunden, organisiert von Intern 3 zusammen mit Julias Freundeskreis und der Deutschen Knochenmarkspenderdatei. Mit unglaublicher Resonanz: Nachdem sich Hohenlindener Vereine, die Feuerwehr, Gemeinderäte und örtliche Firmen an der Organisation beteiligt, die Gemeinde den Bürgersaal zur Verfügung gestellt hatte, waren so viele Menschen aus Hohenlinden und Nachbargemeinden gekommen, um sich testen zu lassen, dass die Warteschlangen nicht abrissen. Knapp 1000 Freiwillige ließen sich per Wattestäbchen Zellmaterial von der Wangenschleimhaut nehmen und über die Modalitäten einer Transplantation aufklären.

Dass der nun für Julia gefundene Spender tatsächlich unter den 976 Teilnehmern in Hohenlinden war, sei zwar unwahrscheinlich, erklärt Alois Fruth. Ist erst mal ein möglicher Kandidat identifiziert, müsse der zunächst kontaktiert werden, einen negativen HIV-Test vorlegen, der nicht älter als 30 Tage sei, und dann erst werde der potenzielle Spendenempfänger benachrichtigt. Dennoch hätten die Hohenlindener in ihrer Hilfsbereitschaft leukämiekranken Menschen einen großen Dienst erwiesen, weil sie die Spenderdatei vergrößerten. Immer wieder fielen ja ältere Typisierte heraus - Spenden kann man nur zwischen 17 und 55 Jahren. "Es geht immer auch darum, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten: Jeder könnte selbst betroffen sein", so Fruth. Nachdem sein Sohn Timo vor zehn Jahren Leukämie hatte, habe sich sein älterer Sohn jetzt mit 17 ebenfalls typisieren lassen. Dem 14-jährigen Timo geht es heute wieder gut. Julia kann nun hoffen, nach der kraftraubenden Transplantation, wieder das normale Leben eines Teenagers zu führen. "Die Chance ist sehr hoch", sagt Fruth.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2019
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