„Stumme Verkäufer“ der Boulevardpresse ausgerechnet auf Gut Sonnenhausen? Wer demnächst bei einem Besuch des denkmalgeschützten Bio-Gutshofs in der Gemeinde Glonn beim Anblick von 45 Metallkästen in Signalfarben stutzt, wird bei genauer Betrachtung schnell feststellen, dass es hier mitnichten um den Verkauf von Printprodukten geht, sondern um Kunst. Die Ausstellung wird am Sonntag, 17. August, mit einem Fest und einer Auktion eröffnet.
Die Installation stammt von HA Schult, der weltweit mit Aktionen wie etwa den „Trash People“ Furore gemacht hat. 2020 „rettete“ der damals 81-Jährige 150 ausrangierte Zeitungsboxen. Als „Tableau des Vergessens“ wurden sie von ihm bearbeitet und in der Auslage mit einem Bild seiner Arbeiten bestückt.
Dass die Kästen nach Stationen unter anderem in Hamburg, Köln, Berlin und dem Bonner Haus der Geschichte ausgerechnet in Glonn, östlich von München, ein temporäres Zuhause finden, liegt an Schults enger Verbindung mit der Gastgeberfamilie. An sie dachte Schult sofort, als er den Zusammenhang herstellte zwischen Boulevardpresse und Natur: „Wurden doch für das bedruckte Papier unzählige Bäume gefällt!“ Nun jedoch hätten die „aus dem Stadtbild Kölns vertriebenen Bild-Zeitungskästen“ aus dem Blickwinkel der Kunst einen neuen Sinn bekommen. Mit dem Erlös würden die Obdachlosen Kölns und Münchens unterstützt. „Wie kann diese Kreislaufwirtschaft schöner dargestellt werden, als im Öko Ambiente meiner Freunde von Gut Sonnenhausen?“
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Man kennt sich lange und gut. Schon 1978 gab es ein gemeinsames Projekt mit dem späteren Gründer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Karl Ludwig Schweisfurth, der damals noch Inhaber des Fleischverarbeitungsunternehmens Herta war. Von da an habe man, so Schult, „Ökologie und Kunst gemeinsam gedacht“ - 1983 in New York, 1994 in St. Petersburg und 2001 auf der Chinesischen Mauer sowie in zahlreichen anderen gemeinsamen Aktionen, in die auch Schweisfurths Sohn Georg eingebunden war.

Wie bei der aktuellen Veranstaltung, die um 16 Uhr mit einer Einführung durch HA Schult beginnt. Danach eröffnet der Hausherr als Auktionator die Versteigerung. Mindestgebot sind 1 000 Euro; wer den Zuschlag bekommt, darf sich selbst einen der nummerierten und signierten Kästen aussuchen. Der Erlös wird von der Cultopia Stiftung, vertreten durch den Vorsitzenden Dirk Kästel, weitergeleitet an eine Münchner Obdachlosenhilfe.

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Das Rahmenprogramm steht im Zeichen von Natur (beim Spaziergang auf dem Höhenweg), Genuss (Getränke nebst Pizza aus dem selbst gebauten Lehmofen und Antipasti mit Produkten der Hermannsdorfer Landwerkstätten) und Geselligkeit – einer der Kunstschaffenden „in Residence“ wird Musik auflegen.
Werkschau und Auktion: Sonntag, 17. August, Beginn: 16 Uhr. Gut Sonnenhausen, Glonn. Mehr Informationen: www.sonnenhausen.de

