Großer Tag für viele Familien:Möge die Macht mit ihnen sein!

532 Schüler erhalten ihr Reifezeugnis, erstmals auch in Kirchseeon. Bürgermeister Udo Ockel freut sich über seine erste Abiturfeier, eine Elternbeirätin gratuliert zum Ende von "zwölf Jahren Rotstift-Milieu" - und Landrat Robert Niedergesäß zückt die Pumpgun

Von Isabel Meixner und Karin Kampwerth

In einer anderen Galaxie wird der ein oder andere Abiturient nach dem Bestehen der Prüfungen sicherlich schweben. Passend also, dass die Schüler in Kirchseeon ausgerechnet zu der Musik von "Star Wars" über die mit Blumen geschmückte Wendeltreppe in die Aula einzogen. Auch das 2008 gegründete Gymnasium selbst erschloss in diesem Jahr neue Galaxien: Zum ersten Mal legte ein Jahrgang seine Prüfungen ab. "Das ist ein besonderer Tag auch für mich", gestand Direktorin Gabriele Söllheim, die sich nicht nur darüber freute, dass von 91 angetretenen Schülern 90 die Prüfung bestanden hatten, sondern es auch dreimal die Traumnote 1,0 gab. Ein Abiturient erhielt für seine Facharbeit in Chemie sogar den Preis der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung und der LMU München. "Ihr seid mir ans Herz gewachsen", bekannte Söllheim. Auch Bürgermeister Udo Ockel, der selbst die Realschule besucht hatte, gab zu, dass der Tag ein besonderer für ihn ist: "Das ist meine erste Abiturfeier." Eine eigene Zeitrechnung machte Landrat Robert Niedergesäß auf: Sein Abitur sei erst sechs Weltmeisterschaften her - ergo 24 Jahre -; gewinnt Deutschland die WM, "bin ich nur ein Weltmeister-Jahrgang älter als ihr".

Weniger harmoniebedürftig zeigte Niedergesäß sich anschließend bei der Abiturfeier an seiner alten Schule, dem Humboldt-Gymnasium Vaterstetten. Der Landrat war am Donnerstag unfreiwillig in den Abistreich geraten und mit einem Eimer Wasser nass gemacht worden. "Rache ist süß", fand er und zückte die Wasser-Pumpgun - allerdings entsichert. Dem Übeltäter - dem Nachbarsjungen - versprach Niedergesäß Rache mit dem Gartenschlauch. Die Abiturienten Max Leinekugel und Nicola Mayerhofer selbst blickten mit Stolz und Ironie auf ihre Schulzeit zurück - und plauderten Details aus der Facebook-Gruppe aus, die die Klasse gegründet hatte: Zu den Highlights der Posts gehörten Videos wie "Faust in fünf Minuten", ein Song zur Polynomdivision oder auch die Frage am Vorabend des Deutschabiturs, wie man eine Erörterung schreibe. Auch die Suche nach einem Abimotto via Facebook-Abstimmung habe sich schwierig gestaltet: "Man konnte für eines der beiden Mottos stimmen oder für 'beide scheiße'. Wofür sich die meisten von uns entschieden haben, können Sie sich ja denken." Im Anschluss überreichte Direktor Rüdiger Modell den 180 Abiturienten ihr Zeugnis. 55 Schüler konnten sich über eine Eins vor dem Komma freuen, sechsmal gab es eine 1,0 - ein einmaliges Ergebnis, sagte Modell: "Ich habe großen Respekt vor Ihnen, weil viele von Ihnen zu echten Persönlichkeiten gereift sind." Auch Elternbeirätin Sabine Pillau gratulierte den Abiturienten zum Ende von "zwölf Jahren Rotstift-Milieu".

Eine Premiere gab es am Freitag auch in Grafing - und zwar für Paul Schötz, der seit Februar Direktor des Gymnasiums ist und in dieser Funktion seine erste Abi-Rede hielt. Er bat die 112 Abiturienten, bei der Berufswahl gut in sich hineinzuhören und auf ihr Interesse und nicht nur auf das Einkommen zu schauen: "Für welchen Weg auch immer Sie sich entscheiden, gehen Sie diesen mit vollem Einsatz, Zielstrebigkeit und Begeisterung." Er wünsche ihnen viel Erfolg dabei: "Glück ist wunderschön - aber es macht Arbeit."

In Markt Schwaben konnte Direktor Gerhard Dittman 151 jungen Männern und Frauen ihr Zeugnis überreichen - so vielen wie noch nie in der Geschichte des Franz-Marc-Gymnasiums. Zwei von ihnen erhielten allerdings nur einen leeren Umschlag: Sie müssen in der kommenden Woche nochmals zur Prüfung antreten, weil sie während der Abiturzeit krank geworden sind. Der Notendurchschnitt lag in diesem Jahr bei 2,36, vier Schüler erzielten die Note 1,0. Aber zufrieden? Bei Dittmann war die Freude angesichts von sechs Durchfallern getrübt: "Das finde ich furchtbar, wenn's so unmittelbar vor der Ziellinie nicht klappt." In seiner Rede forderte der Direktor seine ehemaligen Schüler auf, sich Gedanken über ihren Weg, den "roten Faden" in ihrem Leben, zu machen: "Jeder muss auch für sich selbst entscheiden, wo er die Knoten haben möchte, die ihm Halt geben." Ein Schmunzeln rief ein Gespräch zwischen einer Lehrerin und einem Schüler hervor, das Dittmann mitgehört hatte und in seiner Rede zum Besten gab: "Wenn Du in den letzten zwei Jahren so häufig in meinem Unterricht gewesen wärst, wie ich Dich in den letzten Tagen an der Schule gesehen habe - zu welchen Leistungen wärst Du fähig gewesen."

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