Haushalt:Schuldenrekord: Poing durchbricht die 30-Millionen-Euro-Marke

Haushalt: Poing hat einen neuen Rekord erreicht: Kommendes Jahr sollen die Schulden der Gemeinde auf knapp 31 Millionen Euro ansteigen. Allein sieben Millionen Euro werden 2019 etwa auf der Baustelle der neuen Grundschule in der Karl-Sittner-Straße fällig.

Poing hat einen neuen Rekord erreicht: Kommendes Jahr sollen die Schulden der Gemeinde auf knapp 31 Millionen Euro ansteigen. Allein sieben Millionen Euro werden 2019 etwa auf der Baustelle der neuen Grundschule in der Karl-Sittner-Straße fällig.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)
  • 2019 sollen die Schulden der Gemeinde Poing auf knapp 31 Millionen Euro ansteigen - so viel wie nie zuvor.
  • Schon seit einigen Jahren kalkuliert die Gemeinde mit diesen Investitionen, vor allem zugunsten der Schüler und Lehrer im Ort.
  • Allein sieben Millionen Euro werden kommendes Jahr auf der Baustelle der neuen Grundschule in der Karl-Sittner-Straße fällig.

Von Korbinian Eisenberger, Poing

Bildung kostet, das sieht man an der Gemeinde Poing recht gut. Damit die neue Grundschule, das derzeit größte Bauprojekt im Ort, vorankommt, nimmt die Gemeinde nun das dritte Jahr in Folge erhebliche Kredite auf. Nach 15,3 Millionen Euro 2016 und weiteren 7,9 Millionen im laufenden Jahr plant Poing nun für 2019 weitere 7,4 Millionen Euro an Schulden. Im Poinger Finanzausschuss wurde der Entwurf des Haushalts am Dienstagabend einstimmig gebilligt. Folgt der Gemeinderat dem, wächst die Gesamtverschuldung der Gemeinde von bisher 23,3 auf dann 30,7 Millionen Euro an, so viel wie nie zuvor in der Geschichte Poings. Eine Summe, bei der man, so Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), "erst einmal schlucken" möge.

Dass Poing sich in dieser Höhe verschuldet, war allerdings ziemlich vorhersehbar. Weil die Gemeinde nicht nur den Neubau der Grundschule in der Karl-Sittler-Straße (mit Zuschüssen des Freistaats) größtenteils selbst finanzieren muss - allein dafür plant Poing im kommenden Jahr Gemeinde-Ausgaben von sieben Millionen Euro. Sondern weil auch andere größere Baustellen im Ort anstehen: In die neu geplante Mensa für die Anni-Pickert-Grundschule will Poing bis Ende 2021 um die zwei Millionen Euro investieren. Mindestens sechs Millionen Euro plant die Gemeinde bis 2022 für den Bau des neu geplante Schulschwimmbads auszugeben - das dritte größere Projekt, um Poing zu einem Schüler- und Lehrer-freundlicheren Standort zu machen.

Kein Wunder also, dass das Haushaltsvolumen im Vergleich zu früher gewaltige Dimensionen angenommen hat. Schon in diesem Jahr lag es bei knapp 75 Millionen, 2019 wird es nun knapp 78 Millionen umfassen, das ist fünf Millionen Euro höher als vor einem Jahr prognostiziert. Erklärbar ist das damit, dass viele Bauprojekte - wie etwa das Schwimmbad - teurer werden als in der Kalkulation. Eine Riesensumme - noch vor zehn Jahren war man in Poing mit etwa der Hälfte ausgekommen.

Bei Poings Gewerbesteuer-Einnahmen könnten andere neidisch werden

Gleichbleibend positiv fällt die Prognose von Poings Kämmerer Holger Schmidt für die Einnahmen aus der Gewerbesteuer aus. 2017 kamen 15,4 Millionen Euro zusammen - und damit zehn Prozent mehr als in der Prognose. Zum Ende dieses Jahres rechnet Poing mit 14,5 Millionen, für 2019 wird mit 14,6 Millionen kalkuliert. Mit größeren Einbrüchen rechnet der Kämmerer in Poing in den kommenden Jahren nicht. Für das Jahr 2021 prognostiziert er 16,8 Millionen, 2022 sollen es dann gar 17,3 Millionen Euro an Firmen-Steuern sein.

Poing erzielt hier Summen, auf die sie in anderen Verwaltungen neidisch sein dürften. Zum Vergleich: In der sogar größeren Nachbargemeinde Vaterstetten fließt nur gut die Hälfte dieser Summe von Unternehmen in die Gemeindekasse. Eine Garantie, dass es so bleibt, gebe es aber auch in Poing nicht, sagte Poings Bürgermeister Hingerl in der Ausschusssitzung am Dienstag. Es könne "auch mal anders kommen". Hingerl dürfte sich dabei an das Jahr 2010 erinnert haben, auch damals war er schon der Chef im Poinger Rathaus. Damals kamen von den Firmen im Ort nur fünf Millionen an Gewerbesteuern zusammen, im Vorjahr war es noch dreimal so viel gewesen.

Weitere Projekte, die anstehen: der Neubau der Bahnunterführung im Ortszentrum, und die Verlängerung der Anzinger Straße. Nicht im Budget sind trotz der Neuverschuldung etwa der Bau eines Bürgerhauses mit Veranstaltungssaal, ein Museum oder eine Bücherei, dafür, so Bürgermeister Hingerl, fehle nach wie vor das Geld, trotz Rücklagen von 1,5 Millionen Euro - also dreimal soviel, wie Poing an Rücklagen vorweisen muss.

Um zu sehen, wie schnell sich Poings Finanzlage geändert hat, muss man nicht weit zurück gehen: Anfang 2016 hatte die Gemeinde Schulden von 500 000 Euro. Verglichen zu damals ist nun eine Steigerung von 2900 Prozent geplant. Was nach viel klingt, soll in den kommenden Jahren jedoch auch wieder abgebaut werden. So richtig begonnen werden soll damit in gut zwei Jahren. Bis Ende 2021, so der Plan des Kämmerers, sollen Poings Schulden wieder auf 21,1 Millionen Euro zurück gegangen sein, also um fast ein Drittel. Der Gemeinderat verabschiedet den Haushalt voraussichtlich in der Sitzung am 29. November.

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