Schulleitungswechsel am Gymnasium Kirchseeon:Bekanntes Gesicht an der Spitze

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Simone Voit, scheidende Schulleiterin, mit Stefan Mühlfenzl, dessen Zusage, weiterhin Stellvertreter zu bleiben, einer der Hauptgründe für den neuen Direktor war, die Stelle anzunehmen. (Foto: Christian Endt)

Von 1. August an geht die Schulleiterin am Gymnasium Kirchseeon Simone Voit in Pension. Ihr Nachfolger, Christian Czempinski, ist in der Schulfamilie wohlbekannt: Bis 2017 ist er der stellvertretende Schulleiter gewesen.

Von Michaela Pelz, Kirchseeon

Acht Schuljahre dauerte es im G8 bis zum Abitur. Ebenso lange war auch Simone Voit am Gymnasium Kirchseeon. Allerdings musste die gebürtige Nürnbergerin in dieser Zeit weder Exen noch Schulaufgaben schreiben – sie leitete die Schule. Zum 1. August geht die Oberstudiendirektorin, die in wenigen Tagen ihren 67. Geburtstag feiert, in Pension. Ihr Nachfolger Christian Czempinski ist im Landkreis Ebersberg kein Unbekannter: Von 2013 bis 2017 wirkte er am „GymKi“ als Stellvertreter, bevor er 2017 die Leitung des Gymnasiums Landschulheim Marquartstein übernahm.

Fragt man Simone Voit nach Meilensteinen ihrer Arbeit, ist es vor allem das „Wir“, das sie betont. Die ganze Schulfamilie sei den Weg zusammen gegangen, habe – etwa während der Pandemie – flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert, sich bei Bedarf auch immer wieder neu aufgestellt und dabei stets das Ziel der Schule im Auge gehabt: Vielfalt.

2008 wurde das Gymnasium Kirchseeon unter der Leitung von Gabriele Söllheim eröffnet. Von Ende 2015 an leitete Stellvertreter Christian Czempinski kommissarisch die Schule, bevor Simone Voit zum Schuljahresbeginn 2016/17 übernahm. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Lehrkräfte hätten bestimmte Dinge in die Hand genommen, und neue Konzepte entwickelt, wie etwa die bewegte Klasse in der fünften Jahrgangsstufe. Aus der Mitte der Lehrerschaft sei noch mehr entstanden. Auf Initiative einer Kollegin sei es im Rahmen von Erasmus Plus zu einem aktiven Austausch mit anderen europäischen Lehrerinnen und Lehrern inklusive gegenseitiger Unterrichtshospitationen gekommen und zu Besuchen auf Schülerseite, wie demnächst einem Schüleraustausch mit Spanien.

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Ebenfalls aus dem Kollegium sei das Lehrerraumprinzip angeregt und realisiert worden. Dabei werden die Räume nicht Klassen, sondern Lehrkräften zugeteilt – aufgrund der Raumnot müssen sich dabei mehrere ein Zimmer teilen. Das Konzept sei, neben der Möglichkeit zur individuellen Raumgestaltung und der Tatsache, dass jeder mit der dortigen Technik vertraut sei, mit weiteren Vorteilen verbunden. „Die Schüler kommen und man empfängt sie. Außerdem müssen die Kinder sich bewegen“, sagt Voit mit einem kleinen Lachen in der Stimme.

Neben solchen Neuentwicklungen sei es aber auch gelungen, mit hoher Kontinuität Etabliertes fortzuführen, wie etwa die des Inklusionsprojekts „Partnerklasse“. „Die gemeinsame Aufführung des ‚Dschungelbuchs’ im vergangenen Jahr war ein beeindruckendes Erlebnis“, sagt die Schulleiterin und verweist auf eine Auszeichnung, die das Wahlfach „Gemeinsam mit der Partnerklasse“ erst kürzlich im Landtag erhalten hat.

