Haushalt:Geldschmelze

Die Zahlen

Gesamtvolumen: 26,8 Mio. Euro

(+14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr)

Verwaltungshaushalt: 18,3 Mio Euro (-1)

Vermögenshaushalt: 8,4 Mio. Euro (+68)

Größte Einnahmen:

Einkommenssteuer: 8,9 Mio. Euro (+5)

Gewerbesteuer: 2,3 Mio. Euro (-22)

Grundsteuer A und B: 1,0 Mio. Euro (+-0)

Größte Ausgaben/Investitionen:

Kreisumlage: 5,2 Mio. Euro (+11)

Personalkosten: 3,5 Mio. Euro (+7)

Neubau Kita Schmiedweg: 2,7 Mio. Euro

Zuweisungen und Zuschüsse für laufende

Zwecke (Kommunale Verkehrsüberwachung; VHS; Kitas; Sportförderung):

4,0 Mio. Euro (+15)

Straßensanierung Ingelsberg/Pöring:

0,8 Mio. Euro

Erweiterung Awo-Kita: 0,5 Mio. Euro

Schulden: seit 31 Jahren schuldenfrei

Rücklagen: 5,5 Mio. Euro (+22)

Rücklagenentnahme: 3,9 Mio. Euro (+58)

Zornedings starke Rücklagen schrumpfen dahin

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Im Leichenhaus am Zornedinger Friedhof sitzt es sich nicht mehr gut. Neue Stühle sollen her, Kostenpunkt: 2000 Euro. Einen Kilometer weiter nördlich gehen der Freiwilligen Feuerwehr die daseinserhaltenden Geräte aus. Für Pressluftatmungs-Gerät und Lungenautomat berappt die Gemeinde 35000 Euro. Und weil man ja jedes Kind gleich behandeln soll, fließt auch nördlich der Bahnschienen Geld, für die Wassersauger und die Zeltheizung der Pöringer Feuerwehr; dafür gibt es 31500 Euro von der Gemeinde. Bei der wiederum machen langsam die Computer schlapp, Kostenpunkt für die neue IT-Ausstattung: 520 000 Euro.

Haushaltszahlen geben nicht nur Einblicke in kleinere und größeren Investitionen - sondern auch dahingehend, in welche Richtung sich eine Gemeinde bewegt. Die gute Nachricht zuerst: Zorneding kann heuer sein 31. Jahr als schuldenfreie Gemeinde feiern. Die schlechte: Die vergleichsweise starken Rücklagen schmelzen dahin - auf voraussichtlich 1,6 Millionen Euro zum Jahresende.

Das liegt natürlich nicht an Leichenhausstühlen und Wassersaugern, sondern an den großen Investitionen im Ort. Und davon gibt es in Zorneding zur Zeit so einige. Zum Beispiel den Neubau der Kindertagesstätte am Schmiedweg, wo in den vergangenen Wochen bereits die Bagger angerollt sind - zum Unmut mancher, die dort lieber weiterhin den öffentlichen Spielplatz gesehen hätten. Andere rufen nach mehr Kita-Plätzen im Ort und dürften sich darüber freuen, dass diese auch in der Lärchenstraße entstehen: Insgesamt 650 000 Euro pumpt die Gemeinde in die Erweiterung des Awo-Kinderhauses.

Dazu sollen auch die Straßen wieder flott gemacht werden. Zum Beispiel die Straße zwischen Ingelsberg und Pöring. Das Projekt, für das die Gemeinde zunächst keine Baufirma gefunden hatte, schlägt nun mit 800 000 Euro zu Buche. Weitere 400 000 Euro werden dafür investiert, damit man die Straßen und Gehwege Zornedings dank LED-Beleuchtung auch nachts weiterhin sieht.

Viele Ausgaben bei eher gleichbleibenden bis schrumpfenden Einnahmen sind im sonst sparsamen Zorneding noch kein Anlass zur Alarmstimmung. Wohl aber dazu, "besser vorsichtiger als zu euphorisch" zu sein, wie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der Haushaltssitzung am Mittwochabend mahnte. Einen zweiten Appell richtete er ans Ende des Tisches, wo sein ehemaliger Herausforderer Helmut Obermaier (Grüne) saß. Der hatte das Zornedinger Investitionsprogramm des Vorjahres öffentlich abgewatscht. Wenn er jetzt dafür stimme, solle er doch bitte auch in der Gemeinderatssitzung dafür stimmen, so Mayr - und überhaupt alle "to whom it may concern".

Kritische Bedenken oder zumindest Gedanken anlässlich der Schuldenfreiheit hatte Obermaier aber doch. Was denn mit einer Beitrags-Staffelung für Kita-Gebühren sei, wie es die Stadt München im September einführt? Während die Zornedinger Kämmerin den Mund verzog, verwies Bürgermeister Mayr auf die deutlich höheren Hebesätze und das höhere Einkommen in der Landeshauptstadt.

Mehr Freude schien dem Bürgermeister der Gedanke zu bereiten, dass die für eine Bahnhofstoilette veranschlagten 100 000 Euro möglicherweise doch nicht anfallen. Nämlich dann, wenn sich ein Pächter des ohnehin geplanten Reise-Pavillons beteiligt. Wegen diesem sei er in den nächsten Wochen ohnehin in Kontakt mit der Deutschen Bahn, erklärte Mayr. In zwei Wochen soll der Zornedinger Gemeinderat über den Haushalt inklusive Leichenhausstühlen und Wassersauger abstimmen.

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