Bildung:Poinger Eltern drängen zum Handeln

Bildung: Bescheiden hat die Realschule Poing angefangen, in einem kleinen Containerbau neben dem Grundstück, auf dem der Neubau dann errichtet wurde. Ähnliches wünschen sich Eltern für das Gymnasium Poing.

Bescheiden hat die Realschule Poing angefangen, in einem kleinen Containerbau neben dem Grundstück, auf dem der Neubau dann errichtet wurde. Ähnliches wünschen sich Eltern für das Gymnasium Poing.

(Foto: Christian Endt)

In einer Petition fordern sie eine schnelle Realisierung des Gymnasiums. Ein Anfang wären Vorläuferklassen, idealerweise in der Gemeinde selbst.

Von Barbara Mooser, Poing

Liefe alles nach Plan, wäre der erste Spatenstich wohl schon gesetzt, die Bauarbeiten an dem Großprojekt im Poinger Norden liefen auf Hochtouren: Zum Schuljahr 2023, so der ursprüngliche Zeithorizont, sollten am neuen Gymnasium Poing die ersten Jahrgänge einziehen. Doch aus diesen Plänen, wie sie im Oktober 2018 im Ebersberger Kreistag vorgestellt wurden, wird bekanntlich nichts. Aus finanziellen Gründen ist das Projekt wieder auf die Warteliste des Landkreises gewandert - wann tatsächlich die Baumaschinen auf dem Grundstück neben den beiden neuen Wohngebieten anrücken, steht noch nicht fest. Eltern aus Poing erheben jetzt die Forderung, dass alles deutlich schneller gehen muss - geht es nach ihnen, sollten schon im September 2022 die Vorläuferklassen für die neue Schule eingerichtet werden. Mit einer Petition, die von 1810 Menschen unterschrieben wurde, haben die Vertreter der Interessengemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!" ihrer Forderung Nachdruck verliehen. Bei der Übergabe der Unterschriften an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) boten sie auch ihre Mitarbeit bei den Vorbereitungen an.

Vorläuferklassen für das neue Gymnasium, das einen naturwissenschaftlich-technologischen und einen wirtschaftswissenschaftlichen Zweig bekommen soll, waren ohnehin geplant - auch dann, wenn mit dem Bau rechtzeitig begonnen worden wäre. Schon vom Schuljahr 2020/21 hatte man damit starten wollen; der Plan damals war, die Vorläuferklassen im Gymnasium Markt Schwaben einzurichten und dann bereits mit den Jahrgangsstufen fünf bis sieben in den Poinger Neubau einzuziehen. Ähnlich war es vor einigen Jahren bei der Realschule Poing gehandhabt worden: Bereits im Herbst 2010 wurden dort die ersten Klassen in einem Containerbau direkt neben der Großbaustelle unterrichtet. Im September 2012 zogen die Kinder - und die neuen Fünftklässler - aus dem Provisorium in den Neubau um.

Der Landrat ist für eine Zusammenarbeit aufgeschlossen

Dies wäre auch die Lösung, die sich Andrea Lacour wünschen würde, sie ist eine der drei Frauen, die die Interessengemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!" ins Leben gerufen hat. Wie ihre Mitstreiterinnen Veronika Neu und Martina Pillath hofft auch sie, dass ihre Kinder von den Verbesserungen in der Poinger Bildungslandschaft profitieren können - aber nicht nur. "Es geht darum, dass man jetzt die Vorbereitungen für die Zukunft trifft", sagt sie. Schon jetzt sei die Situation angespannt, viele Kinder und Jugendliche aus Poing und den umliegenden Gemeinden müssten zu einem der umliegenden Gymnasien pendeln, und der Zuzug werde das Problem ja noch weiter verschärfen. Statt die Kinder zur Schule könnte auch die Schule zu den Kindern kommen, so die Überzeugung vieler Eltern. Ein Start in Containerklassenzimmern in der Gemeinde selbst wäre für sie deshalb die bevorzugte Lösung.

Bildung: Veronika Neu, Martina Pillath, Andrea Lacour von der Interessengemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!" übergaben die Unterschriften an Landrat Robert Niedergesäß.

Veronika Neu, Martina Pillath, Andrea Lacour von der Interessengemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!" übergaben die Unterschriften an Landrat Robert Niedergesäß.

(Foto: privat)

Bereits vor einigen Wochen hat die Interessengemeinschaft einen Teilerfolg erzielt, durch ihre Online-Petition hat sie den Kreistag und Landrat Robert Niedergesäß überzeugt, immerhin Planungskosten für die neue Schule im Haushalt vorzusehen. Mit der Forderung, den Bau des Gymnasiums ganz von der Warteliste zu nehmen und das Projekt zügig in Angriff zu nehmen, hatte sie aber keinen Erfolg.

Allerdings wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wie es mit den ambitionierten Schulbauprojekten des Landkreises weitergeht. Bereits im Frühjahr soll sich der Liegenschaftsausschuss des Kreistags mit dem Thema befassen, unter anderem wird es darum gehen, eine Machbarkeitsstudie für das neue Gymnasium in Auftrag zu geben. Allerdings werden die Kreisrätinnen und Kreisräte auch Farbe bekennen müssen, welche Schule für sie Priorität hat: das Gymnasium Poing oder das Berufsschulzentrum, das in Grafing-Bahnhof geplant ist. Ursprünglich hätten beide Projekte weitgehend parallel verfolgt werden sollen, dies ist angesichts der aktuellen Situation allerdings unmöglich: Corona wirkt sich auch auf die Finanzen des Landkreises aus, zudem musste der Landkreis überraschend 23,5 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen aus der Steueroase im Forst an die Landeshauptstadt München überweisen. Die beiden Schulprojekte wären auch in Zeiten des finanziellen Wohlstands eine Herausforderung: Die Kosten für das Gymnasium werden auf 64 Millionen Euro kalkuliert, die für die Berufsschule auf 78 Millionen Euro.

Dennoch fühlen sich die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft vom Landrat mit ihrem Vorstoß ernstgenommen. Es habe sich um ein "sehr konstruktives Gespräch" gehandelt, für das sich der Landrat viel Zeit genommen habe, heißt es von der IG. Dabei wurde auch die Idee der IG diskutiert, eine Arbeitsgruppe in Form einer Denkwerkstatt einzuberufen, in der verschiedene Möglichkeiten zur schnellstmöglichen Umsetzung des Gymnasiums konkretisiert und deren Ideen und Ergebnisse dann in den LSV-Ausschuss des Kreistages eingebracht werden könnten. Der Landrat habe erklärt,er werde diese Idee unterstützen und nach Möglichkeit selbst an einem Kick-off-Treffen teilnehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der IG.

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