„Mit meinem Leitungsteam habe ich sehr vertrauensvoll über die Jahre gearbeitet“, sagt die Schulleiterin

Nicht fehlen darf in der Aufzählung das Sporttheater, auf dessen drei Darbietungen zum Schuljahresende das ganze Schuljahr hingearbeitet werde. Das damit verbundene Engagement mündet demnächst sogar in ein zusätzliches Label für die Lehranstalt – sie wird „Stützpunktschule Tanz“. Was das bedeutet, beschreibt Voit so: „Nach innen und außen geht es so weiter wie immer. Allerdings erhalten wir vom Kultusministerium eine zusätzliche Ausstattung an Stunden, um solche Projekte gut durchziehen zu können.“ Nach wie vor handle es sich aber um ein freiwilliges Angebot, bei dem jeder für sich entscheiden könne, wie lange er oder sie es wahrnehmen wolle. „Manche machen das nur einmal, andere bleiben Jahre dabei.“

Als Simone Voit ihre Zeit in Kirchseeon abschließend zusammenfasst, ist sie hörbar bewegt: „Das GymKi ist eine wunderbare Schule – mit Schülern und Schülerinnen, Eltern, vor allem auch Lehrkräften, die Unwahrscheinliches leisten und immer wieder großen Einsatz zeigen und Dinge ermöglichen. Mit meinem Leitungsteam habe ich sehr vertrauensvoll über die Jahre gearbeitet. So etwas erleben zu dürfen, ist ein großes Glück.“ Auf ihren Nachfolger, der ein Jahr lang ihr Stellvertreter war, bevor er das Gymnasium Landschulheim Marquartstein übernahm, hält sie große Stücke. „‚Czempi‘, wie wir ihn liebevoll nennen, ist für diese Schule genau der Richtige. Einfach perfekt.“

Christian Czempinski, wird aus alter Verbundenheit neuer Leiter des Gymnasiums Kirchseeon, wo er zwischen 2013 bis 2017 bereits die Stellvertreterposition innehatte. (Foto: Christian Czempinski/oh)

Was ihn an seinem neuen Wirkungskreis erwartet, weiß Christian Czempinski gut. Von Ende 2015 an übernahm der studierte Latein-, Griechisch- und Geschichtslehrer am Gymnasium Kirchseeon kommissarisch die Schulleitung. Diese Zeit bezeichnet er als „intensiv, schön und prägend“. Das hat den 59-Jährigen wohl auch dazu bewogen, letztendlich auf die Ausschreibung zu reagieren: „Hätte ich die Schule nicht gekannt und würde ich Stefan Mühlfenzl, mit dem ich damals zusammengewachsen bin, nicht kennen und der nicht als Stellvertreter bleiben, hätte ich es nicht gemacht.“

An eine gänzlich neue Schule zu wechseln, wäre nicht infrage gekommen, denn wie er betont: „Ich freue mich, wieder nach Kirchseeon zurückzukehren – aber ich fliehe nicht aus Marquartstein, ganz im Gegenteil, der Weggang ist schon schmerzlich.“ Einer der Hauptgründe, neben der „alten Verbundenheit“, sei der Anfahrtsweg gewesen, der sich künftig um mehr als die Hälfte reduziere. „Ich wohne in der Nähe von Rott und musste dadurch täglich 90 Kilometer zurücklegen, habe also 140 000 Kilometer oder dreieinhalb Erdumrundungen hinter mir.“

Die Schule hat sich während seiner Abwesenheit toll entwickelt, sagt der neue Direktor Christian Czempinski

Konkrete Pläne für die Zukunft hat er noch nicht. „An eine neue Schule zu kommen und aufzutreten als jemand, der den Laden umkrempelt und Neues schaffen will, geht nicht. Das muss sich evolutionär ergeben.“ Was auf jeden Fall zu meistern sein wird, ist das große Bauprojekt, über das Simone Voit sagt: „Zu Beginn des Schuljahres 2025/26 soll der Erweiterungsbau mit übereinander geschachtelten Modulen stehen. Der Landrat hat gesagt, das wird.“ Czempinski sieht der Sache gelassen entgegen. „Man muss sehen, dass der Schulbetrieb so weit wie möglich unbeeinträchtigt bleibt. Das ist sicher eine Herausforderung, aber es macht auch Spaß, zu sehen, wie etwas erneuert, verändert, vergrößert wird.“

In den Augen des Direktors in spe hat sich die Schule „in jeder Hinsicht gut entwickelt“, deshalb kehre er mit großem Respekt zurück. Und was kommt nun für Simone Voit? „Jeder hat furchtbar Angst, dass mir langweilig wird und ich in ein Loch falle. Doch dem wird nicht so sein“, betont sie. Erstens habe sie weiterhin ihre Aufgaben – aber eben eher im Privaten. Zweitens freue sie sich auf eine weniger getaktete Zeit mit „freieren Entscheidungsmöglichkeiten“, wie sie es formuliert, etwa für Lektüre oder Sport. Und drittens: „Selbst, wenn ich mich mal langweilen sollte, fände ich das nicht dramatisch.“

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