Hitze:Wer Abkühlung sucht, wird hier fündig

Bei mehr als 30 Grad im Schatten sehnt sich mancher an einen kühlen Ort. Sieben Vorschläge für den Landkreis Ebersberg.

Von SZ-Autoren

1 / 7

25,5°C:Die Klimaanlage des Meridian trotzt der Hitze

-

Quelle: Moritz Kasper

Es dürfte nicht nur der zeitliche Vorteil sein, der die Leute an diesem brütend heißen Nachmittag aus der Wasserburger Regionalbahn in Grafing-Bahnhof zum Umsteigen in den Meridian bewegt. Wenn einem die 34,2 Grad im Regionalzug erst einmal die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben, fühlt man sich bei 25 Grad im Meridian fast wie in einer Kältekammer.

Passend dazu schniefen, niesen und husten die Fahrgäste so eifrig um die Wette, dass die Szene eher an einen kühlen Herbsttag erinnert, an dem sich die Leute nicht warm genug angezogen haben. Selbst die ältere Dame mit Blazer, Strümpfen und knielangem Rock aus dickem Baumwollstoff kommt nicht ins Schwitzen.

Der Zug aus Salzburg ist ein echter Geheimtipp für jene, die den Weg nach München mit einer erholsamen Abkühlung verbinden möchten. Wer aber etwas empfindlicher ist oder gerade aus der mobilen Sauna aus Wasserburg kommt, sollte einen Schal oder sogar ein Pulli parat haben, wenn er sich nicht gleich dem Chor der Schniefenden anschließen will. Kaum hat man es sich dann gemütlich gemacht, kommt auch schon der Münchner Zielbahnhof. Moritz Kasper

2 / 7

21,1°C:Selbst der Bergfeldsee beugt sich den Temperaturen

-

Quelle: Christian Endt

Es ist 11 Uhr. Kinder spielen fröhlich im Wasser, ein Mann mit roter Badehose liegt an einer flachen Stelle mit dem Bierbauch nach unten und kühlt sich wie eine Getränkeflasche. Wer sich in diesen Tagen innerlich auf einen Kälteschock vorbereitet, bevor das Bäuchlein im grundwassergespeisten Bergfeldsee in Poing eintaucht, wird enttäuscht. Für einen kurzen Moment fühlt es sich tatsächlich so an, als müsste man sich ein bisschen zusammenreißen.

Doch spätestens nach ein paar Sekunden schwimmen sogar die sonst so empfindlichen Kinder in dem Mini-Baggersee völlig unbeeindruckt umher. Denn aus den frostigen 15,6 Grad, die das Landratsamt Mitte Juli gemessen hat, sind mittlerweile angenehme 21 Grad geworden. Damit ist die Erfahrung eher mit einem etwas zu kühlen Hotelpool zu vergleichen.

Da man Schattenplätze eher mit der Lupe suchen muss, lädt der Badeweiher im Moment auch nicht wirklich zum Verweilen ein. Fazit: Wer sich kurz erfrischen möchte oder schon immer mal den Bergfeldsee ohne Neoprenanzug betreten wollte, ist hier richtig. Für eine längere Flucht vor der Hitze ist der kleine See aber nicht zu empfehlen. Moritz Kasper

3 / 7

27,0°C:In der Sparkasse Ebersberg ist die Abkühlung homöopathisch

-

Quelle: Christian Endt

Zugegeben - das Thermometer macht keine großen Sprünge, wenn man sich auf der Suche nach Kühlung in die Ebersberger Filiale der Sparkasse begibt. Auf immerhin 27 Grad sinkt die Digitalanzeige, was aber bei durchgängig über 30 Grad durchaus eine lohnenswerte Leidlinderung verspricht.

Und einen kleinen Trick gibt es auch: Zwar steht in der Filiale auf einem Schild geschrieben "Der Aufenthalt ist nur zur Erledigung Ihrer Bankgeschäfte gestattet", doch wenn man beim Lesen dieses Schildes seine überhitzen Waden sacht an das metallene Tischbein des Überweisungsterminals drückt, krabbelt einem mit genüsslichem Kühlungsschauder eine Gänsehaut über den Körper.

Gut eignet sich der nicht ganz ernst gemeinte Abkühlungs-Zwischenstopp auch, wenn man mit einem Eis die Altstadtpassage entlangschlendern wollte und dann just mit Schrecken bemerkt, dass diese in der Mittagspause serengetische Hitze abstrahlt. Und so hechten schwitzende Kreaturen entweder an Hauswände gedrückt die nahezu baumlose Zone entlang - oder genießen ihr Eis mit Wadenkühlung. Selten waren Überweisungen so entspannend. Jessica Schober

4 / 7

22,0°C:In der Hasi-Bäckerei bleiben die Kunde gerne etwas länger

-

Quelle: Christian Endt, Fotografie & Lic

22,0°C zeigt das geschäftseigene Thermometer hinter dem Tresen, das mitgebrachte Gerät dagegen steht offenbar noch unter Temperatur-Schock. Gerade erst in einem Baumarkt mit gleichbleibender lauer Wärme erstanden, hat das noch jungfräuliche Mobil-Thermometer auf dem Transport bis zum Hasi-Bäcker in der Ebersberger Ortsmitte eine thermale Berg-und Talfahrt mitgemacht, welche die digitale Messfunktion gleich mal überfordert hat.

