Gut Sonnenhausen:So lief die zweite Auflage des "Alpenspaktakels"

2. Alpenspektakel Sonnenhausen

Die "Zuaheisl Aufgeiger" spielen im Biergarten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf Gut Sonnenhausen werden die Gäste wieder nicht nur an Leib und Seele verwöhnt, sondern auch mit allerlei Traditionen bekannt gemacht.

Von Rita Baedeker

Gründe für einen "Juuz" gibt es immer: Wenn einem wohl ist ums Herz, das Vieh gesund und das Gras grün. Beim Melken, Heuen, Ausmisten wird gejuuzt; sogar in trauriger Stimmung intonieren Hirten den traditionellen Gesang der Berge oder wenigstens ein "Jüüzli". Melodisch klingen sie, die Juuz-Laute, welche die aus dem Muotatal im Kanton Schwyz stammende Formation in der Reithalle von Gut Sonnenhausen zum Besten gibt.

2. Alpenspektakel Sonnenhausen

Das Brot wartet auf den Holzofen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mittels Schnalzlauten und schräger Tonintervalle wurde - und wird - das in den steilen, steinigen Hängen verstreute Vieh zusammengetrieben. Klingt ein bisschen wie "Tüahohoho und "sasasasa". Doch auch der schönste Hirtentenor beeindrucke das Vieh nicht immer, erzählt Bernhard Betschart später beim Workshop "Naturjuuz" im Kapellsaal.

Bei der nunmehr zweiten Auflage des "Alpenspektakels", veranstaltet von Hausherr Georg Schweisfurth, Metzger, Volkswirt, Autor, und Jazzsängerin Stephanie Boltz, Leiterin der Konzertreihe in Sonnenhausen, gehört auch dieser Kurs zum fabelhaften Programm des Festivals. Kultur und Kulinarisches, Jazz und Volksmusik, die in Herbstfarben glänzende Voralpenlandschaft und die romantische altenglische Architektur des Gutshofes mit seinen Gärten bilden ein märchenhaftes Ganzes, das Staunen und kindliche Freude erzeugt.

2. Alpenspektakel Sonnenhausen

Christoph Pepe Auer, Matthias Loibner und Christian Bakanic sind konzertant unterwegs.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Erdig, archaisch, bisweilen dissonant klingen die Tonfolgen des Juuz, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. "Juuzen hat etwas Befreiendes", sagt Betschart und stößt einen Schrei aus, der durch Mark und Bein geht. Die Schüler lockern ihre Glieder, wippen, klopfen einander auf den Rücken, testen Brust- und Kopfstimme. "Das Juuzen ist von der Natur inspiriert, man machte sich keine Gedanken über den Gesang, die Bauern hatten schließlich keine Zeit zum Üben", erklärt Betschart. Später führen die Kursteilnehmer das Gelernte unter freiem Himmel auf. Klingt richtig schön. Alle Rindviecher rundum werden aufgehorcht haben.

2. Alpenspektakel Sonnenhausen

Das Lamm hängt über dem Feuer.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bergluft und Gesang machen hungrig. Im Kochstall, wo das vormittags geschlachtete Schwein zu Braten und Würsten verarbeitet wird, riecht es nach Majoran, Muskat und Piment. Wer mag, darf einen Finger in den frischen Leberwurstteig tauchen und ablecken. Draußen im Hof steigt von einem Ofen mit glimmender Holzkohle Rauch auf. Dort gart Fleisch in einem dicken Mantel aus Salz. Ein paar Meter weiter wird eine Lammhälfte am offenen Feuer geröstet, daneben schmort Gemüse in einem Erdofen. Für die Besucher im Biergarten spielen die Zuahäusler Aufgeiger aus Brannenburg fröhliche Wirtshausmusik.

"Oane moane pack i no, du scho a, du scho a"

In jedem Wirtsgarten willkommen ist auch die Band Oansno. Die jungen Münchner, unter anderem ausgezeichnet mit dem Fraunhofer Volksmusikpreis, versetzen die Zuhörer mit Musik auf Tuba, Trompete, Akkordeon und Bierwagerlschlagzeug in Wallung. In ihren Liedern vagabundieren die Vier von der Isar bis in die ungarische Tiefebene und auf den Balkan. Die Texte: klangmalerisch, satirisch, frech. "Unter der Bruckn, da bin i dahoam; den Porsche und den Bungalow, den hab i verlorn!", heißt es in einem der von Michi als autobiografisch angekündigten Songs. Als die Musiker aufhören wollen mit Spielen, kommt, was kommen muss: "Oansno!", rufen die Leute. Also gut! "Oane moane pack i no, du scho a, du scho a", lautet der Refrain der Zugabe, den alle mitsingen.

Mit Dialekt hält auch Bass-Klarinettist und Saxofonist Christoph Pepe Auer, international viel beschäftigter Musiker, Komponist und Bandleader aus Tirol nicht hinterm Berg. Gemeinsam mit Christian Bakanic, Steirische und Akkordeon, und Matthias Loibner, Drehleier, bildet Auer ein Trio, das mit verblüffenden Kompositionen und Klangreisen aufwartet. Ein "Meraner" wandelt bald auf schwindelerregend steilen jazzigen Pfaden.

Stücke aus Auers Werkstatt handeln von Jugend-Erinnerungen, etwa von seiner Zeit in Schweden, exotisch, virtuos und ideenreich, was er mit der Klarinette anstellt. Faszinierend auch Loibner aus Wien, der sich ganz der Drehleier verschrieben hat. In Sonnenhausen, das er jetzt, da es dunkel geworden ist, "Mondhausen" nennt, interpretiert er mit Auer und Bakanic aus Graz, der seinem Instrument viele Klangfarben entlockt, ein Lied aus Schuberts "Winterreise", das den Titel "Nebensonnen" trägt und Räume öffnet.

Dem geschlachteten Schwein, das "schon in den Bäuchen ist", wie Auer lächelnd sagt, widmen die Drei ein weiteres Stück. Die Drehleier grunzt, das Saxofon quiekt, die Steirische brummt. Ein paar Takte aus "Wiener Blut" und Khatschaturians "Säbeltanz" untermalen die charmante Hommage. Mit einer ruhigen alpenländischen Weise verabschieden sich die drei Österreicher von einem begeisterten Publikum, das in die Nacht entschwebt oder zur Band Kofelgschroa in die Reithalle eilt. Und weil es so schön ist, heißt es dort später noch einmal: "Oansno!"

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