Haushalt:Das Geld geht baden

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Markt Schwaben muss jährlich allein für den Betrieb des Hallenbads rund 500 000 Euro ausgeben. Auch der Sportpark belastet den Haushalt stark. Die Gemeinde denkt schon über Alternativen nach

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Das Schwimmbad ist der große Geldfresser in Markt Schwaben. Jedes Jahr schießt die Gemeinde rund 500 000 Euro allein dafür zu, dass die Einrichtung betrieben werden kann - Investitionen noch nicht mit eingerechnet. Die lagen in den vergangenen zwei Jahren bei rund 300 000 Euro. Auch in diesem Jahr rechnet die Gemeinde damit, 131 000 Euro in die Sanierung des Gebäudes an der Herzog-Ludwig-Straße stecken zu müssen. Kann sich das eine Gemeinde leisten, die allein in diesem Jahr 10,5 Millionen Euro neue Schulden aufnehmen will?

Teurer Luxus: Eine halbe Million Euro kostet die Gemeinde jährlich das Hallenbad - mögliche Investitionen kommen noch obendrauf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) ist da kritisch. "Wenn man an die großen Punkte nicht rangeht, kann man die Gemeindefinanzen nicht in Ordnung bringen", sagte er in einer der jüngsten Gemeinderatssitzungen, als es um Einsparpotenziale im Haushalt ging. Wenn der Gemeinderat eine Aufstellung aller freiwilligen Leistungen Markt Schwabens fordere, könne er sie bekommen - dann befände sich das Hallenbad aber auch darunter. Die Einrichtung ist, ebenso wie der Sportpark, bisher eine "heilige Kuh", an der bisher kein Lokalpolitiker rühren wollte, findet Hohmann. Und auch ZMS-Fraktionssprecher Sascha Hertel bekennt: "Für mich ist das keine Position, die unverhandelbar ist." Im Schwimmbad sei meist wenig bis gar nichts los. Bereits 2013 hatten sich die Gemeinderäte öffentlich Gedanken darüber gemacht, ob der Betrieb eines Hallenbads finanziell zu leisten ist. Es zu schließen, sei gar nicht sein vorrangiges Ziel, betont Hohmann: "Mir ist wichtig zu wissen: Wenn wir es erhalten wollen, wo ist der Gegenpart?"

Auch der Sportmarkt ist ein Draufzahlgeschäft für die Gemeinde. Anders als das Schwimmbad steht der Erhalt aber nicht zur Diskussion. (Foto: Christian Endt)

Eine Möglichkeit wäre, einen neuen Betreiber zu finden. Das hatte die Gemeinde bereits 2012 versucht, damals ohne Erfolg. Dieser Lösung ist Hohmann nach wie vor nicht abgeneigt. Ein hauptberuflicher Betreiber habe ganz andere Ideen, ein Hallenbad attraktiv zu machen, als eine Gemeinde, die es nur nebenher betreibt, sagt Hohmann. Er bringt den Begriff eines Spaß- und Erlebnisbads ins Spiel. Als Beispiel nannte er Aktionen wie die Hallenbad-Disco Ende Februar: "Das Ding war bumsvoll." Gemeinderätin Monika Schützeichel (CSU) bezweifelt allerdings, dass es der Gemeinde gelingt, einen Betreiber zu finden: "Damit kann man kein Geld machen." Das Hallenbad sei eines der positiven Dinge in Markt Schwaben, sie spricht sich daher stark für einen Erhalt aus: "Solange es sich in diesem finanziellen Rahmen hält, sollten wir's belassen." Die nächste Schwimmhalle befinde sich in Erding. Auch findet in Markt Schwaben Schwimmunterricht statt. "Es ist wichtig, dass die Kinder richtig schwimmen lernen."

Die Gemeinde hatte in den vergangenen Jahren in das Schwimmbad investiert, um es zum einen zu sanieren und zum anderen mit einer Sauna attraktiver für Besucher zu machen. Letzteres habe auch funktioniert, sagt Hohmann. Zusätzlich sind die Eintrittspreise gestiegen, was Mehreinnahmen von 40 000 Euro im Jahr bedeutet - eine immer noch kleine Summe angesichts eines jährlichen Defizits von einer halben Million Euro.

Die zweite Möglichkeit, mit den Verlusten umzugehen, wird derzeit geprüft: Das Hallenbad soll in das Kommunalunternehmen Markt Schwaben (Kums) ausgegliedert werden. Sein Defizit soll dort mit anderen Einnahmequellen ausgeglichen werden. Wenngleich das mit den Einnahmen momentan noch ein Problem ist: Bis die Erlöse aus der Fernwärme sprudeln, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Diese Möglichkeit ändert freilich nichts an dem eigentlichen Defizit der Einrichtung, es taucht dann nur nicht mehr im gemeindlichen Haushalt auf, sondern in der Bilanz des Kums, für das die Gemeinde im Falle einer Pleite zu 100 Prozent bürgt. Und es ist auch die Frage, ob dieses Zusammenspannen überhaupt rechtens ist, wie Bürgermeister Hohmann sagt: "Wir können heute nicht sagen, ob das morgen wieder kassiert wird." Denn laut Beihilfegesetz ist eine Quersubventionierung nicht erlaubt.

Ins Kums soll außerdem ein zweiter großer Geldschlucker ausgelagert werden: der Sportpark. Mit Rasenspielfeld, acht Sprint- und sechs Rundlaufbahnen und einer Tribünenanlage für 1200 Zuschauer können dort überregionale Meisterschaften ausgetragen werden. Auch für das Sportzentrum gleicht Markt Schwaben jedes Jahr ein Defizit in Höhe von rund 300 000 Euro aus. Hinzu kommen Investitionskosten, 2015 rechnet die Gemeinde mit 100 000 Euro. Und die ganz großen Sanierungen, befürchtet Hohmann, stehen nach 25 Jahren wohl erst an.

Der Sportpark mit seinem Stadion wird trotz des sportlichen Abstiegs des FC Falke - anders als das Schwimmbad - im Gemeinderat nicht infrage gestellt. Auch, weil er nicht nur von den Vereinen genutzt wird, sondern auch von den Markt Schwabener Schulen. "Der Sportpark", findet Sascha Hertel, "muss sein".

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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