Großeinsatz für die Feuerwehr:Schreck am Morgen

Bei Bauarbeiten in Ebersberg wird eine Gasleitung beschädigt. Zahlreiche Häuser und eine Kinderkrippe wurden evakuiert

Von Bastian Hosan

Großeinsatz für die Feuerwehr: Die Feuerwehr hat die Baustelle weiträumig abgesperrt

Die Feuerwehr hat die Baustelle weiträumig abgesperrt

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

ist am Mittwochvormittag eine Gasleitung beschädigt worden. Alle angrenzenden Gebäude mussten evakuiert werden. Denn: "Es besteht akute Explosionsgefahr", sagte Uli Proske, Einsatzleiter und Kommandant der Feuerwehr Ebersberg. Ein 42-jähriger Baggerfahrer hatte neben dem Gehweg gebohrt und die Gasleitung dabei versehentlich beschädigt. Dadurchlöste er einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Da es sich um eine Hauptgasleitung handelte, musste nach Angaben der Polizei das gesamte Gasnetz in Ebersberg ausgeschaltet werden. Um kurz vor zehn Uhr war der Alarm bei der Feuerwehr Ebersberg eingegangen, so Proske.

Großeinsatz für die Feuerwehr: Dieser Bohrer hat die Gasleitung beschädigt

Dieser Bohrer hat die Gasleitung beschädigt

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

"Ich habe gedacht, der ganze Lärm wäre im Fernseher", sagte Anwohnerin Margit E. "Dann hat meine Nachbarin nach mir gerufen und wir sind beide nach draußen gestürmt." Einige Anwohner ausländischer Herkunft haben hingegen nicht verstanden, warum sie ihre Häuser verlassen mussten. Auch die angrenzende Kinderkrippe musste geräumt werden. Insgesamt wurden bei dem Einsatz neun Anwohner, 25 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren und deren acht Betreuer ins Freie geschickt. Auch Ebersberger, die in der Nähe arbeiteten, mussten ihre Tätigkeit unterbrechen. So konnten auch die Mitarbeiter des Familienzentrums nicht in ihr Büro, bis die Gefahr gebannt war.

Das Problem: Die Hauptgasleitung sei nur in großen Abständen mit Reglern zum Abschalten ausgestattet, so Proske. "Das ganze Areal muss so lange gesperrt bleiben, bis die gesamte Leitung gasfrei ist." Bei einer so großen Leitung könne das lange dauern, da darin bis zu zehn Bar Überdruck herrschten und deshalb sehr viel Gas in der Leitung sei. Durch das Abschalten könne aber sichergestellt werden, dass sich bald kein Gas mehr in der Leitung befindet, sagte der Einsatzleiter. Am frühen Nachmittag wurde das Gas nach Informationen der Ebersberger Feuerwehr wieder angeschaltet.

Ein weiteres Problem sei auch die wechselnde Windrichtung und -stärke, erklärt Proske. "Die wirkliche Gefahrenquelle ist bei einem Gasleck immer schwer auszumachen. Wenn das Gas aus der Leitung ausströmt, hat es eine sehr hohe Konzentration. Gas brennt erst, wenn es sich mit ausreichend Luft vermischt, dann ist es jedoch hochentzündlich." Wo sich aber eine für eine Verbrennung optimale Gas-Luft-Mischung bildet, sei - gerade bei den unbeständigen Windverhältnissen - völlig unklar. "Daher haben wir das Gelände auch weiträumig abgesperrt und lassen auch niemanden zurück zu den Häusern", sagte Proske. Auch der Strom sei in der Umgebung vorsichtshalber abgeschaltet worden, um die Gefahr möglicher Zündquellen zu minimieren.

Insgesamt waren bei dem Einsatz 25 Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehren aus Ebersberg und Grafing ausgerückt. Auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) war mit drei Einsatzkräften vor Ort, um sich um die Anwohner zu kümmern. Eine ältere Dame, die auf die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen ist, musste vom Rettungsdienst versorgt werden, sagte der Leiter des Rettungsdienstes, Gerhard Müller. "Sie hatte ihr Inhalationsgerät bei der Evakuierung im Haus gelassen." Das BRK konnte die Frau in Sicherheit aber in ihrem Einsatzfahrzeug mit dem notwendigen Sauerstoff versorgen. Einige der Hausbewohner warteten in Sandalen und kurzen Hosen darauf, ihre Häuser wieder betreten zu dürfen. Um sie musste sich das BRK aber nicht kümmern. Auch die Kinder der Kinderkrippe mussten Schutz vor dem austretenden Gas suchen. "Zum Glück machen wir mit den Kindern regelmäßig Brandschutzübungen", sagte Susanne Popp, Leiterin der Kinderkrippe am Kurt-Rohde-Platz. "So wusste jeder von uns, was zu tun ist." So sei auch unter den Kindern keine Panik ausgebrochen. Nach der Evakuierung warteten sie auf einem Spielplatz außerhalb der Gefahrenzone gemeinsam mit ihren Betreuerinnen darauf, wieder in ihre Krippe gelassen zu werden. "Einige Kolleginnen wollten sowieso gerade mit den Kindern raus an die frische Luft gehen, als die Feuerwehr kam", sagte Popp. "Sie wurden von den Einsatzkräften wieder reingeschickt, damit sie sich warm anziehen können." Danach hätten alle das Gebäude verlassen müssen, so die 31-Jährige. Gegen zehn Uhr mussten die Kinder und ihre Betreuer das Gebäude verlassen. Durch das schnelle Eingreifen der Polizei und der Feuerwehr konnten alle Anwohner umgehend aus den umliegenden Gebäuden in Sicherheit gebracht werden, so dass niemand verletzt wurde. Dieser Meinung ist auch die Anwohnerin Margit E.: "Zum Glück hat die Feuerwehr so schnell reagiert." Sie hoffe aber dennoch, möglichst schnell wieder zurück in ihr Haus zu kommen, denn: "Ich hab in der Eile nur Hausschuhe anziehen können. Da wird es einem doch schnell kalt an den Füßen."

Während Polizei, Feuerwehr und BRK sich um die Gefahrenquelle kümmerten, vergnügten sich die Kinder der Krippe ausgelassen auf dem Spielplatz. "Sobald wir wieder ins Haus dürfen, werden wir zu Mittag essen", sagt die Betreuerin, "das hätten wir eigentlich schon jetzt gemacht."Laut Polizeibericht konnten sie und die Anwohner gegen elf Uhr wieder in ihre Häuser zurück.

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