Helferkreis:Hilfsbereite Poinger

Bürger wollen Asylbewerber unterstützen. Bei einer Informationsveranstaltung beraten sie über die Einrichtung von Helferkreisen und zeigen soziales Engagement

Von Andreas Sommer

Helferkreis: Bald werden auch in Poing Asylbewerber leben. Damit sie sich schnell in ihrer neuen Umgebung eingewöhnen können, wollen viele Bürgerinnen und Bürger sich in Helferkreisen engagieren.

Bald werden auch in Poing Asylbewerber leben. Damit sie sich schnell in ihrer neuen Umgebung eingewöhnen können, wollen viele Bürgerinnen und Bürger sich in Helferkreisen engagieren.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

- Poing will ein guter Gastgeber sein. Auch wenn dort bislang noch keine Asylbewerber untergebracht sind, machen sich Bürger, Gemeinde und die Kirchen bereits darüber Gedanken, wie man den Flüchtlingen, die vielleicht einmal in Poing leben werden, optimal helfen kann. Am Mittwoch gab es dazu ein Treffen im Rathaus, die Teilnehmer sprachen über die Bedürfnisse der Flüchtlinge und über die Möglichkeit, Helferkreise einzurichten.

Etwa 60 Poinger waren der Einladung von Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) und den beiden Kirchen gefolgt, rund ein Drittel von ihnen trug sich gleich in die im Sitzungssaal ausliegenden "Helfer-Listen" ein. Die Organisatoren des Treffens machten klar, dass man eigentlich jede Art von Unterstützung brauchen könne. Bedarf bestehe beispielsweise nach Sprachkursen für die Flüchtlinge. Aber auch Kleiderspenden seien willkommen, ebenso wie Hilfe bei der Integration in das Gemeindeleben. Dazu könnten die Bürger etwa Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen oder diese in Aktivitäten, etwa in den Vereinen einbinden. Außerdem will man versuchen, Poinger Bürger mit Fremdsprachenkenntnissen für die Arbeit im Helferkreis zu gewinnen. "Zwar reichen meistens Englisch- und Französischkenntnisse", erklärte Jan Thoms vom Landratsamt. Da dies aber nicht immer der Fall sei, seien Helfer mit zusätzlichen Sprachkenntnissen sicher nicht von Nachteil.

Gleichzeitig will man aber auch darauf achten, dass die Angebote der ehrenamtlichen Helfer möglichst sinnvoll seien und von den Flüchtlingen auch angenommen würden. Deshalb wollen sich die Freiwilligen, zumindest am Anfang, auf eine überschaubare Zahl von Angeboten beschränken. Diese könnten aber jederzeit ausgeweitet werden, falls sich zeige, dass der Bedarf dafür vorhanden sei. Um genauer abschätzen zu können, welche Hilfen nötig und gewünscht seien, wurde beschlossen, dass sich die Poinger mit Helferkreisen anderer Kommunen austauschen und mit diesen zusammenarbeiten sollen.

Hier könnten sich die Poinger beispielsweise Anregungen aus Grafing holen. Dort leben derzeit die meisten Asylbewerber im Landkreis. Es gibt zwei große Unterkünfte, eine in einem ehemaligen Gasthaus in der Münchner Straße und eine zweite in Wohncontainern neben dem Gymnasium. Um die Flüchtlinge kümmern sich in Grafing inzwischen viele Ehrenamtliche. Sie begleiten die Asylbewerber etwa zu Arzt- oder Ämterbesuchen, geben Sprachkurse oder helfen den Kindern bei den Hausaufgaben. Ein großes Netz ehrenamtlicher Hilfe erfahren auch die 16 Asylbewerber, die derzeit in der kleinen Gemeinde Emmering leben. Es gibt Sprachkurse, die Kinder besuchen die örtliche Schule oder den Kindergarten und kicken im Emmeringer Fußballverein.

Dass die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer auch in Poing eher früher als später nötig sein werde, erklärten Thoms und Marion Wolinski vom Landratsamt. Derzeit lebten 224 Asylbewerber im Landkreis Ebersberg und es sei davon auszugehen, dass es in den kommenden Monaten noch deutlich mehr werden. Denn im vergangenen Jahr sei die Zahl der Asylanträge in Deutschland so hoch gewesen wie seit 1997 nicht mehr. Zwischen Januar und November 2013 hätten laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge insgesamt 99 989 Menschen einen Antrag auf Asyl gestellt. In diesem Jahr sei damit zu rechnen, dass der Bezirk Oberbayern mindestens 18 000 Flüchtlinge unterbringen müsse. Für den Landkreis Ebersberg bedeute dies, dass in den 21 Städten und Gemeinden Unterkünfte für etwa 630 Menschen bereitstehen müssten.

Dies sei durchaus ein Problem, so Wolinski, denn zur Zeit gebe es im Landkreis nur 19 Unterkünfte für jeweils vier bis 36 Personen. Vor allem vor dem Hintergrund kurzfristiger Zuweisungen von Flüchtlingen in den Landkreis und der Tatsache, dass potenzielle Wohnräume vor ihrer Nutzung meist aufwändig und langwierig renoviert und umgebaut werden müssten, sei die Herbergssuche für Asylbewerber eine echte Herausforderung. Zwar suche man aktiv, etwa durch Aufrufe in den Medien, nach möglichen Unterkünften, sagte Wolinski, der bisherige Erfolg sei jedoch mäßig. Neben Wohnraum benötige man außerdem noch Einrichtungsgegenstände, etwa Stühle, Tische oder auch Kühlschränke.

Mehr Informationen, wie man den Flüchtlingen helfen kann oder welche Spenden gebraucht werden, gibt es im Landratsamt bei Marion Wolinski unter (08092) 82 31 20 oder bei Jan Thoms unter (08092) 82 31 65

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