Heimatwettbewerb:Pokémon im Langweiher

Schüler im Landkreis haben sich mit der Frage beschäftigt, was für sie Heimat bedeutet. Dabei widmen sie sich Kultur und Natur, aber auch ganz modernen Phänomenen

Von Marc Dimitriu, Ebersberg

Was stellen sich Schüler unter dem Begriff Heimat vor? Bei der Preisverleihung zum Heimatkundlichen Wettbewerb in der Dr.-Wintrich-Realschule in Ebersberg gab es nun die Antwort: Alles mögliche, von "Pokémon Go" bis hin zur Algenpopulation im Langweiher.

Seit 1978 wird der "Wettbewerb heimatkundlich wertvoller Arbeiten an den Gymnasien und Realschulen des Landkreises Ebersberg" jährlich vom Landratsamt veranstaltet. Insgesamt 1600 Euro Preisgeld wird an die Gewinner vergeben: "Als Anerkennung und Dankeschön," sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der einräumte, dass der Name des Wettbewerbs etwas altmodisch ist: "Vielleicht sollten wir uns da in Zukunft einen frischeren Namen überlegen." Zehn Preise wurden verliehen. Einerseits für schriftliche Einzelarbeiten der Gymnasiasten und andererseits für praktische Arbeiten ganzer Klassen der Realschulen.

Heimatwettbewerb: Landrat Robert Niedergesäß ehrt die Preisträger des heimatkundlichen Wettbewerbs.

Landrat Robert Niedergesäß ehrt die Preisträger des heimatkundlichen Wettbewerbs.

(Foto: Christian Endt)

"Sonst werden am Ende vom Schuljahr meistens die Leistungen der Schüler in Mathe oder Deutsch gewürdigt, deshalb bin ich froh, dass jetzt auch mal handwerkliche und künstlerische Arbeiten geehrt werden", sagte Schulleiter Eberhard Laspe von der Ebersberger Realschule in seiner Begrüßungsrede. Den ersten Platz bei den schriftlichen Arbeiten, der mit 120 Euro belohnt wurde, belegte Florian Kappelsberger mit seiner Arbeit "Lateinische Inschriften in Klöstern und Kirchen zwischen Inn und Salzach." Den zweiten Platz teilen sich Katharina Apfelbacher und Leonie Acker. Erstere schrieb über die: "Algenpopulation im Langweiher im Bezug auf das Lichtangebot," Zweitere über die "Entwicklung der Blaualgenpopulation im Langweiher." Beide freuten sich über jeweils 100 Euro Preisgeld. Über den dritten Platz freute sich Mattes Groß, der über die "Geschichte der Wasserversorgung in Baldham" schrieb und für seine Arbeit mit 80 Euro belohnt wurde. Vierte wurde Ulrike Richter, die in ihrer Arbeit "Instrumentalunterricht im Großraum Grafing" herausfand, dass "wir ein äußerst musikalischer Landkreis sind". Sie bekam für diese Erkenntnis 50 Euro Preisgeld.

Heimatwettbewerb: Foto: Christian Endt

Foto: Christian Endt

In seiner Laudatio lobte Niedergesäß die Schüler: "Wir und der ganze Landkreis, profitieren von eurer Arbeit, die uns auch schon in der Vergangenheit in vielen Facetten weitergeholfen hat. Besonders in den letzten Jahren, im Hinblick auf die Flüchtlingskrise, wurde der Begriff Heimat aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Wir haben das Privileg, dass wir nicht aus unserer Heimat weg müssen und frei entscheiden können, wo wir hinziehen und unser Zuhause finden. Jeder von euch hat seine eigene Sicht darauf, und bestimmt einen viel moderneren Blick auf Heimat als wir Älteren." Die Einladung des Landrats, es wie bei amerikanischen Preisverleihungen zu halten, wo die Gewinner eine kurze Rede halten dürfen, nahmen die Schüler allerdings nur zögerlich an und beschränkten sich auf Bewertungen wie "interessantes Projekt" und "hat viel Spaß gemacht". Niedergesäß kommentierte schmunzelnd: "Immerhin kurz und knapp."

Heimatwettbewerb: Foto: Christian Endt

Foto: Christian Endt

Bei den praktischen Arbeiten setzten die Realschüler ihre Definition von Heimat künstlerisch um. Die Preise wurden in den Jahrgangsstufen getrennt bewertet: "Das Niveau ist bei den höheren Klassen natürlich ein anderes, deshalb können wir sie nicht vergleichen," erklärte Gabriele Köhnen vom Landratsamt, die für den Wettbewerb verantwortlich ist. In ihrem Projekt, "Pokémon Go", zeigte eine 8. Klasse der Realschule Ebersberg verschiedene Motive aus dem Landkreis durch ein Smartphone betrachtet. Die Preisträger der 6. bis 8. Klassen erhielten jeweils 100 Euro.

Die Gewinner bei den 9. Klassen kommen von der Realschule Poing. Ihre Idee: Modelle, die sie "Stolpersteine" nennen, zu errichten. Eins dieser Modelle ist ein etwa zwei Meter hoher Maibaum, den sie zur Preisverleihung nach Ebersberg mitgebracht hatten. Die Klasse bekam 250 Euro Preisgeld. Den zweiten Platz und damit 200 Euro sicherte sich eine 9. Klasse der Realschule Ebersberg, die aus selbst gefertigten Fliesen Motive aus dem Landkreis, zum Beispiel den Ebersberger Aussichtsturm, fertigten.

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