Kommentar:Gute Schule

Kommentar: Das Gymnasium ist eine Schule mit Courage - das steht nicht nur an der Wand, das haben die jungen Leute auch bewiesen.

Das Gymnasium ist eine Schule mit Courage - das steht nicht nur an der Wand, das haben die jungen Leute auch bewiesen.

(Foto: Catherina Hess)

Dazu, dass ein bekannter Rechtsradikaler nun letztinstanzlich wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, haben Kirchseeoner Gymnasiasten beigetragen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ob man nun in der Schule nur für diese oder auch für das Leben lernt, ist keine neue Frage. Sicher ist aber, dass zumindest die jungen Leute, die das Kirchseeoner Gymnasium besuchen und vor drei Jahren eine unangenehme Begegnung mit einem Rechtsradikalen in der Gedenkstätte Dachau hatten, nicht schlecht auf das Leben außerhalb der Schule vorbereitet waren. Sie widersprachen seiner Neonazi-Propaganda nicht nur, sie trugen auch wesentlich dazu bei, dass der Mann deswegen verurteilt wurde.

Dass junge Leute einen mit allen Wassern gewaschenen Propagandisten eines zu Recht in Schutt und Asche gesunkenen Regimes argumentativ in seine Schranken weisen können, setzt nicht nur Zivilcourage voraus, sondern auch eine fundierte Kenntnis der jüngeren Geschichte. Denn die plumpe Holocaust-Leugnung nach Art von "ist doch alles nie passiert", findet sich bei den sich selber gerne als die "Neuen Rechten" bezeichnenden Personen natürlich nicht. Ihre Ideologie ist zwar nicht neu, sie hat sich seit dem unrühmlichen Ende des Nazi-Regimes kaum geändert. Neu ist aber in der Tat die Methode, mit welcher diese uralte und ur-böse Ideologie unter die Leute gebracht werden soll. Das fängt schon beim Erscheinungsbild an: Die springerbestiefelten und bomberbejackten Glatzköpfe, die Reichskriegsflaggen schwenken und martialische Parolen grölen, mag es zwar gelegentlich auch noch geben, ihre smarten Gesinnungsgenossen gehen aber subtiler vor. So eben, wie es auch der nun letztinstanzlich als Volksverhetzer verurteilte Mann vor der Schülergruppe aus Kirchseeon versucht hatte.

Erfolg hatte er damit nicht, ganz im Gegenteil. Die Schülerinnen und Schüler widersprachen nicht nur, sie waren auch in der Lage, den Sachverhalt später vor einem Gericht so zu schildern, dass dieses zu der Überzeugung gelangte, es liege tatsächlich der Tatbestand der Volksverhetzung vor. Das klingt erst einmal einfach, wer die perfide Argumentation der neuen Nazis aber kennt und auch weiß, wie weit gerade in solchen Fällen Gerichte mitunter die Meinungsfreiheit fassen, muss den jungen Zeugen Respekt zollen: Sie haben einem rechten Schwurbler Paroli geboten und auch die Justiz über mehrere Instanzen überzeugt, dass diese Schwurbeleien eben keine freie Meinungsäußerung mehr sondern glasklare Nazi-Propaganda war. Setzen, Eins plus!

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