Eine mathematische Gleichung besteht aus bekannten sowie unbekannten Faktoren, also Zahlen und Variablen. Bei der Frage, wie sich die Marktgemeinde Kirchseeon eine dringend benötigte neue Grund- und Mittelschule in Eglharting leisten will, steht eine Zahl bereits fest: 20 Millionen Euro. „Mehr darf das Projekt nicht kosten“, stellte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung unmissverständlich klar. Offen bleibt damit noch die Variable, nämlich wie viel Schule man für dieses Geld bekommt.
Die Größenordnung, die die Gemeinde bräuchte, um den zu erwartenden Bedarf abzudecken, ist wiederum bekannt. Aus der Einwohnerentwicklung lässt sich ablesen, dass Kirchseeon jährlich um etwa 100 Bewohner wächst. Zumindest war das in den Jahren 2007 bis 2022 der Fall. Eine Prognose des Ebersberger Landratsamtes deckt sich in etwa mit dieser Zahl, hier ist von einem zu erwartenden Zuwachs von 95 Personen pro Jahr die Rede. Diese Daten hat das von der Gemeinde beauftragte Projektsteuerungsbüro nun als Grundlage genommen, um den Bedarf an Klassenzimmern für die neue Grund- und Mittelschule zu errechnen. Demnach wären 20 Räume nötig, um die Schülerinnen und Schüler angemessen unterrichten zu können.
Die Kirchseeoner Grund- und Mittelschule ist auf zwei Standorte aufgeteilt
Die Klassenzimmer sollen jedoch nicht alle in der neu zu bauenden Schule in Eglharting entstehen, denn bei der Grund- und Mittelschule gibt es eine Besonderheit: Sie ist in zwei Standorte aufgeteilt, einer in Eglharting, der andere in Kirchseeon. Wie sich also der ermittelte Raumbedarf genau verteilt, muss in Absprache mit der Schulfamilie noch geklärt werden. Und auch die Frage, ob es am Ende überhaupt 20 Klassenzimmer werden, ist noch offen. Die Gemeinde nämlich verfügt über Eigenmittel von 15 Millionen Euro, fünf weitere Millionen sollen über Förderungen hinzukommen – danach ist aber Schluss.
Man müsse also sehen, welche Schule man für das Geld bekomme, sagte Bürgermeister Paeplow, der seinem Gemeinderat zwei Varianten zur Abstimmung vorlegte: Entweder eine kleinere Version mit 16 Klassenzimmer und der Option, diese später aufzustocken, oder eine größere Variante mit 20 Klassenzimmern. Dass sich die Räume auf zwei verschiedene Standorte verteilen, spielt bei der Frage nach einer möglichen Förderung indes keine Rolle, denn hier gilt die Grund- und Mittelschule Kirchseeon als eine einzige Bildungseinrichtung.

Sport im Landkreis Ebersberg:Kirchseeon lässt E-Biker abblitzen
Bürgermeister Jan Paeplow hätte gerne zusammen mit dem E-Bike-Weltverband eine größere Veranstaltung am Ort aufgezogen – doch der Gemeinderat macht ihm einen Strich durch die Rechnung.
Die Mitglieder des Gemeinderates trieb dieser Umstand aber durchaus um. Auch Paeplow musste einräumen, dass die räumliche Trennung der Schule „nicht optimal“ sei. Barbara Blanc (UWG) verwies darauf, dass die größeren Baugebiete am Ort allesamt im Einzugsgebiet des Kirchseeoner Standorts liegen würden. Weil dort eine Erweiterung aber nicht möglich ist, stattdessen das in die Jahre gekommene Eglhartinger Gebäude dringend saniert oder eben neu gebaut werden muss, sagte Blanc: „Die Schüler müssten dann nach Eglharting fahren, das können wir unseren Familien nicht antun.“ Sie plädierte dafür, „eine Lösung für den ganzen Ort“ zu finden.
An den räumlichen Gegebenheiten lasse sich nun mal nichts ändern entgegnete Bürgermeister Paeplow. Er sei auch für eine Diskussion über andere Lösungen offen, diese müssten aber finanzierbar sein. Zudem erinnerte der Rathauschef daran, dass die Zeit drängt: „Die Mängel werden größer“, sagte er über das alte Schulgebäude in Eglharting. Wie es mit diesem weitergehen soll, treibt Susanne Markmiller (FDP) schon seit längerem um. Sie kritisierte in der jüngsten Sitzung erneut, dass dem Gremium noch keinerlei Informationen über die Höhe der möglichen Abrisskosten vorlägen, die man konsequenterweise in das Projekt einpreisen müsste. Sie plädierte deshalb dafür, zunächst die kleinere Variante ins Auge zu fassen: „Wenn man’s nicht hat, dann hat man’s nicht“, sagte Markmiller über die Kirchseeoner Finanzen.
Dennoch votierte die Mehrheit des Gremiums letztlich dafür, zunächst die Umsetzbarkeit der größeren Variante mit 20 Klassenzimmern abzuklären. Sollte sich diese als nicht finanzierbar herausstellen, könne man immer noch umschwenken, wie Bürgermeister Paeplow sagte, der den Gemeinderäten versicherte: „Es wird nichts freigegeben ohne eine entsprechende Förderung.“