Hans Klaffls neues Programm:Unterricht mit Witz und Charme

Hans Klaffls neues Programm: Hans Klaffl stellt im Alten Kino sein "Musiklexikon" vor

Hans Klaffl stellt im Alten Kino sein "Musiklexikon" vor

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In seinem "Musiklexikon" nutzt der Ebersberger Kabarettist Hans Klaffl sein Renommee, um Wissen über die Oper zu verbreiten

Von Peter Kees, Ebersberg

Die Oper - das Ergebnis eines Irrtums oder eines Schwindels? Dieser Frage geht der Musiklehrer, Musiker, Autor und Erfolgskabarettist Hans Klaffl in seinem aktuellen Programm "Musiklexikon" nach. Am Samstag hat es im ausverkauften Alten Kino Premiere gefeiert. Ganz neu ist es zwar nicht, denn es ist eine gekürzte und aktualisierte Wiederaufnahme eines Abends, den Klaffl bereits vor vielen Jahren in München auf die Bühne gebracht hat. Und es ist auch kein Kabarett, sondern vielmehr ein informativer und kurzweiliger musikwissenschaftlicher Vortrag über die Gattung Oper. Die Erwartungshaltung des Publikums an den Kabarettisten mag das Programm so nicht erfüllen; ein großes Kompliment hat es trotzdem verdient.

Ein wenig wie mehrere Schulstunden des ehemaligen Musiklehrers kommt die Darbietung Klaffls daher. "Ein bisschen wenig Gags," raunt ein Gast in der Pause; "das ist ja ein Bildungsabend", ein anderer. Ja, das ist es. Der immer wieder im Fernsehen zu erlebende Kabarettist nutzt sein Renommee, um den Saal für sein Herzblut zu füllen. Wer ginge sonst zu einem Vortrag über die Geburtsstunde der Oper? Dabei ist die Geschichte mindestens so spannend wie ein Krimi.

Um 1600 setzte sich ein erlauchter Kreis von Komponisten und Librettisten in Florenz gegen die als zu akademisch und als nicht verständlich empfundene Mehrstimmigkeit zur Wehr und erfindet mit dem einstimmig begleiteten Gesang eine grundlegende Neuerung: Das Drama per musica wurde aus der Taufe gehoben. Es revolutionierte die Musik - und nun auch Klaffls Programm. Absolut kurzweilig und amüsant ist seine mit reichlich Bild- und Filmmaterial versehene Schulstunde. Ja, das Publikum lernt etwas von dem gebürtigen Töginger, der seit mehr als 30 Jahren in Ebersberg lebt.

In München hatte er einst mit dem Hauptfach Cello Schulmusik studiert, spielt mehrere Instrumente und hat als Autor für den Bayrischen Rundfunk einige Sendungen verfasst. Seit Jahren zieht er als Musikkabarettist erfolgreich durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. So hat sein Programm "Musiklexikon" auch geradezu enzyklopädische Qualitäten. Es beinhaltet unter anderem Informationen zum Übergang der Renaissance in das Barock, über die Kritik gegen die neu entwickelte Oper und über einen geschickten Trick: Denn im Zeitalter der Inquisition galt die Oper als sündhaft und war so nicht ganz ungefährlich. Die damaligen Avantgardisten behaupteten deshalb schlicht, die Aufführungspraxis nach antikem Vorbild zu rekonstruieren. Sie belegten also die neue musikalische Praxis mit antiker Tradition. Man habe etwas Neues gewollt und dafür tradiertes Gewand gewählt, ist sich Klaffl sicher. Kein Irrtum also, sondern Schwindel.

Doch trotz aller Informationen ist das Programm des Kabarettisten spritzig und witzig. Denn Hans Klaffl wäre nicht Hans Klaffl, wenn er seinen Vortrag nicht mit ungeheurem Charme und mitunter auch mit Schülerzitaten speisen würde. Und mit skurrilem Humor: Den Abend beginnt er mit jener berühmt-berüchtigten Aufnahme der Rachearie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte, die 1944 von der reichen amerikanischen Amateursängerin Florence Foster Jenkins eingespielt wurde. Die Dame trifft weder Ton noch Rhythmus, hat sich aber immerhin in die New Yorker Carnegie Hall eingemietet. Diesen Ausschnitt eines ihrer Konzerte - die als besonders "schräge Trips" galten - stellt Klaffl einer Aufnahme mit Edita Gruberova als Königin der Nacht gegenüber. Und auch vor eigenen musikalischen Einlagen schreckt Klaffl nicht zurück. In den fast drei Schulstunden singt der ehemalige Lehrer, greift an seinem Keyboard in die Tasten, stellt historische Instrumente vor und macht Notenbilder transparent.

Trotz einiger Verweise auf spätere Werke wie etwa Bizets "Carmen" oder Schuberts "Der Tod und das Mädchen" bleibt der Abend am beginnenden 17. Jahrhundert kleben. Vielleicht hätte man sich gewünscht, zeitlich etwas weiter zu kommen, etwa in die Klassik oder gar in die Romantik vorzudringen. Doch das Programm gilt ganz der Geburtsstunde der Oper - und schreit nach einer Fortsetzung.

Die soll es, so verrät der Ebersberger Kabarettist zumindest hinter den Kulissen, auch geben. Womöglich mit dem Thema Geister und Dämonen in der Musik. Jedenfalls, so schränkt Klaffl ein, wenn der erste Abend im Alten Kino Erfolg habe. Dieser sei ihm an dieser Stelle attestiert: Klaffls Musiklexikon ist unbedingt sehenswert. Denn der Abend hat nicht nur Substanz, Charme und Witz, sondern sorgt mit bester Unterhaltung für eine grandiose Schulzeitreminiszenz. Wer erfahren möchte, was ein Saltus duriusculus ist oder was es mit Affekten in der Musik auf sich hat, der sollte bei nächster Gelegenheit versuchen, eine Karte zu ergattern.

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