Schulaktion:Da Vincis Geheimnis und andere spannende Fragen

Schulaktion: Marie, Annabelle und Mathilda aus der 6a verwenden Plastikabfälle für ihre Objekte.

Marie, Annabelle und Mathilda aus der 6a verwenden Plastikabfälle für ihre Objekte.

(Foto: Christian Endt)

Beim Kulturtag erweitern die Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Kirchseeon ihren Horizont auf unterschiedlichste Weise.

Von Viktoria Niggemann, Kirchseeon

Warum baute er einst Kriegsmaschinen, obwohl er den Krieg so hasste? Um Leonardo da Vinci geht es in den fünften Klassen beim Kulturtag des Gymnasiums Kirchseeon. Statt Mathe, Deutsch und Biologie hören die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag eine Online-Lesung der Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Schulz-Reiss über den weltberühmten Universalgelehrten. Sie erfahren über die Kriegsmaschinen, die er baute. Eine der Fragen dieses Schultags ist, aus welchem Grund er das machte?

Machte da Vinci es aus finanziellem Interesse? Oder um die Tauglichkeit seiner Überlegungen zur Mechanik zu beweisen? Oder aus ganz anderen Motiven? Die Kinder erfahren außerdem von den Legenden, die sich um sein bedeutendes Gemälde der Mona Lisa ranken und dass er wohl Italienisch gesprochen habe. Leise ist es im Klassenzimmer, aufmerksam hören die Kinder zu und stellen interessierte Fragen. Neben ihren Zweiertischen liegen Bündel aus fingerdicken Ästen auf dem Boden. Was es damit auf sich hat? Das, erklärt Sandra Reim, Lehrerin in der 5b, "soll eine Überraschung sein".

In der 6a geht es um Plastikmüll. "Reduce, Reuse, Recycle" heißt der Workshop

Es ist Kulturtag am Gymnasium Kirchseeon, nicht nur in den fünften Klassen. Einmal im Jahr fällt dafür der Regelunterricht an der Schule aus, sagt Christoph Müller - dieses Jahr Anfang April. Der Fachbetreuer für Musik scheint überall gleichzeitig zu sein und wirkt begeistert von dem Projekt, das im Lehrplan verankert ist. Die Kooperation mit den Lehrkräften sei essenziell - besonders die Kollegen Ruta Dressler, Matthias Ott und Julia Reisinger hätten die Organisation mitgestemmt. Das Programm ist divers und auf die Jahrgänge angepasst, was ein Rundgang durch die Klassen zeigt.

In der 6a etwa geht es um Plastikmüll. "Reduce, Reuse, Recycle" heißt der Workshop, in dem sich die Kinder in Gruppen Wissen aus ausgewählten Texten und Video-Clips angeeignet haben, Plakate anfertigen und sie der Klasse vorstellen. Es geht etwa darum, wie Plastik in die Weltmeere gelangt - vom Seeoner Bach in größere Flüsse, weiter ins Schwarze- und das Mittelmeer und schließlich in den Atlantischen Ozean. Sie lernen, dass Mikroplastik gar in Kleidung und Shampoo zu finden ist und welche gesundheitlichen Gefahren es birgt.

Schulaktion: Jonas und Paul basteln aus Stöcken Objekte und lassen sich dabei von Leonardo da Vinci inspirieren.

Jonas und Paul basteln aus Stöcken Objekte und lassen sich dabei von Leonardo da Vinci inspirieren.

(Foto: Christian Endt)

Plastik brauche 450 Jahre, um sich zu Mikroplastik zu zersetzen, verschwinde aber nie ganz, referiert eine Gruppe. Die Herstellung habe 1950 begonnen, was bedeute, dass bisher hergestelltes Plastik heute noch unzersetzt sei und der Prozess noch lange dauern werde, auch weil die Produktion ja weitergehe, erklärt Stefan Obermaier, Lehrer und Mitglied des schulischen Umwelt-Teams. Ein realitätsnaher Blick auf Plastik sei ihm jedoch wichtig: "Wir wollen hier nichts verteufeln", sagt er. Es gehe darum, "ein Bewusstsein und kritisches Hinterfragen bei den Kindern zu fördern, was Auswirkungen und Alternativen von Plastik angeht".

In den siebten Klassen ist der Mauerfall das zentrale Thema am Kulturtag. Autorin Juliane Breinl ist digital mit von der Partie: sie hat am Vormittag aus ihrem Buch "Mein Mauerfall" vorgelesen. Danach lösen die Siebtklässler gruppenweise verschiedene Rätsel auf Tablets in Escape-Room-Manier, um eine Schatzkiste zu öffnen. Emilia, Marie und Fanny haben den Code bereits geknackt - "es hat Spaß gemacht", sagen sie und fügen lachend hinzu, "auch wenn wir die Fragen googeln konnten."

Die achten Klassen behandeln Gestirne in der Kunst. Dazu ist die Kunsthistorikerin Anja Dollinger für einen virtuellen Vortrag eingeladen. Sie erklärt, wie unterschiedlich Sterne in den Zeitaltern von Wissenschaftlern gesehen wurden. Dann sollen die Kinder selbst kreativ werden. Ob sie Gedichte schreiben, malen oder modellieren, ist ihnen dabei selbst überlassen. Molana und Annabelle haben sich fürs Malen entschieden. Sie fanden den Tag interessant, wären aber "gerne irgendwo hingegangen". So wie die Jahrgangsstufen neun, zehn und elf - die eine Stadtführung durch München machen, das KZ in Dachau sowie ein Musical besuchen. Nur die zwölften Klassen müssen auf den Kulturtag verzichten, da sie kurz nach den Osterferien ihr Abitur schreiben.

Am Mittag zeigt sich bei den Fünftklässlern und ihrer Da-Vinci-Frage, was es mit den Astbündeln auf sich hatte: Flug-Modelle haben sie gebaut. Nicolas und sein Sitznachbar haben sich an da Vincis Skizzen orientiert: Aus den Ästen und Backpapier haben sie "ein Boot, das Flügel hat, mit ordentlichen Tragflächen" gebaut. Wenn alle eifrig am Werkeln sind, ist es jetzt lauter als am Vormittag und die lockere Atmosphäre scheint den Kindern zu gefallen, was auch Nicolas bestätigt: "Ich fand den Tag schön, weil es spannend war - und ohne Hausaufgaben." Warum da Vinci damals Kriegsmaschinen baute, wird sein Geheimnis bleiben.

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