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Hochwasserschutz in Markt Schwaben:Mehr Platz für den Hennigbach

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Der Fluss durch Markt Schwaben soll im Zuge der Ertüchtigung für ein Jahrhunderthochwasser renaturiert werden. Doch nur, wenn es einen Zuschuss gibt und die Anwohner bereit sind, Grund zu verkaufen.

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Der Hennigbach ist bei Überschwemmungen das Nadelöhr Markt Schwabens. Hier stauten sich in der Vergangenheit immer wieder die Wassermassen auf, die das kleine Flüsschen eigentlich durch den Ort leiten sollte.

Nun wird er als erste von insgesamt elf Maßnahmen zum Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser in Angriff genommen: Die Gemeinde strebt zwischen Bahnhofstraße und Heilmaierstraße großteils eine Renaturierung des Flusslaufs an, die voraussichtlich 3,7 Millionen Euro kosten dürfte. Einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen, diese Idee mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim zu besprechen und sie auf ihre Förderfähigkeit hin untersuchen zu lassen.

Auch bei den zehn anderen Projekten geht es langsam, aber sicher voran, wie Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) auf Nachfrage sagt: Für das Regenrückhaltebecken am Rossacker laufen bereits Gespräche mit den betroffenen Landwirten, für das große am Einbergfeld mit 200 000 Kubikmetern Stauraum und das am Gigginger Bach ebenfalls mit weiteren 18 000 Kubikmetern. "Wir sind an allen Punkten dran", sagt Hohmann.

Zentraler Punkt bei den Verhandlungen mit den Landwirten sei die Entschädigung in dem Fall, dass ihre Wiesen überschwemmt werden. Ihnen sei wichtig, dass sie dann genug Futter für ihre Tiere bekämen, so Hohmann.

Ob die vom Gemeinderat gewünschte Renaturierung verwirklicht werden kann, hängt nicht nur von der Höhe der Zuschüsse ab, sondern auch von den anliegenden Grundstücksbesitzern. Von denen müsse nämlich Grund erworben werden, sagte Martin Fritsch vom gleichnamigen Ingenieurbüro beim seiner Präsentation. Entsprechende Voranfragen oder gar Verhandlungen hat es noch nicht gegeben.

Die Renaturierung könnte mit bis zu 75 Prozent gefördert werden, sofern dadurch der ökologische Zustand des Gewässers verbessert werden kann. Fritsch setzt darauf große Hoffnungen, denn bisher leben im Hennigbach kaum Fische. Für den Fall, dass die Gemeinde doch nicht Dreiviertel der Kosten ersetzt bekäme, könne man immer noch auf zwei andere Varianten ausweichen, so Fritsch: ein zwar nicht schönes, aber vergleichsweise kostengünstiges Betongerinne entlang der gesamten Strecke (veranschlagte Kosten: 2,2 Millionen Euro) oder ein Betongerinne mit offener Sohle (2,9 Millionen Euro).

In allen drei Fällen soll das Wasser so durch das Bachbett geleitet werden, dass sich Sediment auf dem Boden ablagert. Auch sollen kleine Schwellen Schwemmgut festhalten. Das steigere den ökologischen Zustand des Wassers und mache einen 75-Prozent-Zuschuss wahrscheinlicher, so der Ingenieur. Die zwei anderen Varianten könnten nur mit bis zu 50 Prozent gefördert werden.

Dass entlang des Hennigbachs dringend etwas gemacht werden muss, wird mittlerweile immer stärker sichtbar: Die Ufermauern sind marode und mancherorts umgekippt, ab der Nagelschmiedgasse ist auch die Böschung abgerutscht. Georg Holley (CSU) stellte eine Renaturierung im Bereich des Awo-Altenheims aber infrage: Dort würde ein erheblicher Teil des Gartens wegfallen, ebenso Parkplätze.

Peter Fleischer (CSU) schlug letztlich vor zu klären, ob die dem Gemeinderat vorgestellte Renaturierung auch wirklich mit 75 Prozent gefördert werden würde: "Wenn das nicht funktioniert, können wir immer noch auf die anderen Varianten ausweichen." Diesem Vorschlag stimmten letztlich alle Gemeinderäte zu.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2015
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