Grünes Abitur:Jagdverband verleiht Hegepreis

Martin Otter ehrt einen Landwirt, der darauf achtet, dass bei der Ernte keine Jungtiere verletzt werden

Rita Baedeker

Nicht jedes Kind reagiert mit Stolz, wenn der eigene Vater Böcke schießt. In der Familie Otter war das anders. "Als Bub hab ich meinen Vater gern begleitet, wenn er auf die Jagd gegangen ist", sagt Martin Otter (Foto: Endt), Vorsitzender im Landesjagdverband, Kreis Ebersberg. "Ich hab mir ein Zweigerl an den Hut gesteckt und bin damit in die Schule gegangen." An diesem Freitag feiert der Verband das Hubertusfest, auch Erntedankfest der Jäger genannt, die sich, ganz im Sinne des Heiligen, als Hüter der Natur und der Tierwelt verstehen. Martin Otter wird einem Landwirt, der selber kein Jäger ist, den Hegepreis "Ebersberger Arche" überreichen. Der Mann bemühe sich mit Erfolg, bei der Ernte keine Rehkitze oder andere Jungtiere zu verletzen, sagt Otter. Ein handkoloriertes Dokument und ein Geldbetrag sind Lohn für die Mühe.

Auch 22 Jungjäger, die gerade ihre Prüfung abgelegt haben, bekommen an diesem Freitag ihre Urkunden. Der Jägerbrief, sagt Otter, ist so etwas wie das "grüne Abitur". Je sechzig Stunden Theorie und Praxis liegen hinter ihnen. Die Ausbildung umfasst Fächer wie Biologie, Naturschutz, Land- und Waldbau sowie die Arbeit mit dem Hund, dem wichtigsten Partner des Jägers. "Die Jagd hat viel mehr Facetten als nur das Schießen", sagt Otter. Auch hätten sich die Anforderungen an die Jäger verändert. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft werde es schwieriger, die Natur zu schützen. Ein Beispiel: "Wenn es immer weniger Feldraine gibt, fehlen dem Wild Lebensräume, Nahrungsquellen und die Deckung", sagt Otter.

Seit mehreren Generationen schon hat Martin Otters Familie Waldbesitz. 1986 hat er den Jagdschein gemacht. Nach dem Studium in Weihenstephan arbeitete er als Agrar- und Wirtschaftsingenieur. "Ich war in der ganzen Welt unterwegs. Doch bald habe ich gemerkt: Wenn ich auf den Hochsitz klettere, komme ich zur Ruhe. Ich beobachte die Natur, spüre die Jahreszeiten." In "Fee", seinem Deutschen Langhaar-Vorstehhund, hat er eine treue Begleiterin.

"Wir Jäger bewegen uns in einem Spannungsfeld", sagt Otter. "Waldbesitzer sagen oft, wir würden nicht genug tun; andere bezeichnen uns als blutrünstige Lustmörder." Es gebe viele Menschen, die sich von den Abläufen und Notwendigkeiten in der Natur weit entfernt haben. Dabei geht der Tod eines Lebewesens auch ihm nahe. "Mir liegt vor allem der Schutz und die Erhaltung der Tierwelt am Herzen", sagt Otter. "Beim ersten Mal wusste ich nicht, ob ich es kann. Wenn das jemanden kalt lässt, wäre das beunruhigend." Jagd sei notwendig, um beim Wild das Gleichgewicht zwischen Bestand, Alter, Geschlecht und Nahrungsangebot zu erhalten. Wichtig sei, dass ein Tier nicht leide. "Wir tun viel für das Gemeinwohl bis hin zur Beschaffung gesunder Lebensmittel", sagt er. Dazu fallen ihm gleich leckere Rezepte ein, "nicht nur der übliche Rehrücken mit Preiselbeeren". Vor fünf Jahren hat auch seine Frau den Jagdschein gemacht. Sohn und Tochter, 20 und 22 Jahre alt, interessierten sich indes kaum dafür. Ob der Vater Böcke schießt oder nicht.

Die von den Jagdhornbläsern begleitete Hubertusfeier findet am diesem Freitag, 8. November, 20 Uhr, im Gemeindesaal Alxing statt. Um 19 Uhr ist Hubertusmesse in der St. Michaelskirche.

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