Von den 36,5 Grad auf die es im Auto hochgeschnellt ist, braucht es eine Weile, um zumindest auf knapp 30 Grad hinter der schnell schließenden Eingangstür herunter zu kühlen. Tatsächlich muss man beim Betreten des Ladens aber unwillkürlich an die Mertesackersche Eistonne denken - was in diesen Tagen ein Versprechen ist. Die Verkäuferin macht einen entsprechend entspannten Eindruck.

"Wir haben ja eine Klimaanlage hier", erklärt sie und deutet auf die Backöfen hinter sich, "damit würden wir es sonst nicht aushalten." Eine Kundin genießt die Kühle sichtlich und lässt sich Zeit, um sich "ahh, so ein saftige Apfelecke" auszusuchen. Alexandra Leuthner

5 / 7

23,0°C:In Sankt Sebastian gibt es Kunstgenuss gratis dazu

-

Quelle: Christian Endt, Fotografie & Lic

Eigentümlich für Kirchen ist ja nicht nur, dass sie als Ort der Stille und Einkehr gelten, sondern auch, dass sie innen kühl sind. Während man im Winter mitunter in dicken Jacken in den Bänken fröstelt, kann man dieser Tage der Hitze entfliehen, wenn man die kleine Eingangstür der Pfarrkirche Sankt Sebastian an der Ebersberger Bahnhofsstraße öffnet und in den Vorraum tritt.

Entweder gönnt man sich ein paar Verschnaufminuten auf den kühlen Steinstufen oder steigt die Treppe hoch in die Kirche. Der Spontan-Kirchgänger kommt zwar nur bis zu einem großen, verriegelten Eisentor, kann sich aber auch von dort ein Bild von dem Gebäude machen - Abkühlung inklusive, das mitgebrachte Thermometer zeigt frische 23 Grad an.

Die roten und beigen Steinplatten kühlen vom Boden her und die Steinwände von den Seiten. So kann man denn auch in Ruhe die vierzehn Gemälde betrachten, die den Leidensweg Christi zeigen und an Gewaltszenen nicht sparen, aber ohne Blutvergießen auskommen. Wer sich die ganze Kirche ansehen will, kann das übrigens jeden ersten Samstag im Monat um 10 Uhr bei einer Führung tun. Clara Lipkowski

6 / 7

25,4°C:Unter Laubbäumen am kältesten Ort im Ebersberger Forst

Der kälteste Ort im Ebersberger Forst

Quelle: Korbinian Eisenberger/OH

Im Moos ist es noch feucht. Das Blätterdach schützt den Waldboden vor der Sonne. Hier, unter einem Buchen-Paradies unweit des Forsthauses Sankt Hubertus, liegt der kühlste Ort im Ebersberger Forst. Die Empfehlung kommt vom Forstbetrieb: Vom Ebersberger Gewerbegebiet Nord erreicht man mit dem Auto nach acht Minuten einen mystischen Ort.

Hinter einer Biegung öffnet sich ein Areal mit Hunderten Laubbäumen - eine Ansammlung uralter Buchen, alle um die 60 Meter hoch. Eine Stelle im Forst, wie ein Zauberwald. Und wo man der Hitze entrinnt. Im Auto könnte man bei 36 Grad nur so fluchen. Wer aber vor der Einfahrt zum Forsthaus Hubertus den Schildern Richtung Egglburger See und Hinteregglburg folgt, vorbei an Jägerständen und Holzstößen, der erreicht diese imposante Stelle.

Um die Frische zu spüren, muss man vom Wegrand eine Leite hinabsteigen und 150 Meter in eine Kuhle im Unterholz stapfen. Am Freitagnachmittag um kurz vor drei zeigt das Thermometer auf dem Waldboden 25,4 Grad an. Hier verbrennt nichts, höchstens ein Wadl an den Brennnesseln. Korbinian Eisenberger

7 / 7

25,6°C:Die Eishalle Grafing ist kalt genug, um Sport zu treiben

-

Quelle: Christian Endt

Schlittschuhlaufen kann man momentan nicht in der Eishalle Grafing. Der graue Betonboden, der normalerweise von einer dicken Schicht Eis überdeckt wird, sorgt zwar nicht gerade für Minusgrade, strahlt aber dennoch eine angenehme Kälte aus. "Es gab schon Sommer, wo wir hier mit langer Hose standen, weil es so kalt war", sagt Jugendpfleger Himo Al-Kass, der im August die Skatertage hier organisiert.

Heuer ist das aber anders. Die Kinder laufen, klettern und spielen in kurzen Hosen oder Kleidern in der angenehm temperierten Halle. Immer zehn bis zwölf Grad kühler als draußen sei es hier, so Al-Kass. So macht die körperliche Betätigung, die man bei der Hitze sonst möglichst meidet, schon wieder Spaß. Ins Schwitzen können die Kinder und Betreuer aber trotzdem geraten, zum Beispiel bei den vielen Turnieren, die auf dem Programm stehen. Badminton, Slackline, Kasten klettern - die Liste ist lang.

Da stehen dem ein oder anderem Teilnehmer schon die Schweißperlen auf der Stirn und auch Erwin Mehl, Jugendpfleger aus Aßling und Mitorganisator, bemerkt lachend: "Vielleicht hätten wir das Eis lassen sollen." Amelie Hörger

© SZ vom 4./5. August 2018/clli
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: